In der Nacht des Jahreswechsels von 2024 auf 2025 musste nach der 26-jährigen Freibergerstute Jessica und dem 31-jährigen Pony Chicco gesucht werden. Die Stalltüre war samt Schrauben aus der Verankerung gerissen. Die Besitzer, die Polizei und die Feuerwehr durchsuchten den Wald und ...
In der Nacht des Jahreswechsels von 2024 auf 2025 musste nach der 26-jährigen Freibergerstute Jessica und dem 31-jährigen Pony Chicco gesucht werden. Die Stalltüre war samt Schrauben aus der Verankerung gerissen. Die Besitzer, die Polizei und die Feuerwehr durchsuchten den Wald und die Wiesen. Die verschüchterten Tiere wurden im Morgengrauen gefunden. Das war bei Ehrendingen im Kanton Aargau. Der Grund für ihre panische Flucht war die Knallerei der Feuerwerke. Obwohl die Tiere an Autos, Traktoren und Lkws gewohnt sind, bricht immer wieder an Silvester und am 1. August Panik aus. Laut Auskunft der Tierbesitzerin gegenüber der «Aargauer Zeitung» mussten schon «Kühe notgeschlachtet» werden, weil sie Abfälle von Feuerwerkskörpern gefressen hatten. Auch Wodkaflaschen lagen im Gras. Nach vielen erfolglosen Gesprächsversuchen mit den Feiernden bat die Landwirtin die Gemeindebehörde um Hilfe.
Der Dreck aus Holzleisten, Chemikalien und Kunststoffteile, der nach jedem noch so kleinen Feuerwerk in der Natur herumzuliegen kommt, ist das Übel, nebst der Luftverschmutzung und dem Lärm. Auch wenn einzelne Gemeinde auf Feuerwerke am 1. August verzichten, nicht nur wegen Waldbrandgefahr, zündeln immer mehr Private im Garten und auf dem Balkon immer lautere pyrotechnische Wunderwaffen, andere sprengen ganze Tiefgaragen zusammen.
«Die Tiere denken doch, dass da ein Gewitter kommt», ist oft zu hören. Dieses Argument funktioniert leider nicht, denn ein Gewitter kündigt sich durch Verdunkelung von Himmel oder Sterne an, durch Windwechsel und zunehmende Feuchtigkeit in der Luft. Das spüren der Hase, das Reh und die Amsel. Unvermittelte Explosionen mit anschliessendem Materialregen löst dergestalt bei Tieren eine Panik aus, dass Vögel in Wände und Scheiben fliegen oder das Herz gleich ganz stehen bleibt.
Die obengenannte Bauernfamilie erhielt von der Gemeinde die Antwort, dass man den Menschen ihre «Freiheit» lassen wolle und auf «Selbstverantwortung» setze.
Edle Worte, die von immer mehr Menschen verinnerlicht werden so zum Beispiel vom Raser, dem giftelnden Gärtner, dem Trunkenbold am Steuer und dem verschuldeten Zocker. Eigen- oder Selbstverantwortung setzt Bildung, Vernunft, gesundes Selbstverständnis und Empathie voraus.
Apropos Bildung: Wenn Sie ein privates Feuerwerk am Nationalfeiertag planen sollten, dann lässt es sich durch dieses Buch hervorragend weiterbilden, um zu wissen, was damit der Umwelt angetan wird: «Chemische Grundlagen der Pyrotechnik» von Georg Schwedt, Springer Verlag. In jeder guten Buchhandlung erhältlich.