Der 88-jährige Künstler Freddy Air Röthlisberger weihte seine Skulptur auf der Ibergwiese ein
Die Bronze-Skulptur «Ikara» auf der Ibergwiese erhielt am Samstag prominenten Besuch.
Die schöne Dame mit den Flügeln steht seit der Eröffnung der ...
Der 88-jährige Künstler Freddy Air Röthlisberger weihte seine Skulptur auf der Ibergwiese ein
Die Bronze-Skulptur «Ikara» auf der Ibergwiese erhielt am Samstag prominenten Besuch.
Die schöne Dame mit den Flügeln steht seit der Eröffnung der Ausstellung «Eiszeit» im September auf der Ibergwiese. Zur Finissage ist «Ikara» nun geehrt worden. Künstler Freddy Air Röthlisberger (88) reiste extra von seinem Wohnort Zürich an. Eine kleine Gruppe von Mellinger Kulturfans empfing ihn. Die Mellinger Stadtpräsidentin Györgyi Schaeffer dankte dem Künstler herzlich für sein grosszügiges Geschenk. Röthlisberger erzählte den Anwesenden eine sehr persönliche Geschichte zur Entstehung von «Ikara», die mit seiner Suche nach einer Partnerin vor 30 Jahren und einer Enttäuschung zu tun hatte. «Im Nationalpark flog damals ein Bartgeier über mir», erzählte er, «dieser brachte mich auf die Idee, ein Mischwesen aus einem Bartgeier und einer Frau zu schaffen.» Der «Schattenfresser-Engel» war 1996 geboren. Vor drei Jahren rückte Röthlisberger der Figur jedoch nochmals an den Leib. Er schnitt ihr den Vogelkopf ab und gestaltete sie neu. «Ich habe den Moment dargestellt, wo eine Idee geboren wird», sagte Röthlisberger, «das ist mir gelungen.» Nach dieser Rede ging es zur Finissage der Ausstellung «Eiszeit» zu Fuss weiter ins Forum der Stadtscheune. Stadtrat Beat Gomes sagte, Kultur gebe es nicht nur in grossen Städten. Er lobte die Kultur als «Herz und Seele unseres Städtchens». Diese bringe Menschen zusammen und auch nach Mellingen. Es habe ihn berührt, dass einige Schulklassen die Urzeit-Tiere des Künstlers nachgezeichnet hätten. Gomes dankte den Ausstellungsmacherinnen Madlen Zimmermann und Györgyi Schaeffer für ihr enormes Engagement, das ermöglichte, die Ausstellung mit dem Künstler auf die Beine zu stellen. Röthlisberger selbst gab in seiner einmaligen Art eine weitere Anekdote preis. Er habe eine Anfrage erhalten, ob er die Büste eines vergessenen Patrioten – Jakob Robert Steiger – gestalten könnte. «Es hat mich fast umgehauen, als ich entdeckte, wer das war», sagte der Künstler. Der Luzerner Liberale Steiger war einer der wenigen Schweizer Politiker, die zu Lebzeiten Heldenstatus erreichten. Er wurde zum Tode verurteilt, aber dann befreit. Nur aufgrund von Bildern erschuf Röthlisberger sein lebensgrosses Wachsmodell. «Zwei Stunden am Tag arbeite ich, dann verlassen mich die Kräfte», sagte er. Eine formelle Bestellung für eine Büste habe er noch keine – Daraufhin bekundete ein Mellinger Interesse.
Marc Benedetti