Wie schön, morgen feiern wir Weihnachten. Es gibt diese Tage im Jahr, an denen die Zeit anders tickt. Langsamer, weicher. Als hätte sie selbst beschlossen, für einen Moment nicht zu drängen. Weihnachten zwingt uns, innezuhalten. Es erinnert uns daran, dass Nähe nichts mit ...
Wie schön, morgen feiern wir Weihnachten. Es gibt diese Tage im Jahr, an denen die Zeit anders tickt. Langsamer, weicher. Als hätte sie selbst beschlossen, für einen Moment nicht zu drängen. Weihnachten zwingt uns, innezuhalten. Es erinnert uns daran, dass Nähe nichts mit Whatsapp, Facebook, Instagram etc. zu tun hat und Gespräche besser ohne Bildschirm funktionieren. Dass ein gemeinsames Essen mehr sagen kann als hunderte Nachrichten im Gruppenchat. Natürlich ist nicht alles friedlich. Alte Konflikte sitzen mit am Tisch, unausgesprochene Sätze liegen zwischen Kartoffelsalat und Kerzenständer. Wir setzen uns trotzdem zusammen. Wieder.
Es ist eine Zeit, die uns daran erinnert, was wirklich im Leben zählt. Wir sehnen uns nach Glück, aber weniger nach dem grossen Feuerwerk als nach den leisen Augenblicken. Ein vertrauter Blick, eine diskrete Bänkli-Einweihung, ein Spontan-Apéro, das Lachen eines Menschen, den wir lieben. Glück ist selten laut. Meistens sitzt es still neben uns, wie eine Kerze im Fenster und wir bemerken es erst, wenn es kurz erlischt.
Dann ist da die Liebe. Sie ist nicht stets warm und weich wie ein Winterpullover, manchmal kratzt sie, manchmal drückt sie. Doch sie verlangt Geduld, Mut und die Bereitschaft, sich verletzlich zu zeigen. Familie und Partnerschaft sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern tägliche Entscheidungen. Und doch geben sie uns etwas, das kein Fortschritt der Welt ersetzen kann. Zugehörigkeit. Vielleicht erklärt das, warum wir ausgerechnet zu Weihnachten wieder näher zusammenrücken oder es uns wenigstens wünschen.
Die Zeit bleibt unser kostbarstes Gut. Wir haben ständig zu wenig davon oder glauben das zumindest. Stress ist oft unser selbstgebauter Käfig, gerade im Advent, wenn das «Fest der Ruhe» unerklärlich laut wird. Und wenn der Lärm zu gross wird, klopft die Einsamkeit an. Nicht immer als Feind, manchmal auch als Einladung, wieder bei uns selbst anzukommen.
Vielleicht ist es genau das, was Weihnachten uns dieses Jahr zuflüstert. Das Wesentliche ist niemals laut und niemals kompliziert. Es sind Nähe, Hoffnung, Wärme und der Mut, sie zuzulassen. Mögen wir diese leisen, kostbaren Momente bewusst wahrnehmen, in unseren Herzen tragen und sie auch im Alltag weiter leben.
Am Ende zählt nicht, wie schnell die Welt geworden ist, sondern ob wir noch spüren, was uns menschlich macht. Frohe Weihnachten und einen neuen Anfang voller Hoffnung und Zuversicht.