Expansion: Bauarbeiten für Gärlager in vollem Gange
14.02.2025Die ehemalige Fensterfabrik wurde bereits abgebrochen. Nun folgt der Aushub für die vier Silos des Gärlagers
Schaufel um Schaufel heben die Bagger die riesige Baugrube aus. Geht alles glatt werden im Sommer an dieser Stelle vier Rundsilos aufgebaut. Sie bieten Platz für den ...
Die ehemalige Fensterfabrik wurde bereits abgebrochen. Nun folgt der Aushub für die vier Silos des Gärlagers
Schaufel um Schaufel heben die Bagger die riesige Baugrube aus. Geht alles glatt werden im Sommer an dieser Stelle vier Rundsilos aufgebaut. Sie bieten Platz für den Gärschlamm der Recycling Energie AG.
Die Firma platzt aus allen Nähten. Am Firmensitz der Recycling Energie AG in Nesselnbach kann nicht mehr expandiert werden – der Platz ist komplett ausgeschöpft. Erweiterungsbedarf gibt es beim Gärrestlager. Bisher musste dies in den Wintermonaten bei Landwirten in der Region zwischengelagert werden. Es gibt aber auch Erweiterungsbedarf bei der Biogas-, sowie bei der daraus resultierenden Stromgewinnung. Seit Jahren ist Werner Humbel, Firmeninhaber und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Recycling Energie AG, daran, Möglichkeiten für eine weitere Expansion der Firma in unmittelbarer Nähe zu suchen. So sind im Fendler die Lkws der Firma auf einer gemieteten Fläche abgestellt. Als das Gebäude der Fensterfabrik (FFN) samt der 10 440 Quadratmeter grossen Parzelle zum Verkauf stand, griff Humbel zu. Doch bis er an dieser Stelle das rund 20 Millionen Franken teure Projekt verwirklichen konnte, verging Zeit. Das vorgesehene Projekt mit unterirdischen Gärgutsilos und einem daraufliegendem Parkdeck für Lkws und Mitarbeiterparkplätzen musste wegen Auflagen des Kantons nochmals angepasst werden. Die vier Silos, sie fassen 24 Millionen Liter Biomasse, werden nun oberirdisch gebaut. In der Verlängerung befinden sich Einstellplätze für die Lkws und darauf das Parkdeck für die Mitarbeiter. Der Baustart erfolgt im Herbst nachdem die Baubewilligung erfolgte. Der Rückbau der ausgedienten Fabrikgebäude der FFN erfolgte bereits im Juni 2024.
Hangdruck bescherte Wasser
Die Baugrube für die vier Gärtanksilos heben zurzeit Bagger aus. Die Grube füllte sich zwischendurch mit Wasser. «Es gab Wasser wegen des Hangdrucks hinter der Parzelle», so Humbel. Inzwischen wurde die Grube auf eine Seite abgesenkt, damit das Wasser abfliessen kann. Insgesamt ist die Baugrube siebeneinhalb Meter tief. Ende März wird mit dem Hochbau begonnen. Als erstes wird eine Bodenplatte errichtet und darauf die 16 Meter hohen Silos errichtet. «Sie werden von einer weltweit tätigen Spezialfirma aus Deutschland in nur zehn Tagen gegossen. «Die Wände sind 40 Zentimeter dick und werden Tag und Nacht gegossen. Dadurch entstehen keine, für den Beton typische, Bruchstellen. Sobald sie fertig sind, wird die Grube aufgeschüttet, sodass die Silos noch zehn Meter aus dem Boden ragen. Stehen bleibt von der ehemaligen FFN-Fabrik das Gebäude mit der Fensterlackiererei. Es wurde damals vom Kanton bewilligt. Inzwischen müsste bei einem Abriss mehr Abstand zum dahinterstehenden Wald eingehalten werden. Humbel hat deshalb kurzerhand die Lackiererei in sein neues Projekt integriert. «Wir werden dort Biogas veredeln», führt er aus. Dafür wird das alte Gebäude umgebaut. Von der Anlage wird das Gas direkt in die Gasleitungen der Gaswerke Baden eingespeist. «Wir wollen Synergien nutzen. Das nach unserem Firmenmotto: Natur kennt keinen Abfall.» Deshalb werden auch an den Gärgutsilos Photovoltaikanlagen montiert.
Lkw-Parkgarage: Baustart ab Herbst
Im Herbst wird der zweite Teil mit der Parkgarage und dem -deck erfolgen. In den Parkgaragen findet in der Nacht die Lkw-Flotte, mit 22 Stellplätzen der Firma, Platz. Ebenfalls erstellt wird im vorderen Teil der Anlage eine Waschanlage und eine Bio-Dieseltankstelle. Diese ist nicht öffentlich und wird für die Betankung der firmeneigenen Fahrzeugflotte verwendet. Die Lkws werden am Abend beim Eintreffen betankt und gewaschen. «Unsere Lkws sind Aushängeschild und fahrende Werbung der Firma», sagt Geschäftsführer Patrick Humbel. Deshalb sei es wichtig, dass diese sauber unterwegs seien. Für die Chauffeure selbst wird auf dem Parkdeck zusätzlich eine Kaffeestube mit Töggelikasten, Sanitäranlagen und Garderoben entstehen.
Grünstreifen als Ausgleichsfläche
Auf der 10 444 Quadratmeter grossen Parzelle werden aber nicht nur die Gärgutsilos, die Lkw-Garage mit Parkdeck und die Biogasveredelungsanlage gebaut. Angrenzend an den Bauplatz befinden sich zwei Waldparzellen. Gemäss kantonalen Bestimmungen muss zum Wald ein Abstand von 16 Metern eingehalten werden. 20 Prozent der Gesamtfläche der Parzelle wird als Ausgleichsfläche ausgewiesen. «Wir nutzen den Grünstreifen für ökologische Aufwertungen für Amphibien und Kleinlebewesen», führt Werner Humbel aus. So werden auch Bäume und Sträucher gepflanzt, sowie Steinhaufen und Totholz verbaut. Bis Ende 2026 soll das Projekt mit dem Gärrestlager beendet und in Betrieb sein. Das flüssige Gärgut wird ab dann mittels neuer Zuleitung vom Mutterbetrieb in Nesselnbach in die Silos gepumpt.
Weitere Expansionen im Fokus
In direkter Nähe des Standorts der Firma in Nesselnbach ist eine Expansion wegen der Spezialzone schwierig. Werner Humbel wollte zuerst gleich neben seinem Betrieb, im Gebiet Schällewärch, ein Gärrestelager bauen. Das Vorhaben scheiterte aber, weil das Land nicht zonenkonform ist und deshalb nicht überbaut werden kann. Wie auch die anderen dort ansässigen Firmen, die Hufschmid Grüngutverwertung und die Firma Hubschmid, will auch die Recycling Energie AG auf die Erneuerung der BNO der Gemeinde Tägerig warten. Dann könnte die Parzelle zwischen der Land- und Gnadenthalerstrasse eingezont werden. Bis die BNO rechtskräftig ist, wird aber noch einige Zeit vergehen. Die Recycling Energie AG brauchte aber schneller mehr Platz und konnte daher nicht zuwarten. Deshalb griff Werner Humbel bei der FFN-Parzelle zu.
Debora Gattlen



