Elektrizitätswerk (noch) nicht verkauft
21.11.2025 WohlenschwilDer Rückweisungsantrag «Verkauf Elektrizitätswerk» von Hans Fischer wurde angenommen
Es ist ein emotionales Thema. Dementsprechend gross war der Besucheraufmarsch. 186 Wohlenschwilerinnen und Wohlenschwiler kamen an die Gmeind, um vor allem über den Verkauf des ...
Der Rückweisungsantrag «Verkauf Elektrizitätswerk» von Hans Fischer wurde angenommen
Es ist ein emotionales Thema. Dementsprechend gross war der Besucheraufmarsch. 186 Wohlenschwilerinnen und Wohlenschwiler kamen an die Gmeind, um vor allem über den Verkauf des Elektrizitätswerks zu befinden. Der Rückweisungsantrag wurde angenommen.
Katerstimmung herrschte wegen des Rückweisungsantrags nach der Gemeindeversammlung beim Gemeinderat nicht. Die Zeichen standen schon nach der Infoveranstaltung vom 30. Oktober auf Sturm. Das Traktandum wurde nochmals fundiert von Ressortvorsteher Claude Michel vorgetragen – neue Argumente für den Verkauf des Elektrizitätswerks (EW) ins Feld geführt. «Das EW produziert keinen Strom, sondern wandelt nur den eingekauften Strom um.» Trotz vielen Argumenten für den Verkauf fruchteten diese nicht. «Es ist der demokratische Entscheid der Bevölkerung», sagt Gemeinderat Claude Michel nach der Gemeindeversammlung. Trotzdem wies er nochmals daraufhin, dass der Gemeinderat die Pflicht habe, beim Erkennen eines Problems, welches zur finanziellen Misere führen könne, einen Vorschlag zu erarbeiten, über welchen die Bevölkerung entscheiden kann. Und das Elektrizitätswerk (EW) werde wegen anstehenden Investitionen zur Überschuldung führen. Zudem sei nicht sicher, ob bei einem späteren Verkauf ein Käufer noch bereit sei, den gleichen Preis zu zahlen.
Viele Voten zum Verkauf des EWs
Das Traktandum 7 «Verkauf des EWs an die Regionalwerke Baden AG zum Preis von 3,6 Millionen Franken» war an der Gemeindeversammlung ein brisantes Thema. Rekordverdächtig war der Besucheraufmarsch am Mittwochabend. Bereits an der Infoveranstaltung war deutlich Gegenwind zu spüren und es gab Voten gegen den Verkauf. Am Wochenende rüsteten die Gegner nochmals nach und verteilten einen Flyer an alle Haushalte. An der Gmeind wurde nun nochmals ausgiebig diskutiert. Schlussendlich stellte Hans Fischer einen Rückweisungsantrag: Der Gemeinderat soll das Geschäft zuerst fundiert aufgleisen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder an die Gemeindeversammlung bringen.
«Tafelsilber nicht verscherbeln»
«Ich finde den Verkauf überstürzt, der Gemeinderat hat zu wenig informiert», sagt Hans Fischer in seinem Plädoyer. «Die Bevölkerung muss mehr einbezogen werden.» Auch bereits 2001 hätte der Gemeinderat das EW für 2,1 Mio. verkaufen wollen, 2025 seien es 3,6 Mio. Franken. Bereits damals wurde gesagt, dass es kein besseres Angebot geben werde. Jörg Friedli, Inhaber Friedli Gemüse, sagte in seinem Votum: «Ich habe den Vortrag von Claude Michel nun zum zweiten Mal gehört. Ich bekomme jedes Mal einen dicken Hals. Der Gemeinderat will einfach das EW schwarzmalen. Claude Michel lässt kein gutes Haar an dem EW. Wenn wir das EW verkaufen, verlieren wir unsere Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.»
Er machte darauf aufmerksam, dass Wohlenschwil im Dorf viele Photovoltaikanlagen habe. «Wir können zusammen eine gute Sache machen und könnten Strom für solche liefern, die keine Anlage haben», sagte Friedli. «Ich bin nicht bereit, unser EW für 3,6 Millionen Franken zu verscherbeln. Und dies soll nur verkauft werden, wegen der Finanzierung des Schulhausneubaus. Ich bin nicht gewillt, fünf oder sechs Prozent mehr Steuern zu zahlen, um das zu finanzieren. Das EW kann immer noch später verkauft werden, deshalb ganz klar Rückweisung.»
Es kamen aber auch Voten für einen Verkauf des EWs. So sagte Christoph Widmer: «Ich komme aus dem Finanzbereich, deshalb ist mein Fazit anders. Ich halte aus strategischer Sicht den Verkauf als beste Lösung. Es ist eine Tatsache, dass immer mehr Regulierungen vom Bund den Betrieb des EWs einschränken und immer mehr Investitionen anfallen. Das wird sich auf die Strompreise in Wohlenschwil niederschlagen.» Der Rückweisungsantrag mit der Forderung, der Verkaufs des EWs Wohlenschwil sei vom Gemeinderat zu überarbeiten, wurde mit 100 Ja-Stimmen zu 57 Nein-Stimmen vom Souverän angenommen.
Traktandum 5: Knapper Entscheid
Die Erhöhung des Stellenplafonds Gemeindeverwaltung um 100 Prozent, wurde nur knapp mit 80 «Ja» zu 78 «Nein» angenommen. «Ich bin für die Aufstockung, aber nur, wenn das Bauwesen zurück in die Gemeinde kommt», sagte Jörg Friedli. Gemeindeammann Roger Aerne antwortete: «Der Gemeinderat nimmt dies auf und wird das auf die nächste Gmeind prüfen.» Mit grossem Mehr winkte der Souverän die anderen Traktanden durch. So das Protokoll, der Nachtrag zum Planungskredit über 250 000 Franken zur Schulraumerweiterung. Auch das Budget 2026 mit einem Ausgabenüberschuss von 294 000 Franken und einem gleichbleibenden Steuerfuss von 116 Prozent wurde angenommen.
Die Wohlenschwiler genehmigten das Gebührenreglement Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal und die Erhöhung der Gemeinderatsbesoldung für die Amtsperiode 2026/2029.
Debora Gattlen

