Brücke wird angehoben und eingehüllt
04.07.2025 MellingenDie Reussbrücke wird ein Jahr lang gesperrt, der Kanton informierte über die Sanierungsarbeiten
Mit einem Kunstobjekt von Christo wird sich Mellingen nicht brüsten können. Dennoch dürfte die Reussbrücke während der Sanierungsphase viel Aufmerksamkeit ...
Die Reussbrücke wird ein Jahr lang gesperrt, der Kanton informierte über die Sanierungsarbeiten
Mit einem Kunstobjekt von Christo wird sich Mellingen nicht brüsten können. Dennoch dürfte die Reussbrücke während der Sanierungsphase viel Aufmerksamkeit geniessen.
In drei Jahren wird die Eisenbrücke über die Reuss 100 Jahre alt. Gebaut wurde sie 1928. Bevor gefeiert wird, wird aber saniert. Im grossen Stil: Die Brücke bleibt ein Jahr lang gesperrt, teilweise geschehen Arbeiten an der Brücke und an der Hauptgasse zur gleichen Zeit. Für die Bauphase wird die Brücke komplett eingerüstet und 2,6 Meter in die Höhe gehievt, damit auch von unten her gearbeitet werden kann. Für die Korrosionsschutzarbeiten an der Eisenbrücke wird sie zudem eingehaust, respektive verhüllt – fast als wäre sie ein Kunstobjekt von Christo. Darüber informierte Anfang Woche Christian Birchmeier, Projektleiter beim Aargauer Baudepartement.
«In sehr schlechtem Zustand»
«Die Brücke ist in einem sehr schlechtem Zustand», erklärte Birchmeier vor rund 40 Interessierten. Betroffene Grundeigentümer, direkte Anstösser und weitere Interessierte fanden bei über 30 Grad den Weg in die Aula in der Kleinen Kreuzzelg. Kurz überflog Birchmeier die Historie und erzählte wie 1926 eine Stahlbrücke die Holzbrücke, die 1794 gebaut worden war, ersetzte. Die neue Eisenbrücke sei damals innovativ gewesen. Als «Kind ihrer Zeit» habe sie aber auch Schwächen gehabt. 1955 und dann auch 1987 kam es zu Sanierungen.
Nun drängen sich erneut umfangreiche Massnahmen auf. Nach der Eröffnung der Umfahrung im Oktober 2022 wurde die Reussbrücke gründlich untersucht, von der Statik über den Baugrund bis zu den Materialien Beton und Stahl. Fazit: Die Brücke ist schadhaft. Vor allem die Fahrbahnplatte sowie grosse Teile der Tragkonstruktion und des Widerlagers auf der Seite Zentralplatz haben ihre Lebensdauer erreicht. Sie müssen umgebaut und ersetzt werden. Gleichzeitig werden die grossen seitlichen Brückenträger um 40 Zentimeter angehoben, um den Durchfluss bei Hochwasser zu erleichtern. Schätzte man die Kosten für die Brückensanierung zunächst auf 140 000 Franken, so liegen diese wegen der umfangreichen Arbeiten inzwischen bei rund drei Millionen Franken – Kosten, die der Kanton übernimmt. «Die Brücke steht nicht unter Denkmalschutz», erklärte Birchmeier. Vor den Toren der Altstadt sei sie aber von denkmalpflegerischem Interesse. «Wir sind deshalb bei unseren Arbeiten nicht völlig frei.»
Brücke in der Bauphase gesperrt
Bauingenieur Martin Karli vom Ingenieurbüro dsp in Uster, das mit der Sanierung beauftragt wurde, informierte über die Arbeiten und zeigte Pläne. Mit der Sanierung sollen zwei Fahrstreifen entstehen, die je 2,80 Meter breit sind. Statt in der Altstadt sollen Busse oder Lastwagen (Umzug, Heizöl und weitere Anlieferungen in die Altstadt) auf der Brücke kreuzen können. Auf beiden Seiten werden sie von 1,7 Meter breiten Gehwegen gesäumt. Geplant ist zudem eine barrierefreie Bushaltestelle. Die Erschliessung der Baustelle erfolgt über den Zentralplatz. Während der Bauzeit bleibt die Brücke ein Jahr lang gesperrt. Der öffentliche Verkehr wird umgeleitet – ein Shuttle-Bus verkehrt zwischen Lindenplatz, Bahnhof und Restaurant Krone. Fussgänger und Velofahrerinnen weichen während der Bauphase auf den Städtlisteg aus.
Fragen zu Bus und Haltestelle
Patrick Schibli, Hauptmann der Feuerwehr Regio Mellingen, wollte danach wissen, ob die Feuerwehr die sanierte Brücke passieren darf, beispielsweise um Stetten schneller zu erreichen. «Ja», lautete Birchmeiers eindeutige Antwort. Thema waren auch die Busse und die Haltestelle: Ist sie barrierefrei, hat sie einen Unterstand? Braucht es überhaupt eine Haltestelle, wenn die Busse vielleicht bald nicht mehr durch die Altstadt fahren? Der Mellinger Stadtrat Martin Huber erklärte, dass rund um den Busverkehr in der Altstadt noch viele Fragen offen seien. Vom 4. August bis zum 3. September liegt das Projekt Brückensanierung öffentlich auf. Läuft alles nach Plan, ist im Frühling 2026 Baubeginn, im Frühsommer 2027 sollen die Arbeiten beendet sein.
Heidi Hess