Am 27. Mai 1975 wurde die für die Region wichtige Heitersberglinie offiziell für den Verkehr freigegeben
Mit der Eisenbahn verbindet das Reuss-Städtchen nicht nur gute Erinnerungen – Stichwort «Nationalbahndebakel». Aber das ist lange her. Der Bau des ...
Am 27. Mai 1975 wurde die für die Region wichtige Heitersberglinie offiziell für den Verkehr freigegeben
Mit der Eisenbahn verbindet das Reuss-Städtchen nicht nur gute Erinnerungen – Stichwort «Nationalbahndebakel». Aber das ist lange her. Der Bau des Heitersbergtunnels und die Eröffnung der Heitersberglinie vor genau 50 Jahren war aber ein Meilenstein für die Region.
Die Heitersberglinie sollte als
Teil der Ost-West-Transversale die Fahrzeit zwischen Zürich und Bern verkürzen. Auf dem Trassee der ehemaligen Nationalbahn, die Mellingen einst fast in den Ruin getrieben hatte, führt sie über Othmarsingen – Mägenwil nach Mellingen, wo sie in den Heitersbergtunnel abzweigt und am anderen Ende des Tunnels wieder in die Linie Baden – Zürich einschwenkt. Voraussetzung für das Mammutprojekt war der 4,9 Kilometer lange Heitersbergtunnel von Killwangen nach Mellingen. Er wurde von Basler und Hofmann projektiert und ab 1969 gebaut. Der Durchstich erfolgte zwar bereits 1972. Feierlich eröffnet wurde die Heitersberglinie aber erst 1975, zuerst in Killwangen und dann am 27. Mai in Mellingen.
Bundesrat kam mit dem Zug
Rund acht Jahre dauerte es von der Projektierung bis zur Fertigstellung des Bahnprojekts, das über 90 Millionen Franken kostete. Da durfte zur Eröffnung auch die ganz grosse Politprominenz nicht fehlen. Mit einem Extrazug, bestehend aus neuen Städtewagen, seien die Gäste aus Bern damals in Lenzburg eingetroffen, berichtete der «Reussbote» vom 28. Mai 1975. Neben dem damaligen SBB-Verwaltungsratspräsidenten Dr. Rudolf Meier und weiteren SBB-Spitzen, gab sich auch Bundesrat Willi Ritschard die Ehre. Mit gelben Postautos ging es für die Geladenen zunächst weiter zum Erlimoos, dem Bahnkreuz beim AMP Othmarsingen, wo der Eröffnungsakt unter dem Motto «Us eigenem Bode» stattfand. Neben diversen Festansprachen wurde der Überlieferung nach dabei sogar ein eigens komponiertes «Heitersberglied» von «Bähnlern» angestimmt. Die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer erfreuten sich darüber hinaus an den Vorführungen von historischen Zügen, wie dem «Dampflokeli» der Nationalbahn sowie modernen Schnellzügen.
Eigene Haltestelle kam viel später
Die Delegation aus Bern erklomm im Anschluss abermals den Extrazug und reiste weiter nach Mellingen. «Viel Volk» habe sich auch dort versammelt, schrieb der «Reussbote» und wusste zudem von einer unfreiwilligen Anekdote zu berichten. So warteten drei verkleidete Bähnler an der improvisierten Haltestelle offensichtlich vergeblich darauf, das Gepäck der hohen Gäste zu übernehmen. Denn die waren bereits auf der anderen Seite des Zuges ausgestiegen. Bundesrat Willi Ritschard durchschnitt im Anschluss höchstpersönlich das vor dem Tunnel gespannte Eröffnungsband und übergab damit auf den Tag genau heute vor 50 Jahren die Heitersberglinie feierlich dem planmässigen Verkehr.
Bis die Mellingerinnen und Mellinger eine eigene Haltestelle in der Nähe des Tunneleingangs erhielten, mussten sie sich allerdings noch fast drei Jahrzehnte gedulden. Erst am 12. Dezember 2004 wurde die Haltestelle Mellingen Heitersberg mit dem heutigen Busterminal sowie dem Parkhaus eröffnet. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Michael Lux