Das ICT Village der Brack Immobilien AG wird nicht gebaut. Was bedeutet das für die Gemeinde?
Brack plante an der Hauptstrasse für zehn Millionen Franken ein Schulungszentrum für den IT-Nachwuchs. Kürzlich zog das Unternehmen das Baugesuch jedoch zurück. Der ...
Das ICT Village der Brack Immobilien AG wird nicht gebaut. Was bedeutet das für die Gemeinde?
Brack plante an der Hauptstrasse für zehn Millionen Franken ein Schulungszentrum für den IT-Nachwuchs. Kürzlich zog das Unternehmen das Baugesuch jedoch zurück. Der «Reussbote» sprach mit Gemeindeammann Peter Wiederkehr über die Auswirkungen für Mägenwil.
◆ Was bedeutet der Verzicht auf das Schulungszentrum für die Gemeinde?
Es ist schade. Ein Schulungszentrum wäre eine Bereicherung für das breitgefächerte Gewerbe in Mägenwil gewesen. Die Gemeinde hat unkompliziert Hand geboten, dass das Projekt innert nützlicher Frist hätte realisiert werden können. Aber die Gründe der Firma Brack sind nachvollziehbar und das schon bestehende Ausbildungszentrum ist ja Teil des Gewerbeparks.
◆ Hat dies auch finanzielle Auswirkungen, etwa in Form von möglichen entgangenen Steuereinnahmen?
Die finanziellen Auswirkungen sind moderat. Die Aufwendungen seitens Gemeinde für das zurückgezogene Baugesuch müssen nach gültigem Baugebühren-Reglement ohnehin bezahlt werden.
◆ Die Liegenschaft liegt direkt am Ortseingang. Was bedeutet der Verzicht für das Ortsbild?
Für das Ortsbild wäre der Campus sicher eine Bereicherung gewesen. Die Architektur hat mit der Anordnung der Gebäude einen sehr kreativen Ansatz gefunden. Das wäre auf jeden Fall eine Aufwertung gegenüber der heutigen Situation gewesen.
◆ Was würden Sie sich persönlich für den prominenten Standort wünschen? Wohnraum oder weiterhin Gewerbe?
Da ist beides möglich. Gegenüber dem Gewerbepark wäre sicher Gewerbe angebracht, aber Mägenwil ist auch an Wohnbauten interessiert. Wohnraum im verkehrsmässig prominent gelegenen Mägenwil ist, wie an vielen Orten, Mangelware.
◆ Für die Liegenschaft Hauptstrasse 1 soll laut Presseberichten ein Nachmie ter gesucht werden? Was fehlt Ihrer Meinung nach im Dorf, was könnte dort untergebracht werden?
Im Gebäude (war früher übrigens eine Schreinerei) ist wahrscheinlich ohne grössere Umbauten kaum eine Umnutzung möglich. Da ist die Auswahl sehr beschränkt. Es fehlt einiges in Mägenwil, aber mit den geplanten Gewerbeflächen in den Neubauten wird sich das ändern.
◆ Die Besitzerin der Rosenwerkstatt hört nach eigenen Aussagen unter anderem auf, weil sie in Mägenwil keine geeignete Alternative für ihr Geschäft gefunden hat. Gibt es zu wenig Flächen für Kleingewerbe in Mägenwil?
Die Flächen für Kleingewerbe mit Publikumsverkehr sind zum jetzigen Zeitpunkt sehr beschränkt. Aber die Nachfrage ist auch nicht sonderlich gross. Die Gemeinde selber sucht schon seit Monaten einen Mieter für die Liegenschaft der alten Post. Aber bis heute halten sich die Anfragen für geeignete Gewerbe in Grenzen. In den Entwicklungsgebieten ist ein Anteil an Gewerbe geplant, aber da geht es mit der Realisierung nur langsam vorwärts.
◆ Deckt sich deren Aussage gegenüber dem «Badener Tagblatt», dass das Gewerbe in Mägenwil nicht genug zusammenhalte, mit Ihrem Eindruck?
Mägenwil mit seinen 2150 Einwohnern ist mit rund 240 registrierten Firmen und über 3000 Arbeitsplätzen massiv gewerbeorientiert. Da sind die unterschiedlichsten Firmen und sämtliche Branchen vertreten. Ich denke, der Zusammenhalt beim Kleingewerbe funktioniert relativ gut, die grossen Firmen sind da eher anders orientiert. Von einem richtigen Zusammenhalt kann man bei die dieser Vielfalt sicher nicht reden.
◆ Welche Möglichkeiten zur Einflussnahme hat die Gemeinde durch die geplante Revision der Bau- und Nutzungsordnung für künftige Überbauungen?
Da ist noch alles offen. Das Räumliche Entwicklungsleitbild sieht für Mägenwil weiterhin einen ländlichen Charakter und keine städtischen Verhältnisse. Beim Kommunalen Gesamtplan Verkehr ist der Weiterbestand der Kantonsstrasse als markante Längstrennung des gesamten Dorfes ein zentraler Punkt. Da wird versucht, dass die heutige Industriestrasse als Kantonsstrasse ausgebaut wird und der westliche Teil der jetzigen Kantonsstrasse an die Gemeinde übergeht. Dann sieht das ganze Ortsbild ohne grossen Durchgangsverkehr völlig anders aus. Das wäre eine grosse Aufwertung für das geschützte Ortsbild. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg und die Bevölkerung hat auch mitzureden.
◆ Wird festgelegt, ob die Liegenschaft Hauptstrasse 1 in Zukunft stärker geschützt wird oder ob der Volumenschutz aufgehoben wird?
Das Inventar der geschützten Objekte wird sicher überarbeitet. Welchen Status dann die Liegenschaft Hauptstrasse 1 bekommt, ist noch offen. Nach meiner persönlichen Ansicht ist der Schutzstatus nicht mehr zeitgemäss und nicht unbedingt erforderlich, da die Liegenschaft längst nicht mehr den Ortseingang darstellt und mit den benachbarten Gebäuden nichts mehr gemein hat. Aber das entscheidet die Ortsplanungskommission und schlussendlich die Bevölkerung.
Michael Lux