Ein Exodus, der Interesse nach sich zieht
09.09.2025 MellingenDie fünfköpfige Finanzkommission verzeichnet vier Vakanzen. Sechs Neue möchten sich in der Finanzkommission engagieren
Einzig der Treuhänder Stefan Knecht will auch künftig in der Finanzkommission mitwirken. «Als Archiv und Infostelle», wie er sagt. Die ...
Die fünfköpfige Finanzkommission verzeichnet vier Vakanzen. Sechs Neue möchten sich in der Finanzkommission engagieren
Einzig der Treuhänder Stefan Knecht will auch künftig in der Finanzkommission mitwirken. «Als Archiv und Infostelle», wie er sagt. Die übrigen sechs Kandidierenden bringen «frischen Wind».
In der Mellinger Finanzkommission (Fiko) werden in der kommenden Legislatur gleich vier neue Gesichter Einsitz halten. Denn vier von fünf Mitgliedern treten nicht mehr zur Wiederwahl an, namentlich Lars Laue, Christian Renold, Peter Suter und auch die Präsidentin Franziska Rubi. Nur ein einziges der bisherigen Mitglieder stellt sich erneut zur Verfügung. Es ist der Mellinger Treuhänder Stefan Knecht (1964), der seit dem 1. Januar 2000 und damit seit einem Vierteljahrhundert in der Finanzkommission ist. Knecht will, gemäss eigener Aussage, Kontinuität gewährleisten. «Als Archiv und Infostelle für die neuen Fiko-Mitglieder und den Stadtrat», erklärt er. Er kandidert, weil er das Zusammenspiel zwischen der Bevölkerung und den Behörden gewährleisten will. Ihn interessieren die Gemeindefinanzen im Zusammenhang mit dem Wohlergehen der Stadt. Knecht ist zusätzlich Mitglied der Sportplatz-Betriebs-Kommission.
Gleichzeitig vier Abgänge, da stellen sich Fragen. Warum dieser Exodus? Präsidentin Franziska Rubi verzichtet nach zwei Legislaturen auf eine weitere. Auf Anfrage erklärt sie, sie könne nur für sich selbst sprechen: «Es war eine bewegte Zeit, in der auch einige Vakanzen besetzt werden mussten – unter anderem diejenige des Finanzverwalters.» Das Engagement in der Finanzkommission bezeichnet sie als «spannenden Einblick» in eine Tätigkeit, die sie nur weiterempfehlen könne. Als Berufstätige begrüsse sie aber auch, wenn nach acht Jahren «ein frischer Wind» komme.
Herausforderung der letzten Jahre
Ähnlich äussert sich Christian Renold, der sich ebenfalls während zwei Legislaturen mit den Mellinger Finanzen auseinandersetzte. Er sei beruflich und familiär stark eingespannt. Er hätte sich ein weiteres Jahr in der Fiko vorstellen können, aber keine weitere Legislatur. Die Umfahrung sei eine grosse Herausforderung für die Stadtentwicklung, was sich auf den Finanzplan auswirke. Ein Investitions- und ein Unterhaltsstau führe ausserdem dazu, dass viele Projekte anstehen. «Das erfordert aktuell viel Aufwand», so Renold. Die Kommission habe den Finanzplan gemeinsam mit den Behörden genau analysiert. Nötig sei im Investitionsplan zwischen Projekten, die kurzfristig umgesetzt werden müssen und solchen, die langfristig angegangen werden können, zu unterscheiden.
Nach vier Jahren verlässt auch Peter Suter die Kommission. Suter ist aber einer von drei Kandidierenden, die sich bei den Gesamterneuerungswahlen am 28. September für den freien Sitz im Stadtrat zur Verfügung stellen.
Das motiviert die Neuen
Zwar verzeichnet die Finanzkommission zahlreiche Abgänge. Mellingen ist aber auch in der angenehmen Ausgangslage, dass sich insgesamt sechs neue Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl in die Fiko zur Verfügung stellen. Der «Reussbote» hat alle nach ihrer Motivation befragt und lässt sie hier in alphabetischer Reihenfolge zu Wort kommen.
Stephan Desch (1963) hat als Inhaber einer Firma für Bahntechnik den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und Finanzen gelernt. Die Finanzen interessieren ihn insofern, als «Ausgaben stets in einem ausgewogenen Verhältnis zu den vorhandenen Mitteln stehen» sollen. «Gemeinden tragen eine Vorbildfunktion gegenüber der Bevölkerung, meint er. Desch ist überzeugt: «Auch kleine Einsparungen zeigen Wirkung, sofern die richtigen Prioritäten gesetzt werden.» Seit über 40 Jahren ist Mellingen die Heimat von Regina Dietiker (1977). Die Partnerin und Abteilungsleiterin eines Schweizer Technologieunternehmens möchte aus diesem Grund «aktiv zur Entwicklung unserer Gemeinde beitragen. Die Mitarbeit in der Finanzkommission bietet mir die Möglichkeit, meine Erfahrung einzubringen, den Stadtrat im Team zu unterstützen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden.»
Roger Fessler (1981) will sich als Mitglied der Finanzkommission für einen gesunden Finanzhaushalt einsetzen: «Es gilt, sorgfältig abzuwägen zwischen ‹must have› und ‹nice to have›, ohne dabei den Fortschritt und die Lebensqualität unserer Gemeinde aus den Augen zu verlieren.»
Auch die Betriebswirtschafterin Janine Hofer-Wittwer (1974) will Verantwortung «für eine ergebnisorientierte und vorausschauende Finanzpolitik» übernehmen. Der Finanzexpertin ist wichtig, dass «Mittel sinnvoll eingesetzt und Prioritäten klar gesetzt werden». Hofer erklärt, sie arbeite lösungsorientiert und verstehe es, vielfältig zusammengesetzte Teams zu mobilisieren, sodass nachhaltige Ergebnisse entstehen. Sie möchte «zur positiven Entwicklung der Gemeinde beitragen und sicherstellen, dass Mellingen seine vielfältigen Ziele verantwortungsvoll finanzieren und zukunftsgerichtet umsetzen kann».
Der jüngste Kandidat
In Mellingen aufgewachsen, zählt Thomas Maher, Jahrgang 1999, zu den Vertretern der jüngeren Generation. Er möchte, dass auch «diese Stimmen in der Gemeindepolitik gehört werden und neue Perspektiven einfliessen». Politik und Finanzen interessieren ihn schon lange. «Ich möchte meine Kenntnisse in Datenanalyse und Statistik als wertvolle Unterstützung einbringen.» Er steht kurz vor dem Master in Physik und erklärt, dass er über «ein kritisches und analytisches Denkvermögen verfügt, das gut zur Arbeit der Finanzkommission passt».
Stefan Schmid (1955) engagierte sich bisher in der kulturellen Entwicklung der Stadt, besonders nach der Neugestaltung des Verkehrsregimes in der Altstadt. Er sagt: «Ein gesellschaftlich und wirtschaftlich reges Leben braucht eine kluge und fortschrittliche Finanzpolitik des Stadtrates.» Diese würde er gerne mit Rat und Tat in der Finanzkommission begleiten. Schmid erklärt: «Meine Ausbildung zur Handhabung finanztechnischer Methoden, 30 Jahre Leitung einer Aktiengesellschaft sowie Beteiligung an Startups befähigen mich, die finanziellen Abläufe einer Stadt zu verstehen.»
Heidi Hess