«Für mich ist Gott grenzenlos»
24.12.2024 MellingenNoemi Breda ist seit 1. November die neue Pfarrerin der reformierten Kirche Mellingen Rohrdorf Fislisbach
Während ihres Studiums verbrachte Noemi Breda ein Jahr in Kamerun. Zuletzt war sie Pfarrerin im beschaulichen Mandach. Der Wechsel in eine grössere Gemeinde ist für die ...
Noemi Breda ist seit 1. November die neue Pfarrerin der reformierten Kirche Mellingen Rohrdorf Fislisbach
Während ihres Studiums verbrachte Noemi Breda ein Jahr in Kamerun. Zuletzt war sie Pfarrerin im beschaulichen Mandach. Der Wechsel in eine grössere Gemeinde ist für die sechsfache Mutter eine spannende Herausforderung.
Dass sie einmal Pfarrerin werden würde, war Noemi Breda nicht in die Wiege gelegt. Denn sie stammt nicht etwa aus einem Pfarrhaushalt und auch in der näheren Verwandtschaft übt niemand ein Kirchenamt aus. Sie komme allerdings aus einer der Kirche zugewandten Familie, beschreibt die 46-Jährige ihre Herkunft. Aufgewachsen ist Breda in Rickenbach (BL), später ging sie zum Theologiestudium nach Basel-Stadt. «Es ist ein tolles Studium, das vom Geschichtlichen bis zum Ethischen reicht», schwärmt sie noch heute. Es sei zudem ein Studium, dass einen auch persönlich angehe, fügt sie hinzu. «Wie kann man Gott und Kirche denken und die Werte leben?» Das seien die zentralen Fragen, die sie selbst schon immer umgetrieben hätten. Und was bedeutet es, heute Christ zu sein? «Die grosse Frage ist, wie kann man Jesus folgen?», antwortet Breda. Zum Christsein gehöre ausserdem die Gewissheit, dass der Mensch von Gott gewollt und gut sei», fährt die Theologin fort. Dabei mache Gott keinen Unterschied zwischen Konfessionen oder Religionen. Dasselbe gelte für alle Geschöpfe: «Für mich ist Gott grenzenlos», fasst sie zusammen. Ihr persönlicher Weg führe jedoch über die christliche Tradition und die Bibel, betont sie.
Ein Jahr in Afrika
Während des Studiums ging Noemi Breda wie viele ihrer Kommilitonen ins Ausland, genauer gesagt nach Kamerun: «Ich wollte kennenlernen, wie man in einem anderen Kontext lebt», erklärt sie. Einerseits sei man dort in vielen Dingen traditioneller als hierzulande – etwa was die Rolle der Frau betrifft – andererseits sei der Glaube viel selbstverständlicher im Alltag verankert. Es werde viel gemeinsam gesprochen, gebetet und gesungen. Darüber hinaus seien die Menschen häufig mit existenziellen Problemen wie Hunger konfrontiert: «Dann ist man ganz existenziell auf das Göttliche zurückgeworfen», so Breda, die schon während des Studiums das Pfarramt ins Auge fasste. An ihrem Beruf fasziniert sie vor allem die Vielfältigkeit: «Ich lerne so viel von den verschiedenen Aufgaben und Menschen», sagt sie.
Auf ihrem beruflichen Weg lernte Breda viele Menschen kennen. Zunächst während ihres Vikariats in Muttenz (BL), später als Pfarrerin in Bülach (ZH), Dornach (SO) und zuletzt in Mandach (AG). Die letzten beiden Pfarrstellen teilte sie sich mit ihrem Mann, der ebenfalls Pfarrer ist und mit dem sie sechs gemeinsame Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren hat. Mittlerweile leben die beiden jedoch getrennt. Vier Kinder leben bei der Mutter, zwei beim Vater. Sie hätten die Entscheidung jeweils den Kindern überlassen, wo diese leben wollten. Eine Pfarrerin, die getrennt lebt – gibt das kein Gerede? «Ich bin von Anfang an offen damit umgegangen. Es ist kein grosses Thema gewesen», so Breda. Die Leute hätten sehr verständnisvoll auf die Trennung reagiert und auch auf die Tatsache dass sie alleinerziehend sei.
Gemeinde als neue Heimat
Für Noemi Breda ist die neue Pfarrstelle ein wenig auch ein Neuanfang: «Ich freue mich darauf, wieder Heimat zu finden und Leute kennenzulernen», erklärt sie. Den Wechsel von einer 600-Seelen-Gemeinde zu einer Pfarrei mit rund 4900 Gläubigen sieht sie als spannende Herausforderung. Zumal sie sich die Aufgaben mit zwei weiteren Pfarrpersonen und zwei Vertretungen teilt. Darüber hinaus betreut Breda weiterhin in einem 30-Prozent-Pensum die Gemeinde in Birr und übernimmt ab kommendem Jahr als Dekanin im Dekanat Brugg Verantwortung. Ist das denn alles zu schaffen mit vier Kindern in einem Haushalt? «Fragen Sie mich in einem Jahr nochmal», lacht die Pfarrerin.
Gerade die Grösse der Gemeinde, habe sie gereizt, fährt sie ernster fort: «Ich finde die Gemeinde lässig, gerade weil sie so gross ist und man so viel anbieten kann in den vielen Räumlichkeiten. Das gute Mitarbeiterteam sei ein weiterer Pluspunkt gewesen. «Es ist eine tolle Willkommenskultur», lobt die neue Pfarrerin, die in ihrer knapp bemessenen Freizeit vor allem ihre Freundschaften pflegt. Darüber hinaus lese sie gerne, mache Handarbeit oder gehe Wandern, so Breda. «Ich habe schon viele Tipps für Wanderungen in der Region bekommen, das ist so herzig», erzählt sie. Jetzt freut sie sich aber erst einmal auf die zahlreichen Weihnachtsfeierlichkeiten in ihrer neuen Gemeinde.
Michael Lux