Damit die zarten Blüten nicht erfrieren
03.06.2025 Oberrohrdorf-StaretschwilMotorradmechaniker Hans Schären hat einen Frostofen erfunden. Doch ein Ex-Geschäftspartner drängte ihn aus der Firma
Anfang April, als die Obstbäume Blüten trieben, drohte Gefahr durch Frost. Ein Remetschwiler will den Landwirten mit einem Anti-Frostofen helfen, ...
Motorradmechaniker Hans Schären hat einen Frostofen erfunden. Doch ein Ex-Geschäftspartner drängte ihn aus der Firma
Anfang April, als die Obstbäume Blüten trieben, drohte Gefahr durch Frost. Ein Remetschwiler will den Landwirten mit einem Anti-Frostofen helfen, der C02-neutral mit Pellets geheizt wird.
Es ist sonnig an diesem Tag im April und die Aussicht vom Hof an der Bergstrasse in Oberrohrdorf phänomenal: Der pensionierte Mechaniker Hans Schären (73) aus Remetschwil erwartet den «Reussbote» bereits. Der Hof gehört einem Kollegen von ihm. Schären geht durch eine Wiese zu einem Kirschbaum. Unter diesem installiert er seinen Ofen, leert einen Sack Pellet hinein und zündet diese sorgfältig an. «Viele Landwirte schwören zwar auf Paraffin, um den Frost zu bekämpfen», erklärt Schären, «doch fällt Ihnen eigentlich etwas auf?». Er beantwortet seine Frage gleich selbst: «Der Ofen raucht nicht». Das Abbrennen von Holz-Pellets, einem natürlichen Rohstoff aus dem Wald, sei C02-neutral und rieche nicht. «30 Kilo Pellets brennen acht Stunden lang. Der Ofen wird dabei 800 Grad heiss.» Was übrig bleibe nach acht Stunden, die Rückstände, hätten in einem Joghurtbecherli Platz. Also gebe es auch kein Abfallproblem, so Schären.
«Im Leben viele Sachen konstruiert»
Hans Schären hat diesen Ofen erfunden, sagt er. «Der Weinbauer Bruno Hartmann aus Remigen hat mich vor ein paar Jahren auf die Idee gebracht, einen Ofen für Pellets zu entwerfen, den Landwirte bei Frost einsetzen können.» Reben, aber auch Obst oder Erdbeeren wollte Schären so vor dem Frost schützen, welcher oft die Arbeit der Bauern zunichte macht. Gesagt, getan. Der gelernte Motorradmechaniker begann mit der Arbeit. «Ich habe zeitlebens viele Sachen konstruiert», erzählt der Remetschwiler. Für den Gerüstbau erfand er beispielsweise ein Hilfsmittel, um die Gerüste an den Mauern zu befestigen. Die Ofenhülle des Anti-Frostofens besteht aus Schwarzblech. Für den Innenteil mit der Brennhilfe hat Schären Chromstahl verwendet. Unten herum sollte man den Ofen frei lassen, damit er Sauerstoff ansaugen kann.
Hans Schären ging leer aus
Den Antifrost-Ofen brachte er zur Reife und gründete mit einem Landwirt aus der Region eine Firma. «Für die Entwicklung habe ich jedoch keinen Rappen erhalten», sagt Schären. Ein Patentanwalt habe die Erfindung später auf die Firma überschrieben. Er sei leer ausgegangen – und als Geschäftspartner aus dem Handelsregister gelöscht worden. Es gab Streit um die Rechte. Schären meldete die Erfindung beim Europäischen Patentamt an. Der Ex-Geschäftspartner klagte ihn an. Das Verfahren vor dem Bundespatentgericht endete mit einem Vergleich. Er habe viel Geld verloren die letzten Jahre, sagt Schären traurig.
Ein neues Patent angemeldet
Nun hat er den Ofen modifiziert und ein neues Patent angemeldet. Dieses werde momentan überprüft. Er hofft, dass es diesmal besser klappt. Hans Schären will «das Teil» im Ausland herstellen lassen, damit die Erstehungskosten und der Endpreis gering gehalten werden können. «Ich habe ausgerechnet, dass ein Landwirt für eine Hektare rund 60 Öfen braucht», sagt der Mechaniker. Schären hatte sich im Jahr 2000 selbstständig gemacht; vorher war er Werkstattchef. 2022 erlitt er einen Hirnschlag, hat sich aber seither wieder erholt. Er hofft nun, dass er mit seiner modifizierten Erfindung einen Erfolg verbuchen kann und einheimische Bauern sich dafür interessieren. Was halten Landwirte von der Idee? Der Remiger Weinbauer Hans Hartmann sagt auf Anfrage, er mache nichts in seinen Rebbergen, da diese am Hang lägen. «Es windet zu stark, um Öfen oder andere Mittel zu nutzen.» Für Obstbauern könnte der Ofen aber nützlich sein.
Der Loorhof nutzt «Fog-Dragon»
Andreas Suter vom Loorhof in Lupfig sagt auf Anfrage, er kenne diese Öfen. Sie seien jedoch relativ teuer. Er baut auf sechs Hektaren Äpfel an und hat ein anderes Mittel: «Wir nutzen einen ‹Fog-Dragon›, um den Frost zu bekämpfen und zählten zu den ersten in der Schweiz.» Den «Nebel-Drachen» befeuert man mit Holz. Die warme Luft wird mit feinem Wasser befeuchtet, sodass ein Nebel entsteht, der mit einem Ventilator verteilt wird. «So können wir rund zwei Grad Wärme halten.», sagt Suter. Er produziert 35 Tonnen Äpfel pro Hektare und Jahr.
Marc Benedetti