Festredner Ponte gab auch Autogramme
05.08.2025 StettenFestredner Luigi Ponte zog mit persönlichen Geschichten die Stetterinnen und Stetter in seinen Bann
Luigi Ponte ist der Präsident des Aargauer Fussballverbands. Er überzeugte mit seiner authentischen 1.-August-Rede nicht nur die Stetterinnen und Stetter, sondern auch seinen ...
Festredner Luigi Ponte zog mit persönlichen Geschichten die Stetterinnen und Stetter in seinen Bann
Luigi Ponte ist der Präsident des Aargauer Fussballverbands. Er überzeugte mit seiner authentischen 1.-August-Rede nicht nur die Stetterinnen und Stetter, sondern auch seinen mitgereisten Fanclub aus Windisch. In der «Verlängerung» waren Autogramme und persönliche Gespräche gefragt.
Die Mehrzweckhalle war bereits um zehn Uhr sehr gut besetzt.
Die Stetterinnen und Stetter wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Luigi Ponte als Festredner zu hören. Und sie wurden nicht enttäuscht. Sie lernten einen volksnahen Menschen kennen, der es verstand, die Herzen zu berühren. «Heute feiert die Schweiz ihren 734. Geburtstag. Für mich persönlich ist der 1. August immer ein spezieller Tag. Vor 62 Jahren sassen meine Brüder Antonio und Raimondo zusammen mit mir im Zug von Neapel nach Mailand.» Von da ging es zusammen mit dem Vater weiter nach Zürich und zu ihrem neuen Wohnort nach Brugg. «Wir sahen an allen Bahnhöfen Fahnen. Wir hatten damals keine Ahnung was los war», sagt Ponte. «Wir dachten, dass dies wohl ein Empfang für uns ist.» Erst später hätten sie erfahren, dass der 1. August der Schweizer Nationalfeiertag ist. Für die drei Ponte-Brüder bleibt der 1. August wegen ihrer damaligen Einreise in die Schweiz für immer in besonderer Erinnerung.
Vater war Schuhmacher in Napoli
Der Vater von Luigi Ponte war gelernter Schuhmacher. Er arbeitete und lebte mit seiner Familie in Neapel. 1959 wechselte er in die Schweiz zur Bally Fabrik in Schönenwerd, später zur Künzli Fabrik Windisch, die Sportschuhe herstellte. Ein Jahr später folgte ihm die Mutter in die Schweiz nach. Die Kinder blieben zunächst bei den Grosseltern in Neapel. Als die drei Söhne 1963 in die Schweiz kamen, sorgte der Vater dafür, dass sie in die Schule, in den Turnverein und in den Fussballclub Windisch gingen. «Er wollte, dass wir möglichst schnell Deutsch lernen», so Ponte. Schnell setzten sie auf Fussball. Auch ihre jüngere und in der Schweiz geborene Schwester spielte beim FC Windisch und wurde später Schiedsrichterin. «Wir wurden sofort integriert. Wir profitierten von Raimondo, der sehr talentiert war. Alle wollten mit ihm Fussball spielen.» Raimondo Ponte wurde Profifussballer, spielte beim FC Aarau, bei GC, bei Nottingham Forest, Bastia und auch in der Schweizer Nati. Nach der Spielerkarriere, folgte die Trainer-Karriere in der Schweiz und in Italien. Bruder Toni Ponte war Fussballmanager und betreute Topclubs in Italien.
Luigi Ponte pfeift bis heute
Bei Luigi Ponte blieb der Toperfolg als Fussballspieler aus. Daher wechselte er 1976 zu den Schiedsrichtern. «Ich war mit Schiedsrichter Urs Meier weltweit als Schiedsrichterassistent unterwegs», führt er aus. Ab 1999 war Luigi Ponte im Aargau sowie schweizweit Präsident des Schiedsrichterverbands. Seit 2019 ist er der amtierende Präsident des Aargauer Fussballverbands. In unteren Ligen pfeift er bis heute Spiele als Schiedsrichter. «Nächstes Jahr feiere ich mein 50-Jahr-Jubiläum», verrät er. Ponte betont in seiner Festrede, dass früher Kinder und Jugendliche Respekt vor älteren Leuten hatten. Damals hätten diese weder Handy noch Computer gehabt. Die Trumpfkarte sei gewesen, dass man noch miteinander gesprochen habe. «Heute wissen wir dank sozialen Medien immer, was in der Welt geschieht. Der Nachteil ist, dass kaum noch jemand mit dem anderen spricht und Anstand und Respekt Fremdwörter geworden sind.»
Gemäss Statistik leben zurzeit 2,4 Millionen Ausländer in der Schweiz. Er könne sich noch guter erinnern, als 1970 die Schweiz über die Überfremdungsinitiative abstimmte. «Zum Glück wurde sie abgelehnt, ansonsten wäre ich mit 300 000 anderen Italienern nach Hause geschickt worden.» Ponte sagt: «Wir müssen die Werte der Schweiz bewahren und auf ein respektvolles Miteinander achten.»
Ein riesiger Erfolg sei die soeben zu Ende gegangene Frauen-EM in der Schweiz gewesen. «Ich muss gestehen, dass ich früher kein Fan von Frauenfussball war», sagt er. Doch die Frauen hätten an der EM allen gezeigt, dass sie sportlich top seien. Der Männerfussball könne sich in Sachen Fairness eine Scheibe davon abschneiden. «Es hat weder im Stadion noch ausserhalb ein Theater gegeben», lobt Ponte. Toll sei, dass dank der EM 47 Prozent mehr Frauen Fussball spielen und 13 Prozent mehr Schiedsrichterinnen Spiele pfeifen. «Das Problem sind veraltete Infrastrukturen in Stadien. Hier macht die Politik zu wenig», so Ponte. Diese sei gefordert, dies zu beheben, damit Mädchen Fussball spielen können.
Debora Gattlen