Ausstellungskonzept steht, jetzt wird umgesetzt
14.03.2025 MellingenGeld sammeln und die Themen der neuen Dauerausstellung im Ortsmuseum festlegen – Hanspeter Koch spricht über den Etappenerfolg
In der neuen Dauerausstellung geht es um den Weg über die Reuss, um eine Mauer um die Stadt und um das Juliusbanner oder den Zwinglibecher. ...
Geld sammeln und die Themen der neuen Dauerausstellung im Ortsmuseum festlegen – Hanspeter Koch spricht über den Etappenerfolg
In der neuen Dauerausstellung geht es um den Weg über die Reuss, um eine Mauer um die Stadt und um das Juliusbanner oder den Zwinglibecher. – Stadtrat Hanspeter Koch gibt einen Einblick in eine neue Ausstellung, die 2026 in der Stadtscheune eröffnet wird.
Vor über zehn Jahren sei eine «knallharte Analyse» präsentiert worden, sagt Hanspeter Koch, Stadtrat in Mellingen, Historiker und Präsident der Museumskommission. Damals wurde die Dauerausstellung, die seit 1996 im Mellinger Ortsmuseum Stadtscheune zu sehen war, unter die Lupe genommen. «Der Impuls für eine Neuausrichtung des Ortsmuseums war aus dem Gemeinderat gekommen», erklärt Koch. 2013 lag die Situationsanalyse vor. Die beiden zentralen Empfehlungen lauteten «die Dauerausstellung soll einen zeitgemässen Auftritt erhalten» und sie soll «im Bereich Museumspädagogik und Geschichtsvermittlung professionalisiert werden». – Konkret: Es braucht frischen Wind für die Dauerausstellung.
«An diese Aspekte knüpften wir im Jahr 2022 an», erklärt Hanspeter Koch. Die Museumskommission, der Verein Museum Altstadt Mellingen und das Zürcher Büro «Raumprodukt» erarbeiteten ein Konzept für einen zeitgemässen Ausstellungs-Auftritt. Gleichzeitig musste die Finanzierung sichergestellt werden. Benötigt wurden einige hunderttausend Franken. Eine Herausforderung für die Gruppe: «Wie bringen wir diese Summe innert nützlicher Frist zusammen?»
Die Finanzierung ist gesichert
«Die Suche nach Sponsoren verlief zunächst harzig», erklärt Koch. Schliesslich kamen mittels Fundraising aber 300 000 Franken zusammen. Zu den grosszügigen Spendern zählt die lokale «Nüssli-Stiftung», die «Göhner-Stiftung», die von Bruno Stefanini gegründete Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, die Stiftung «Lebensraum Aargau» sowie weitere Donatoren. Ausserdem konnten 68 000 Franken aus dem Vermögen des 2013 aufgelösten Vereins «Forum Stadtscheune» auf den neuen Verein Museum Altstadt Mellingen übertragen werden. «Seit Herbst 2024 verfügen wir über den nötigen Betrag», sagt Koch – rund 360 000 Franken. Das Risiko für die Dauerausstellung bleibt beim Verein, weil die Stadt keine Defizitgarantie leisten wird.
Die Sicherstellung der Finanzierung war ein wichtiger Schritt in die gewünschte Richtung. Erst recht, weil die Stadtscheune 2026 ihr 30-jähriges Bestehen feiern kann. Zum Jubiläum «30 Jahre Stadtscheune» wird die neue Dauerausstellung bereit sein, versprechen die Macher.
«Nun geht es an die Umsetzung», erklärt denn auch Hanspeter Koch in der Stadtscheune. Vor ihm liegt das Konzept mit dem Arbeitstitel «Mellingen – Perle und Zankapfel». Die Dokumentation fokussiert auf drei Themen, welche die Ausstellungsmacher als unverzichtbar erachten: Die geografische Lage, die Grösse der Gemeinde und Aspekte rund um den Glauben.
Auswählen aus tausend Exponaten
Anhand einzelner Objekte wird die Geschichte der Stadt erzählt. Dabei hatte die Gruppe die Qual der Wahl. Denn im Mellinger Museumsdepot lagern über tausend Exponate – einzigartige Objekte neben eher gewöhnlichen Alltagsgegenständen, wie Heugabeln. Jedes Objekt erzählt eine Geschichte. Und doch kann nicht alles gezeigt werden. «Lage, Lage, Lage» lautet das erste Thema und erzählt, wie die Geschichte sehr kalt mit einer Eisdecke von 700 Metern beginnt, mit einem Gletschersee und einem Fluss, der ein breites Gletschertal entwässert. Der Fluss wird später «Reuss» heissen. Tüchtige Bauleute bauten Jahrtausende später Brücken. Die erste erstellten die Herren von Kyburg.
Mellingen – «das ummauerte Dorf»
Beim zweiten Thema geht es um «das «ummauerte Dorf». Erzählt wird von einem Geschenk der Herren von Habsburg. Es geht um den Stolz der Bürger, um Armut, Rivalen und beschränkte Mittel. Die Mellingerinnen und Mellinger erhalten spät das Stadtrecht. Aus Bauern, Handwerkern und Dienstleuten werden selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger einer Kleinstadt. Tüchtige Familien führen die Stadt durch schwere Zeiten. Die Bürger können stolz sein auf ein Spital, eine Schule, auf einen Markt und ein eigenes Gericht und alles wird geschützt durch eine Mauer. Doch in vielem ist Mellingen mehr Dorf als Stadt.
Die neue Dauerausstellung lebt von der multimedialen Inszenierung. So blickt man von der Galerie aus auf die Wände des Forums. An diese Mauern werden historische Fotos projiziert. Besucherinnen und Besucher wählen die Projektionen über einen Zahlenstrahl auf einem Monitor an. «Chronologisch und faktenorientiert erzählen diese Bilder Mellingens Geschichte», erklärt Hanspeter Koch. Geschichten von Migration und Auswanderung genauso wie vom Tanklager oder von der Industrie.
Religion und ihre Schlüsselobjekte
«Leben und Glauben zwischen den Fronten» heisst das dritte Thema. 1529 brechen die Bürger von Mellingen mit der katholischen Kirche und wechseln zum neuen Glauben des Reformators Zwingli. Zwei Jahre später kehren sie unter Zwang zum alten Glauben zurück: Mellingen wird zur katholischen Frontstadt der fünf inneren Orte der Eidgenossenschaft. Unter kirchlicher Aufsicht entwickelt sich eine verbindliche und lebendige Volksfrömmigkeit, die alle Lebensbereiche erfasst und bis in die neueste Zeit Bestand hat. Dieses Thema bietet den perfekten Rahmen für die Schlüsselobjekte der Sammlung.
Präsentiert werden deshalb Juliusbanner, Pestglocke, Taufstein, Totenfahne oder Zwinglibecher. Auch zwei Figuren des Künstlers Freddy Air Röthlisberger werden hier stehen. Sie sollen die Diskussion lancieren und um die «Wahrheit» streiten, die mit der Glaubensspaltung auch in Mellingen Konkurrenz bekommt.
Die vielen Funktionen des Hauses
Im Altstadthaus, in welchem seit der Eröffnung im Jahr 1996 die Bibliothek Mellingen, das Forum als Raum für Kunst und in den oberen drei Stockwerken auch das Museum untergebracht sind, soll mit der neuen Ausstellung der Auftritt des Museums gestärkt werden. Möglicherweise lenkt beim Eingang ein Zahlenpuzzle den Blick auf wichtige Ereignisse in der Stadtgeschichte. Auch der Wappenstein soll im Parterre ausgestellt werden. «Besucherinnen und Besucher sollen bereits im Eingangsbereich erkennen», sagt Hanspeter Koch, «dass dieses Gebäude von verschiedenen Institutionen genutzt wird».
Heidi Hess





