Erneut Kampfwahl um Stadtpräsidium?
11.04.2025 MellingenBeat Gomes tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück, alle anderen Stadtratsmitglieder kandidieren
Die Ausgangslage für die Gesamterneuerungswahlen im Herbst ist jetzt klar: Stadtrat Beat Gomes demissioniert vorzeitig und ...
Beat Gomes tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück, alle anderen Stadtratsmitglieder kandidieren
Die Ausgangslage für die Gesamterneuerungswahlen im Herbst ist jetzt klar: Stadtrat Beat Gomes demissioniert vorzeitig und Stadtpräsidentin Györgyi Schaeffer kandidiert – sie bekommt eventuell wieder einen Mitbewerber.
Die Gesamterneuerungswahlen für die Amtsperiode 2026 bis 2029 finden in Mellingen am 28. September statt. Die bisherigen Amtsinhaber im Stadtrat wurden angefragt, ob sie sich für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung stellen. Stadtpräsidentin Györgyi Schaeffer kandidiert. Ebenso Vizepräsident Silvan Herzig und die Stadträte Hanspeter Koch und Martin Huber. Die Bemerkung «Eventuell Kandidatur fürs Stadtpräsidium» neben Martin Hubers Name lässt aufhorchen. «Falls ich für das Amt als Stadtpräsident kandidiere, werde ich zu gegebener Zeit informieren», sagt der Stadtrat auf Anfrage. Bis im Sommer will sich der Geschäftsführer und «Ur-Mellinger» noch Zeit für seine Entscheidung lassen. Noch ist diese Frage also offen.
Beat Gomes will im Juli auswandern
Klar ist hingegen: Stadtrat Beat Gomes beendet bald seine Tätigkeit für die Öffentlichkeit nach knapp zwei Amtsperioden. Er demissioniert aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig per 30. Juni 2025. Die Demission wurde im März von der Gemeindeabteilung des kantonalen Departementes Volkswirtschaft und Inneres (DVI) genehmigt. «Es erfolgt keine Ersatzwahl», schreibt die Stadt Mellingen in ihrer Mitteilung. Der Sitz von Beat Gomes werde erst auf die neue Legislatur hin besetzt. Der 72-jährige Beat Gomes sagt auf Anfrage, er müsse am 16. Mai «wieder unters Messer». «Es ist die fünfte Operation in den letzten vier Jahren», sagt Gomes offen, «ich hatte verschiedene Krebserkrankungen.» Er müsse seine verbleibende Energie jetzt für sich brauchen, fügt der freie Journalist hinzu. Am 1. Juli hat er einen Flug nach Brasilien gebucht, wohin er auswandern will.
Ein allfälliger zweiter Wahlgang ist in Mellingen am 30. November geplant. Zu einem solchen Szenario kam es 2021, als Györgyi Schaeffer und Martin Huber beide für das Amt aspirierten, welches damals noch Gemeindeammann hiess. Die Situation könnte im Herbst 2025 wieder eintreten, wenn die Stimmenzahlen knapp wären – und Martin Huber tatsächlich antritt.
Ein spannender Wahlkrimi 2021
Zur Erinnerung: Im Herbst 2021 war es im ersten Wahlgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Martin Huber holte mehr Stimmen (522) als Györgyi Schaeffer (495), erreichte aber nicht das absolute Mehr. Im zweiten Wahlgang war es umgekehrt und der Unterschied deutlicher. Schaeffer machte mit 837 (von 1498 gültigen Stimmen) das Rennen und Huber erhielt 661 Stimmen. Dem Entscheid vorangegangen war ein heftiger Wahlkampf. Damals wechselten die höchsten Posten in der Exekutive beide in Frauenhand: Die parteilose Schaeffer wurde Frau Gemeindeammann, Evelyne Wernli (Mitte) zur Frau Vizeammann gewählt. Nach eineinhalb Jahren trat Wernli bereits zurück. Sie begründete den Schritt 2023 gegenüber dieser Zeitung mit «Differenzen, Diskussionen und Rückkommen auf Entscheide im Gemeinderat und nicht abgesprochenen Alleingängen.» Diese hätten eine Zusammenarbeit erschwert.
Und heute? Funktioniert die Zusammenarbeit in der Exekutive? Dazu sagt Stadtpräsidentin Györgyi Schaeffer: «Ja, natürlich. Wir arbeiten auf professioneller Ebene zusammen und haben das gemeinsame Ziel, Mellingen gut zu entwickeln sowie nachhaltig zu gestalten.» Die Stadtratsmitglieder seien aber nicht miteinander verschwägert. «Jeder vertritt seine Meinung, wie es in einer Demokratie sein sollte.» Die 54-jährige Betriebsökonomin (lic. oec. publ.) und Mutter zweier Kinder sagt zu ihrer Motivation, das Amt als Stadtpräsidentin gefalle ihr sehr. Sie gehört dem Stadtrat (respektive früher dem Gemeinderat) seit knapp sechs Jahren an. 2019 wurde sie in einer Ersatzwahl für die zurückgetretene Giovanna Suter (FDP) gewählt. Was wäre ihr Werbeslogan in eigener Sache – falls es zu einer Kampfwahl kommt? Marketing sei sicher wertvoll. «Aber letztlich muss das Produkt überzeugen», so Schaeffer. «Ich glaube, man kennt mich jetzt, weiss wie ich arbeite und auf die Leute zugehe.»
Als grosse Projekte der Stadt nennt Györgyi Schaeffer die Sanierung von Hauptgasse und Hallenbad. «Damit werden wir Ende 2025 starten.» Den Stadtrat beschäftigt aber auch die Sanierung der Reussbrücke und der Bahnhofstrasse mit dem Kanton, die Entwicklung verschiedener Areale mit privaten Investoren sowie die Umgestaltung der Birrfeld- und Lenzburgerstrasse. Sehr stolz ist sie, dass der jetzige Stadtrat den Rechtsstreit um die Entschädigungsfrage vor Bundesgericht gewonnen hat. «Wir konnten dadurch 7 Millionen Franken sparen.»
Drei Rücktritte in Finanzkommission
Am 28. September werden neben der Exekutive auch zwei Kommissionen und das Wahlbüro neu gewählt. Von der Finanzkommission verzichten Franziska Rubi, Christian Renold und Lars Laue auf eine erneute Wiederwahl. Es braucht also drei Kandidaten. Für eine weitere Amtsperiode stellen sich Stefan Knecht und Peter Suter zur Verfügung. In der Steuerkommission stellen sich Otto Rubi, Pascal Graf, Patrick Maurer und Dieter Egloff (Ersatzmitglied) wieder zur Verfügung. Die bisherigen vier Mitglieder des Wahlbüros wollen weitermachen.
Marc Benedetti