Es gibt in der Weihnachtszeit einen Moment, den ich jedes Jahr besonders deutlich spüre: Wenn der Kalender zwar noch voll aussieht, aber der Druck dahinter langsam nachlässt. E-Mails werden kürzer, Termine entspannter, und vieles darf plötzlich ganz selbstverständlich ins ...
Es gibt in der Weihnachtszeit einen Moment, den ich jedes Jahr besonders deutlich spüre: Wenn der Kalender zwar noch voll aussieht, aber der Druck dahinter langsam nachlässt. E-Mails werden kürzer, Termine entspannter, und vieles darf plötzlich ganz selbstverständlich ins neue Jahr wandern. Für mich beginnt der Dezember genau dann – nicht mit dem ersten Advent, sondern mit dieser leisen Verlangsamung. In dieser Zeit rücken die Menschen in meinem Umfeld stärker in den Fokus. Familie, Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn – all jene, mit denen ich durch das Jahr gehe, oft in hoher Geschwindigkeit, manchmal mit wenig Raum für echte Gespräche. Gerade im politischen Alltag bleibt vieles zwischen zwei Terminen zurück. Umso mehr schätze ich es, wenn der Dezember mir erlaubt, wieder bewusster Zeit zu teilen.
Ich merke dann, wie wenig es braucht, damit echte Begegnungen entstehen. Ein gemeinsamer Kaffee in der Küche meiner Eltern, ein Spaziergang durch den Ort, bei dem man spontan Bekannte trifft und mitten auf dem Gehweg stehen bleibt. Ein Abend, der ohne Programm beginnt und sich trotzdem als die schönste Pause der Woche entpuppt. Diese unscheinbaren Momente zählen oft weiter als jede grosse Geste.
Was mich jedes Jahr aufs Neue berührt, ist die Freundlichkeit, die in dieser Zeit überall spürbarer wird. Menschen nehmen sich Zeit füreinander, hören länger zu, fragen ehrlicher nach. Vielleicht, weil wir alle ein Stück zur Ruhe kommen. Oder weil wir wissen, wie gut es tut, wenn jemand einfach präsent ist. Für mich ist das der eigentliche Wert der Weihnachtszeit: Sie erinnert daran, was wirklich zählt – Nähe, Vertrauen und gemeinsame Zeit.
Natürlich bleibt auch im Dezember manches turbulent. Es gibt Abende, an denen ich noch zwischen Veranstaltungen, Listen und Besorgungen hin- und herwechsle. Doch gerade dann hilft mir diese Jahreszeit, den Blick auf das Wesentliche zu richten und kleine Pausen bewusst zuzulassen. Wichtig ist, dass wir miteinander in Verbindung bleiben – als Familie, als Freundeskreis, als Gemeinschaft.
Vielleicht ist das die schönste Botschaft dieser Wochen: Wenn wir das Tempo drosseln, gewinnen wir Raum füreinander. Und gerade in einer Zeit, die oft laut und schnell ist, fühlt sich das wie ein kleines Geschenk an, das weit über den Dezember hinausreicht. Es erinnert mich jedes Jahr daran, wie viel Stärke in echter Gemeinschaft steckt.