Hans-Jörg Frey thematisiert seine Krankheit offen in einem Theaterstück – er weilte diese Tage in seiner alten Heimat
Der Schauspieler Hans-Jörg Frey stammt aus Mellingen und machte vor allem in Deutschland Karriere. Vor sieben Jahren erkrankte der Wahl-Hamburger an ...
Hans-Jörg Frey thematisiert seine Krankheit offen in einem Theaterstück – er weilte diese Tage in seiner alten Heimat
Der Schauspieler Hans-Jörg Frey stammt aus Mellingen und machte vor allem in Deutschland Karriere. Vor sieben Jahren erkrankte der Wahl-Hamburger an Parkinson. Das hindert ihn aber nicht daran, weiterhin aufzutreten.
Der Mann mit gelber Hose, gelbem Gilet, gelbem Foulard und blauem Hemd erregt schon ein wenig Aufsehen im Städtchen Mellingen. Einigen Passanten kommt er bekannt vor, nur etwas passt nicht ganz: Aha, das Alter. Ja, Hans-Jörg Frey, seit Jahrzehnten mit seiner Familie in Hamburg wohnhaft, war für zwei Wochen zu Gast in seiner alten Heimat.
Aufgewachsen ist er seinerzeit an bester Lage am Sonnenweg. «Seinerzeit», das ist unterdessen gut 72 Jahre her. Der Sohn von Jean und Betty Frey-Kiener hat drei Schwestern und wurde, wie er erzählt, «schon ein wenig verwöhnt». Aber nicht nur. Schliesslich war sein Vater ein in der Region bestens bekannter Architekt, der sicher nichts dagegen gehabt hätte, wenn sein Filius in Vaters Fussstapfen getreten wäre. Doch Hans-Jörg Frey schlug einen anderen Weg ein. Nachdem er sich in der Kantonsschule Baden ein Jahr lang mit Mathe und anderem Ungemach abgemüht hatte, vollzog er den Übertritt ins damalige, «klösterliche» Lehrerseminar in Wettingen.
Er hing in Seilen an Klosterfassade
Hier packte ihn alles, was mit Bewegung, Theater und Show zu tun hatte. Er war bei einem Actiontheater zum Beispiel der Mann, der in den Seilen an der Klosterfassade hing. Der am Sporttag einer der schnellsten Sprinter war und deshalb von seinen Kommilitonen mit dem Spitznamen «Borsow» belohnt wurde. (Valerij Borsow war damals immerhin der beste Schnellläufer der Welt). «Ich liebte es eben schon damals, mich in irgendeiner Form zu bewegen.» Aber natürlich, er legte sich auch schulisch ins Zeug und trat nach erfolgreichem Abschluss eine Stelle als Lehrer an. Und zwar in Birrhard. Dort waren damals total zwei Lehrpersonen tätig, und er machte den Rektor. «Jemand musste ja die Post aus Aarau öffnen. Aber peu à peu wurde mir klar, dass ich es mit Schauspielern versuchen sollte.»
Unterricht bei Ellen Widmann
Also legte Frey nach zwei Jahren die Wandtafelkreide beiseite und nahm Schauspielunterricht bei Ellen Widmann in Zürich. Was dann folgte, war eine überaus erfolgreiche Karriere auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Alle Stationen hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, kann aber auf Wikipedia nachgelesen werden. Im Lauf der Jahre wurde aus «Borsow» nun «Redford»; dies wegen Freys Ähnlichkeit mit dem Weltstar. «Ein Leben lang Schauspieler zu sein, erfüllt mich mit grosser Freude. Ich hatte viel Glück in meinem Leben», sagt er bescheiden. Aber auch sehr viel Talent, Ausdauer und Disziplin. Und dann die Erkrankung an Parkinson. «Wie sich die Krankheit entwickelt, weiss ich natürlich nicht, aber ich werde sicher weiter Theater spielen. Ich stehe jeden Morgen auf und sage mir: Bewegen, bewegen, bewegen. Ich spiele Pingpong, schwimme, balanciere auf Dachlatten. Mir kommt zugute, dass ich zeitlebens ein Bewegungsfuzzi gewesen bin», sagt Hans-Jörg Frey zum «Reussbote».
Hans Oldani
«Kater der Zukunft»
Auf der Bühne Aarau spielte Hans-Jörg Frey mit seinen zwei jungen Bühnenpartnerinnen vor kurzem das Theaterstück «Kater der Zukunft». Es geht um einen alternden Schauspieler, der nicht mehr gefragt ist. Dazu kommt seine Parkinson-Erkrankung. Ein wunderbares, beeindruckendes Theater-Erlebnis. Beste Unterhaltung und voller Überraschungen, viel Comedy – aber auch besinnlich und tiefgründig. Sehr zu empfehlen, nicht nur wegen Hans-Jörg Frey. Im Stück sind auch die Schauspielerinnen Antonia Labs und Nica Heru in Rollen zu sehen.
Im Kurtheater Baden sind am 2. und 3. Dezember nochmals zwei Aufführungen geplant. Es stehen ungefähr 100 Zuschauerplätze zur Verfügung. (ho)