Fusion: Kostenoptimierung ist nicht das Ziel
21.02.2025 Region RohrdorferbergDie Genossenschafter entscheiden bis zum 10. April an einer Urabstimmung über die Fusionspläne der Raiffeisenbanken
Die Fusion der Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach mit zwei kleineren Raiffeisenbanken gibt zu reden. Ein Mitglied übte Kritik in den Medien. Die ...
Die Genossenschafter entscheiden bis zum 10. April an einer Urabstimmung über die Fusionspläne der Raiffeisenbanken
Die Fusion der Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach mit zwei kleineren Raiffeisenbanken gibt zu reden. Ein Mitglied übte Kritik in den Medien. Die Bankleitung kontert und weist auf das überwiegend positive Echo bei den Genossenschaftern hin.
Aus drei Banken soll eine werden: Die Raiffeisenbanken Rohrdorferberg-Fislisbach, Mutschellen-Reppitschtal und Zufikon sollen nach der eingehenden Analyse der Verwaltungsräte und Bankleitungen der drei Banken fusionieren. Beschliessen darüber werden die Mitglieder der drei Genossenschaftsbanken an einer Urabstimmung, für welche in diesen Tagen die Unterlagen versandt werden. Die Abstimmung startet am 6. März, der 10. April ist der letzte mögliche Tag für die Stimmabgabe. Am 10. Juni 2025 würde die fusionierte Bank unter dem neuen Namen Raiffeisenbank Mutschellen ihre Türen öffnen.
«Mit dem Zusammenschluss – aus einer Position der Stärke – soll eine nachhaltig erfolgreiche Genossenschaftsbank entstehen», schreibt die Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach auf ihrer Website.
Mehrwerte für alle schaffen
Der Hauptgrund für die geplante Fusion seien die Mehrwerte für die Genossenschafter, die Kunden, die Mitarbeitenden und die Region. Obschon die künftige Bank immer noch im Vergleich mit den Mitbewerbern verhältnismässig klein ist, können dadurch das Wachstumspotenzial im Marktgebiet besser erschlossen und die Arbeitgeber-Attraktivität gesteigert werden.
Nicht alle Mitglieder sind jedoch begeistert. Ein Mitglied äusserte kürzlich in einem Leserbrief in verschiedenen Zeitungen Kritik am Verwaltungsrat. Dieser mache sich zunehmend «selbstständig». Das Mitglied stört insbesondere, dass der VR die Genossenschaft an einer Urabstimmung über den Zusammenschluss beschliessen lassen will – und nicht an einer Generalversammlung. Eine Urabstimmung könne nur in besonderen Fällen (wie in der Corona-Zeit wegen des Versammlungsverbots) angeordnet werden; dies sei aber kein besonderer Fall, findet der Kritiker. Auch die Fusionen mit Oberrohrdorf und Fislisbach seien an ordentlichen Generalversammlungen abgehandelt worden.
Die Bankleitung kontert. «Der Verwaltungsrat hat an der letzten Generalversammlung im März 2024 die Mitglieder transparent informiert, dass unsere Bank den Zusammenschluss mit den beiden Nachbarbanken prüfen wird», erklärt Daniel With, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Rohrdorferberg-Fislisbach dem «Reussbote». Dass die GV das oberste Organ der Genossenschaftsbank sei, stimme. «Die Prüfung einer Fusion fällt aber in die Kompetenz des Verwaltungsrats und nicht in diejenige der GV.», sagt er.
With: «Resonanz äusserst positiv»
Die Mitglieder seien anschliessend an den Orientierungsversammlungen vom Oktober 2024 umfassend über den geplanten Zusammenschluss informiert worden. Unterlagen dazu wurden vorgängig versandt und die Genossenschafter somit dokumentiert. «Im Anschluss daran hatten die Mitglieder die Möglichkeit, sich mit der Bankenführung und unter den Mitgliedern auszutauschen», konstatiert With. «Die Resonanz war äusserst positiv. Die Mitglieder verstehen die Beweggründe für den Zusammenschluss. Banken brauchen heutzutage eine gewisse Grösse, um umfassend beraten und die steigenden regulatorischen Anforderungen besser bewältigen zu können.» Er selbst arbeitet bereits seit 22 Jahren für die Raiffeisenbank in Niederrohrdorf.
Zur gewählten Form der Beschlussfassung, der Urabstimmung, meint With, diese führe erfahrungsgemäss zu einer viel höheren Stimmbeteiligung – «und damit zu einer möglichst breit abgestützten Entscheidung». Dies sei im besonderen Fall eines Zusammenschlusses sehr wichtig. «Erfahrungsgemäss ist die Teilnahmequote mindestens doppelt bis dreifach so hoch», sagt der Vorsitzende der Bankleitung, «diese Erfahrung haben wir in der Corona-Zeit gemacht.» Eine Fusion sei ein besonderer Fall, in dem der Verwaltungsrat die Kompetenz für die Anordnung einer Urabstimmung habe, fügt er hinzu.
Urabstimmung hat viele Vorteile
Eine Urabstimmung bringe viele Vorteile mit sich. Daniel With zählt die erweiterte Beteiligung, die Flexibilität, die Anonymität, die Zugänglichkeit, die gesparte Zeit und die klare Dokumentation auf. «Die Einbindung aller Mitglieder in wichtige Entscheidungen fördert zudem das Gefühl der Zugehörigkeit und erhöht das Engagement», sagt er. Zu einem weiteren Punkt nahm der Bankleiter ebenfalls Stellung. Die Steuern würden nach dem branchenüblichen Verteilschlüssel der AHV-Summe pro Standort anfallen. «Der Sitz im Handelsregister, in diesem Fall wird es Zufikon sein, hat somit keinen Einfluss auf das Steuersubstrat.» Die Raiffeisenbank würde auch weiterhin an jedem Standort, wo sie eine Geschäftsstelle habe, Steuern bezahlen. Auch eine Schliessung von Geschäftsstellen sei nicht vorgesehen. Und jeder Kunde behalte seinen Berater oder seine Beraterin.
«Vielfach stehen bei Fusionen Kostenoptimierungen im Fokus», sagt Daniel With, «bei uns ist dies nicht der Fall. Wir wollen unser Dienstleistungsangebot für Privat- und Firmenkunden erweitern und unabhängig bleiben. Der geplante Zusammenschluss habe keine Kündigungen zur Folge. Im Gegenteil: Wir werden nach der Integration mehr Mitarbeitende als vorher beschäftigen.»
Der statutarische Teil der bisherigen Generalversammlung könnte neu in Form einer Urabstimmung stattfinden: Über diesen Antrag wird an der Urabstimmung ebenfalls abgestimmt. Damit dies durchkommt, braucht es eine Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen. Für die Genossenschafterinnen und Genossenschafter will die Raiffeisenbank für den gesellschaftlichen Teil einen grossen, attraktiven Event am 23. August 2025 in Bremgarten veranstalten. «Auch in den Folgejahren würden wir dafür sorgen, dass der gesellschaftliche Teil nicht zu kurz kommt», sagt Daniel With.
Marc Benedetti
Geplante neue Bank
Der neue Geschäftskreis der Raiffeisenbank Mutschellen würde folgende Gemeinden umfassen: Aesch bei Birmensdorf, Bellikon, Berikon, Birmensdorf, Bremgarten, Eggenwil, Fislisbach, Künten, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Oberwil-Lieli, Remetschwil, Rudolfstetten-Friedlisberg, Stallikon, Uitikon-Waldegg, Wettswil am Albis, Widen und Zufikon. Der Hauptsitz der Bank wäre Zufikon. (mbe)