Bruno Kuhns Leben verlief auf der Überholspur
22.08.2025 Region RohrdorferbergAls Baumeister, Architekt und Immobilier hat er die Entwicklung am Rohrdorferberg entscheidend mitgeprägt
Bruno Kuhn hat von klein auf gelernt, was es braucht, um im Leben Erfolg zu haben. Fleiss, Disziplin, der Wille zu harter Arbeit – und den Mut zum unternehmerischen Wagnis. ...
Als Baumeister, Architekt und Immobilier hat er die Entwicklung am Rohrdorferberg entscheidend mitgeprägt
Bruno Kuhn hat von klein auf gelernt, was es braucht, um im Leben Erfolg zu haben. Fleiss, Disziplin, der Wille zu harter Arbeit – und den Mut zum unternehmerischen Wagnis. Als Unternehmer hat der gelernte Maurer und Architekt das rasante Wachstum am Rohrdorferberg mitgeprägt. Jetzt, mit 87 Lenzen, will er es etwas ruhiger angehen lassen. Er baut zwar noch immer, hat aber seine Nachfolge bereits geregelt.
Nur wer jung bleibt, wird alt. Bruno Kuhn scheint sich dieses Bonmot zu eigen gemacht zu haben. Die Zeit scheint ihm nichts anhaben zu können. Wir treffen den Altmeister effizienter Baukunst in den hellen Büroräumen seines Geschäfts in Busslingen. Schon der erste Anblick verrät den Connaisseur. Ein Mann, der wert auf ein gepflegtes Äusseres legt. Bruno Kuhn braucht seine Vorliebe für italienische Mode und Design gar nicht erst zu erklären. Er trägt heute ein leichtes Sakko, kariert mit Kornblumenblau, grau und weissen Streifen. Das Boschettli in Blütenweiss, genauso makellos wie das modische Hemd mit steifem Kragen. Passend die ebenso weisse Sommerhose, die von einem blau-weissen Gurt gehalten wird. Die goldgerahmte Brille verleiht dem Signore mit akkurat gekämmtem weissem Haar eine zeitlose Eleganz. Älter wird man von selbst, man muss sich nicht auch noch alt anziehen, scheint das Motto eines Mannes, der gerade seine nächste Kreuzfahrt rund um Japan plant. Zu Hause läuft es mittlerweile auch ohne ihn. Und sonst gibt es ja Whatsapp.
Draussen, im «Bodeächer» in Busslingen, unmittelbar beim grossen Kreisel, hat Kuhn vor einigen Jahren ein neues Geschäftshaus aus dem Boden gestampft. Ein stilvoller dreigeschossiger Kubus, der sich elegant in die Landschaft fügt. Er beherbergt nicht nur eine geräumige Einstellhalle für Lkws und helle Büroräume, sondern auch gewerbliche Lagerflächen und eine Attikawohnung. Hier, in diesem architektonischen Kleinod aus der Spätlese von Kuhns Aktivitäten, wirkt Bruno Kuhn noch immer, umgeben von einem eingespielten Team von vier Frauen. Hier, im Epizentrum von Kuhns Immobilienaktivitäten, entfaltet sich noch immer die Schaffenskraft eines Mannes, der nicht nur Bauten, sondern ganze Landschaften geformt hat. Der Rohrdorferberg, den er in den letzten sechs Jahrzehnten so unvergleichlich prägte, zeugt von seiner Handschrift – Terrassenhäuser, Mehrfamilienhäuser, elegante Wohnungen, alle an mehr oder weniger guten Lagen.
An der Spitze dieses Teams steht nun Cindy Ebner (40), die Geschäftsführerin. Kuhn stellt sie als seine Nachfolgerin vor. Cindy Ebner kam im Jahr 2001 als KV-Lernende zu der W. Kuhn AG Bauunternehmung – und ist seither geblieben. Die Beziehung zwischen dem alten Baulöwen und der 40-jährigen «Junglöwin» ist über die Jahre gewachsen. Es ist offensichtlich, dass sie ihm ans Herz gewachsen ist. «Sie hat meine strenge Schule ausgehalten», bemerkt Kuhn mit einem Anflug von Stolz. Ebner, die daneben sitzt, schmunzelt zustimmend und sagt: «Ja, er war ein strenger Lehrmeister. Er ist nicht gerade zimperlich», räumt aber ein: «Er war hart, aber immer fair.» Ein Patron der alten Schule. Nach ihrer kaufmännischen Lehre hat sich Cindy Ebner kontinuierlich weitergebildet. Sie erwarb den Eidgenössischen Fachausweis als Immobilienvermarkterin und absolvierte ein Nachdiplomstudium als Dipl. Bauprojekt- und Immobilienmanagerin NDS HF. Diese Symbiose aus Erfahrung und frischem Wissen, aus Kuhns jahrzehntelanger Präsenz und Ebners zukunftsorientierter Kompetenz, ist das Fundament, auf dem weiterhin anspruchsvolle Projekte geplant, realisiert, verkauft und verwaltet werden.
Der Entrepreneur
Kuhn, studierter Architekt HTL, ist nicht nur ein Entrepreneur mit Innovationsgeist und Kreativität: Er hat noch immer die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln oder bestehende Konzepte auf innovative Weise zu verbessern. Er war und ist stets auf der Suche nach ungenutzten Chancen und Möglichkeiten. Mit seinem Flair für italienisches Design liebt er die klaren Linien und schönen Formen. So hat er stets gebaut. Funktional, langlebig und formschön. Der Geruch von Mörtel und frischem Beton, der ihm seit Kindertagen anhaftet, vermischt sich nahtlos mit dem Duft seines eleganten Auftretens. Dabei begann Kuhns Weg bescheiden in Niederrohrdorf, wo er die Schulbank drückte. Geboren wurde er 1938 in Mägenwil. Sie waren zu Hause sechs Kinder, vier Mädchen und zwei Buben. Vater Walter führte mit dessen Bruder Josef ein Baugeschäft in Mellingen. Die beiden trennten sich, als Walter das Baugeschäft Zerboni übernehmen konnte. Die Familie von Walter Kuhn zog an den Rohrdorferberg. Wie das so ist in einer grossen Familie, mit dem Vater als Bauunternehmer, wurde am Mittagstisch auch übers Geschäft geredet. Für Bruno Kuhn war von Kindsbeinen an klar, dass er ins väterliche Geschäft einsteigen würde. Und zwar gleich nach der obligatorischen Schulzeit als Maurerlehrling. Dabei, so verrät Kuhn bei unserem Gespräch, wäre er gerne Bauer geworden. Doch der Vater habe ihm die «Flausen» aus dem Kopf getrieben. «Nüt isch», habe der Vater gesagt, «Mir händ dihei es Baugschäft.»
Stürmer beim EHC Niederrohrdorf
«Nach der Lehre musste ich etwas Geld verdienen», erinnert sich Kuhn. Ein Praktikum bei Motor Columbus in Baden als Zeichner ermöglichte ihm die Mitwirkung an der Entstehung der Kaverne Sedrun. Parallel dazu erwarb er in der Berufsschule kaufmännische Kenntnisse. Der entscheidende Schritt folgte mit der erfolgreichen Aufnahmeprüfung für das Technikum in Burgdorf, das er 1966 mit dem Diplom als Architekt abschloss. Während seiner Lehr- und Studienjahre gehörte Bruno Kuhn auch zum Kern jener jungen Männer, die am Rohrdorferberg Sportgeschichte geschrieben haben, genauer gesagt, Eishockeygeschichte.
Damals waren die Winter noch kalt und die Weiher im Naturschutzgebiet von Niederrohrdorf jeweils dick zugefroren. Bruno Kuhn gehörte schon 1956, als 18-jähriger, zu den Stammkräften beim EHC Niederrohrdorf. Es kamen nicht selten bis zu 2500 Zuschauer zu den Spielen ins Eisstadion im Moos, das teilweise in Fronarbeit erstellt wurde, um das Team bei den Meisterschaftsspielen der 2. Liga anzufeuern.
Kuhn tritt in Vaters Fussstapfen
Mit dem erträumten Auslandaufenthalt nach dem Architekturstudium wurde nichts. Denn zu Hause rief die Pflicht. Vater Kuhn suchte dringend einen Bauführer, und so trat Bruno Kuhn erneut ins väterliche Geschäft ein – diesmal als Bauführer. Dem Vater war kein langes Leben vergönnt. Er verstarb 1978 mit nur 66 Jahren. Bruno Kuhn übernahm 1978 die Leitung des Baugeschäfts. Schon 1970 hatte der Vater die W. Kuhn Immobilien AG gegründet und fortlaufend Bauland erworben. Diese Landreserven erwiesen sich als äusserst nützlich in schwierigeren Zeiten. «Wir konnten so die konjunkturellen Schwankungen auffangen, indem wir selber bauten», sagt Kuhn. In der der Blütezeit, beschäftigte Kuhn als Bauunternehmer bis zu 80 Mitarbeiter. Dabei hat er das Leben nicht vergessen. Als er es sich leisten konnte, besass er ein eigenes Flugzeug, war öfter in den USA, um seiner Leidenschaft als Pilot zu frönen. «Als es noch erlaubt war, flog ich einst durch den Grand Canyon», erzählt er. 1995 begann er einer weiteren Leidenschaft nachzugehen. Zusammen mit seiner Frau Beatrice Andres Kuhn, welche in Mellingen aufgewachsen ist, fuhr er Autorennen. Der Ferrari steht noch heute fein geputzt und poliert in seinem privaten Automuseum.
Der Verkauf des Baugeschäftes
Vor elf Jahren fällte Bruno Kuhn, der keine eigenen Kinder hat, einen äusserst schweren Entscheid. Er verkaufte das Inventar seiner Bauunternehmung an die Firma Erne. «Aber nur unter der Bedingung, dass er auch meine treuen Mitarbeiter übernehmen würde, und zwar zum gleichen Lohn wie in meiner Firma.» Ein gelungener Deal. Denn viele von Kuhns Mitarbeitern arbeiten noch heute bei Erne. Bruno Kuhn ist mehr als ein Baumeister; er ist ein Chronist in Stein und Beton, ein Visionär, dessen Vermächtnis in den Fundamenten der Region Rohrdorferberg fest verankert ist. Kuhn lehnt sich zurück, der Blick aus dem Fenster des hellen Sitzungszimmers. «Aktuell haben wir mehrere anspruchsvolle Projekte am Laufen», beginnt er und deutet mit einer Handbewegung an, dass die Arbeit nie stillsteht.
Entwicklung von Immobilien
«Da sind zum einen die Terrassenhäuser – exklusive Einheiten an Hanglagen, die wir so konzipieren, dass sie maximale Privatsphäre und atemberaubende Ausblicke bieten. Qualität in der Ausführung ist hier das A und O, das wissen unsere Kunden zu schätzen.» Cindy Ebner ergänzt: «Bei der Entwicklung von Immobilien legen wir besonderen Wert auf eine durchdachte Nutzung des Raumes. Wir versuchen, moderne Architektur mit Funktionalität zu verbinden. Wohnraum sollte nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern auch funktional und alltagstauglich. Und natürlich sind wir bei unseren Bauprojekten weiterhin aktiv im Bereich, der Vermietung bis zum Verkauf.» Man spürt die Leidenschaft für die Materie in ihren Worten.
Vision lebt weiter
Die Frage nach seiner Vision für die Zukunft lässt Bruno Kuhn nachdenklich werden. «Die Zukunft …», murmelt er, «... das ist das, was Cindy hier weiterführen wird. Meine Vision war immer, Bauten zu schaffen, die Bestand haben. Nicht nur physisch, sondern auch in der Wertschätzung der Menschen. Ich wollte keine Eintagsfliegen bauen, sondern Häuser, in denen Generationen leben und glücklich werden können.» Cindy Ebner nickt zustimmend. «Meine Vision knüpft daran an. Wir werden die Qualität beibehalten und die Prinzipien, die Bruno etabliert hat. Aber wir werden auch neue Wege gehen müssen, uns den veränderten Bedürfnissen des Marktes anpassen. Nachhaltigkeit wird eine noch grössere Rolle spielen, die Integration von Technologie im Wohnraum. Wir müssen innovativ bleiben, ohne unsere Wurzeln zu vergessen.»
Am Ende steht eine Philosophie
Bruno Kuhn wirkt zufrieden. «Ich habe stets daran geglaubt, dass man gute Arbeit belohnt bekommt. Und ich habe immer versucht, auch etwas zurückzugeben, der Region, den Menschen. Das ist das, was ich mir für die Zukunft der Firma wünsche: dass wir weiterhin einen positiven Beitrag leisten, in dem, was wir tun.» Es ist klar, dass der «Patron der alten Schule» nicht nur ein Geschäftsimperium aufgebaut, sondern auch eine Philosophie des Bauens und Lebens geschaffen hat, die nun in die Hände seiner Nachfolgerin übergeht – eine Zukunft, die auf soliden Fundamenten ruht.
Beat Gomes