Diskret ja, aber kein Hochsicherheitstrakt
20.06.2025 NiederrohrdorfDer Gemeinderat muss beim Bolzplatz und beim Gemeindezentrum noch einmal über die Bücher
Überarbeiten ist beim geplanten Bolzplatz angesagt, genauso wie auch beim Umbau des Gemeindehauses. Weiter arbeiten kann der Gemeinderat hingegen beim Neubau der Primarschule.
...Der Gemeinderat muss beim Bolzplatz und beim Gemeindezentrum noch einmal über die Bücher
Überarbeiten ist beim geplanten Bolzplatz angesagt, genauso wie auch beim Umbau des Gemeindehauses. Weiter arbeiten kann der Gemeinderat hingegen beim Neubau der Primarschule.
Das eindeutig wichtigste Geschäft für die Gemeinde Niederrohrdorf ging glatt durch: Die Gemeindeversammlung genehmigte bei der Erweiterung Primarschule einen Verfahrenswechsel vom Gesamtleistungswettbewerb zum Projektierungswettbewerb. Und zwar einstimmig – allerdings nicht ganz diskussionslos. Sowohl Bernhard Guhl von der Ortspartei Mitte als auch Architekt Daniel Zehnder hatten zuvor empfohlen, dem Antrag des Gemeinderates zu folgen. Die 136 Anwesenden sollten den neuen Verpflichtungskredit von 320 000 Franken gutheissen und dem Verfahrenswechsel zustimmen. Beide regten aber auch an, für die Erweiterung der Primarschule unbedingt ein erfahrenes Architekturbüro zu wählen. «Es sollen nur Teams berücksichtigt werden», meinte Bernhard Guhl, «die Erfahrung beim Bau von Schulhäusern nachweisen können, respektive bereits mehrere Schulhäuser gebaut haben.» Die ersten Steine sollten endlich gelegt werden.
Darauf hatte zu Beginn auch der zuständige Gemeinderat Kevin Van angespielt. Zehn Jahre seien vergangen seit der Bedarfsanmeldung. «Und wir haben immer noch kein weiteres Schulhaus.» Beschwichtigend fügte er an: «Aber wir kommen voran.» Um keine Zeit zu verlieren, wurde mit der Erarbeitung des Projektwettbewerbs bereits begonnen.
Zweite Runde für den Bolzplatz
Auf Anregung der Mitte-Partei wurde vor einem Jahr die «Optimierung des Spielplatzes Regenbogenland inklusive zusätzlicher Realisierung eines Bolzplatzes, eines kleinen umzäunten Fussballplatzes» mit deutlicher Mehrheit genehmigt. Daraufhin machte sich der Gemeinderat an die Planung und wählte eine Fläche südwestlich des Feuerwehrlokals, hinter dem Pumptrack mit kleinen Zugangswegen ab Spielplatz und Holzrütistrasse als geeigneten Standort. Die Bünt mitten im Dorf solle der Gemeinde für Freizeit und Sport erhalten bleiben, mit Schrebergärten und Obstbäumen, erklärte der zuständige Gemeinderat Justin Vogler – auch aus raumplanerischer Sicht. Komplett vom Tisch ist hingegen eine AEW-Heizzentrale, die nach ersten Skizzen entlang der Bremgartenstrasse neben der Raiffeisenbank vorgesehen war und grossen Widerstand ausgelöst hatte. «Die AEW-Heizzentrale auf der Bünt ist kein Thema mehr», betonte Vogler.
Die Vorschläge des Gemeinderates hatten keine Chance. Mitte-Grossrat Michael Notter beantragte Rückweisung: Der Bolzplatz liege zu weit entfernt vom Spielplatz. «Bolzplatz, Pumptrack und Spielplatz sollen ein kompaktes Dreieck bilden», meinte er. Vor einem Jahr hätten sie beantragt, den in die Jahre gekommenen Spielplatz Regenbogenland gleichzeitig zu sanieren, sogar zu vergrössern. Dass dieser Aspekt fallengelassen wurde, störte auch Bernhard Guhl. «Als Ortspartei hätten wir es begrüsst, wenn ihr uns in die Planung miteinbezogen hättet», meinte er. Und mit Nachdruck: «Die Bünt wird unseren Nachkommen überlassen. Hier wird kein zusätzliches Haus gebaut.» – Nach der Gemeindeversammlung wurde jedenfalls beim Apéro gemunkelt, dass die Raiffeisenbank an der Bremgartenstrasse eine Vergrösserung erwäge.
Maria Gschwend, Präsidentin des Natur- und Vogelschutzvereines, äusserte sich ausserdem besorgt wegen der Obstbäume, die, zu nahe beim Bolzplatz, wohl versetzt werden müssten. Auch sie plädierte auf Rückweisung. Schrebergärtner Christian Giger sorgte sich um Fussbälle in seinen Beeten, weil der Drei-Meter-Zaun rund um den Bolzplatz zu niedrig sei. Und eine Anwohnerin sorgte sich um die spielenden Kinder, die sorglos den Weg passieren könnten, während die Feuerwehr zu einem Notfall ausrückte. Dieser Strauss an Argumenten dürfte letztlich zur Annahme des Rückweisungsantrags geführt haben, mit 112 Ja-Stimmen gegenüber 10 Nein – unter ihnen der gesamte Gemeinderat.
Diskrete Schalter fehlen
Zurückgewiesen wurde auch der Verpflichtungskredit von 314 000 Franken, den der Gemeinderat für den Umbau des Gemeindezentrums beantragt hatte. Der Gemeinderat wollte mehr Diskretion für Kundschaft und Mitarbeitende sowie mehr Sicherheit für Mitarbeitende im Betreibungsamt.
Zwar bestätigte der Niederrohrdorfer Architekt Daniel Zehnder, dass es im heute «sehr offenen und freundlichen» Gemeindezentrum an diskreten Schaltern mangle. Diese Umbau-Pläne aber gingen zu weit: «Aus einem offenen Gemeindezentrum wurde ein Hochsicherheitstrakt gemacht.» Zehnder beantragte Rückweisung und die Gemeindeversammlung folgte seinen Ausführungen. Mit 79 Ja gegenüber 38 Nein schickte sie den Umbau des Gemeindezentrums in eine nächste Runde.
Einstimmig genehmigt wurde die Rechnung 2024, die dank eines Ertragsüberschusses knapp 800 000 Franken in die Kasse Vorfinanzierung Primarschule spült. Abgelehnt wurde hingegen ein Überweisungsantrag von Bernhard Guhl, der die Aufnahme eines «Solidaritätsbeitrages für die Gemeinde Blatten» von mindestens 1000 Franken für das Budget 2026 vorschlug – 87 waren dagegen, 31 befürworteten einen solchen Beitrag.
Heidi Hess