Der grosse Zulauf übertrifft alle Erwartungen
19.09.2025 MägenwilSeit fünf Wochen gibt es im Dorf einen Kinder- und Jugendtreff. Eine erste Bilanz zeigt, dass dafür ein grosses Bedürfnis besteht
Regelmässig zählt die Jugendarbeiterin 40 Mädchen und Buben im «Treff». Dass die Nachfrage so gross sein wird, damit ...
Seit fünf Wochen gibt es im Dorf einen Kinder- und Jugendtreff. Eine erste Bilanz zeigt, dass dafür ein grosses Bedürfnis besteht
Regelmässig zählt die Jugendarbeiterin 40 Mädchen und Buben im «Treff». Dass die Nachfrage so gross sein wird, damit hatte niemand gerechnet. Die Freude ist gross, aber der Erfolg bringt auch Herausforderungen mit sich.
Jeden Mittwoch- und jeden Freitagnachmittag öffnet Jugendarbeiterin Vanessa Battistini die Türen zur ehemaligen Aula im Mägenwiler Schulhaus. Seit Beginn des neuen Schuljahres. Und jedes Mal stürmt eine grosse Zahl 9- bis 12-Jähriger in den neuen Mägenwiler Kinder- und Jugendtreff. «Seit ich hier angefangen habe, kamen stets rund 40 Mädchen und Buben», sagt Battistini.
Volles Haus auch an diesem Freitagnachmittag, wie ein Besuch kurz nach 15 Uhr zeigt. Einige versuchen sich am Billardtisch mit Queue und Kugel, andere bringen ihre Spieler am Töggelikasten in Position. Der Lärmpegel im Raum ist hoch, die Aufregung gross. Das hat seinen Grund. Während normalerweise beim Eingang einfach «Treff offen, 2 – 6» vermeldet ist, steht an diesem Nachmittag «Film» auf dem Programm. Noch ist unklar, welcher Film gezeigt werden soll. Zwei stehen zur Auswahl. Die Umfrage unter den Anwesenden ergibt eine knappe Mehrheit für Harry Potter, während der Animationsfilm K-Pop Demon Hunter unterliegt. Einige sind erleichtert, andere enttäuscht. Jugendarbeiterin Battistini nimmts gelassen: «Den schauen wir das nächste Mal.»
Es läuft «mega gut»
Es laufe «mega gut», kommentiert Battistini die ersten Betriebswochen. Die Kinder mögen sie und sie mag die Kinder. Jeden Ankömmling begrüsst sie mit Handschlag – sie müssen mindestens 9, dürfen höchstens 12 Jahre alt sein. Meist schauen sie gleich nach der Schule rein, bleiben hängen oder ziehen auch weiter. «Hier können sie sich auf Augenhöhe begegnen, entwickeln Selbstvertrauen und entdecken neue Perspektiven», sagt die Jugendarbeiterin. Selten sind 40 Kinder über längere Zeit gleichzeitig im «Treff». In solchen Momenten aber stellt die grosse Anzahl eine Herausforderung dar. Bei Bedarf, weiss sich die Jugendarbeiterin durchzusetzen, in ruhigen Worten, mit Nachdruck.
Die Mägenwiler Gemeinderätin Tülin Hamurtekin meint mit Blick auf die Zahlen: «Der neue Jugendtreff ist ein Riesenbedürfnis.» Sie hatte vor drei Jahren den Kontakt zu Marvin Kingsley, Leiter der Jugendarbeit Mellingen-Wohlenschwil, genauso wie zum Ressortverantwortlichen, dem Mellinger Vize-Stadtpräsidenten Silvan Herzig gesucht. In Zusammenarbeit mit Mellingen wollte sie in Mägenwil ein Angebot aufbauen, die Dienstleistung einkaufen. Die Gemeinde Mägenwil stellte zwar den Raum zur Verfügung, aber kein Geld. Schliesslich konnte Hamurtekin die Mägenwiler Albert Saxer Stiftung gewinnen, die jährlich wiederkehrenden Kosten von 45 000 Franken während des dreijährigen Pilotbetriebes zu übernehmen.
Die Stiftung hatte Bedenken
Auch aus der Bevölkerung kam viel Unterstützung. Mit Spenden und Mobiliar halfen Mägenwilerinnen und Mägenwiler, den von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Raum einzurichten. «Wir erhielten ein Sofa, auch einen Teppich», erzählt Battistini. Einige hätten einen finanziellen Zustupf geleistet.
Laut Gemeinderätin Tülin Hamurtekin übertrifft der Zulauf sämtliche Erwartungen. Sie hätten mit verschiedensten Szenarien gerechnet, erklärt sie. Aber nicht damit, dass regelmässig so viele Kinder und Jugendliche vorbeischauen. Bei der Albert Saxer Stiftung habe man zunächst sogar Bedenken geäussert, ob der «Treff» überhaupt genutzt werde. «Dass diese Bedenken nach der Startphase und dem ersten Betriebsmonat zerstreut wurden, freut nicht nur die Stiftung. Darüber freuen sich sehr viele im Dorf», meint Hamurtekin. Das Angebot sei überfällig gewesen, ist sie überzeugt.
«Ich chume immer wider»
Auf einer grossen Tafel im Raum konnten die Mädchen und Buben sich verewigen und sie geben auch Feedback zum neuen Angebot: «Jugend-Treff ist cool» steht dort und «Danke vielmal, das mer so öbis erläbe chönd», «Es macht Spass» oder auch «Ich chume immer wider».
Laut Vanessa Battistini ist es Ziel, einen «sicheren Ort zu schaffen, an dem sich junge Menschen gesehen und ernst genommen fühlen». Das Programm reicht von kreativen Projekten über sportliche Angebote – in Mägenwil grenzt die einstige Aula an die grosse Freizeitwiese – bis hin zu Beratung in schwierigen Lebenslagen. «Wir arbeiten konsequent bedarfsorientiert», sagt die Jugendarbeiterin. Die Kinder und Jugendlichen gestalten das Programm mit. Denn ihre Ideen, ihre Wünsche und ihre Lebenswelten stehen im Mittelpunkt.
Heidi Hess