Die 1582 erbaute Alte Mühle ist eines der ältesten Gebäude im Dorf und hat im Laufe der Geschichte viel erlebt
Einst war der schmucke Riegelbau die einzige Getreidemühle im Dorf, später wurde sie als Bauernhaus genutzt. Auch im Bauernkrieg von 1653 spielte ...
Die 1582 erbaute Alte Mühle ist eines der ältesten Gebäude im Dorf und hat im Laufe der Geschichte viel erlebt
Einst war der schmucke Riegelbau die einzige Getreidemühle im Dorf, später wurde sie als Bauernhaus genutzt. Auch im Bauernkrieg von 1653 spielte sie eine Rolle und wäre damals beinahe abgebrannt – wie der Grossteil von Wohlenschwil.
Kaum zu glauben, dass die Alte Mühle, die heute als Wohnhaus genutzt wird und der Stiftung Alte Mühle gehört, bald 450 Jahre auf dem Buckel hat. Doch im Kurzinventar der kantonalen Denkmalpflege steht es schwarz auf weiss. Dort wird das geschützte Gebäude als «Repräsentativer Fachwerkbau» mit zwei übereinander liegenden Kellern von 1582 beschrieben. In den oberen Keller führt «eine gefaste Tür mit blindem Kielbogen». Eine Treppe hinunter geht es in einen weiteren Kellerraum, der heute von den Mietern als Stauraum genutzt wird. «Das ist ein alter Gewölbekeller aus Naturstein, wie man sie früher hatte», erklärt Peter Meyer, Präsident der Stiftung Alte Mühle. Etwas späteren Datums sind die beiden geriegelten Wohngeschosse. Sie stammen immerhin aus dem 17. Jahrhundert. Als weitere Besonderheiten führt die Denkmalpflege das steile, sogenannte «Krüppelwalmdach» auf, das mit Biberschwanzziegeln gedeckt ist. Darüber hinaus findet sich stellenweise schablonierte Malerei an der Fassade.
Klar, die Zürcher waren es!
Bis die neue Mühle (heute Restaurant Mühli) gebaut wurde, war die Alte Mühle die einzige Getreidemühle im Dorf, wovon noch die beiden Mühlsteine im Garten zeugen. Dass die oberen Geschosse nicht aus der Zeit der Erbauung stammen, könnte mit den dramatischen Ereignissen zu tun haben, deren Zeuge die Mühle 1653 während des Bauernkrieges wurde und in deren Zuge fast ganz Wohlenschwil abbrannte. Am 3. Juni kam es bei Wohlenschwil-Büblikon zu einem Gefecht zwischen 20 000 aufständischen Bauern und der 9000 Mann starken Armee des von den Zürchern entsandten Generals Konrad Werdmüller. Im Verlauf wurden die von der Bevölkerung verlassenen Dörfer angezündet. Bis auf vier Häuser brannte Wohlenschwil komplett nieder. Ein bedauerliches Versehen, wie sich Werdmüller später rechtfertigte. Der Feind, habe sich in der Alten Mühle verschanzt, worauf das Gebäude angezündet wurde. Im Buch «Mägenwil und Wohlenschwil» wird der General zitiert: «Aber hernach wegen dess starkhen Windts leyder uberige hüser auch Verbrunen». Die Alte Mühle aber überlebte und wurde später als Wohnhaus des kleinen Bauernhofs genutzt, zu dem auch die benachbarte Scheune gehörte.
Stiftung sorgt für den Erhalt
Dass beide heute noch so gut dastehen, ist der Stiftung Alte Mühle zu verdanken, die sich seit den 1950er-Jahren um den Erhalt kümmert – in Nachfolge der Stiftung Bauernmuseum, zu der früher auch die Alte Kirche gehörte. Josef Seiler (1892–1971) stammte aus einer alteingesessenen Wohlenschwiler Familie und war bereits als junger Mann nach Amerika ausgewandert. Noch vor seinem Tode vermachte er die Alte Mühle und die Alte Schüür sowie das Umland der Stiftung. «Der Unterhalt ist sehr aufwendig – man will sie so erhalten wie sie da steht», weiss Stiftungspräsident Peter Meyer. In den alten Balken hause beispielsweise der Holzwurm, daher müsse man sie stetig nachbehandeln. Dass sie trotz ihres Alters noch heute so manchem Sturm trotzt, bewies die Alte Mühle erst kürzlich, als der schöne alte Nussbaum im Garten einem heftigen Gewittersturm zum Opfer fiel. Die Alte Mühle jedoch überstand das Unwetter ungerührt, so wie die letzten mehr als vier Jahrhunderte.
Michael Lux
Die ältesten Häuser
In unserer Sommerserie widmen wir uns besonderen historischen Gebäuden in den «Reussbote»-Gemeinden. Sie kennen ein architektonisch interessantes Haus oder ein Gebäude mit spannender Geschichte? Dann geben Sie uns einen Tipp per Mail: redaktion@reussbote.ch.