Über die Arbeit an der UEFA Women’s Euro 2025 und was von diesem Grossanlass hoffentlich bleiben wird
Belinda Pierre war an der Women’s Euro im Einsatz – für einmal nicht als Schiedsrichterin, sondern als
«Giant Screen Supervisor».
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Über die Arbeit an der UEFA Women’s Euro 2025 und was von diesem Grossanlass hoffentlich bleiben wird
Belinda Pierre war an der Women’s Euro im Einsatz – für einmal nicht als Schiedsrichterin, sondern als
«Giant Screen Supervisor».
◆ Belinda Pierre, Sie waren an der Women’s Euro im Letzigrund als «Giant Screen Supervisor» im Einsatz. Wie war es?
Es war eine mega tolle Zeit. Ich bin beeindruckt davon, was diese Euro in der Schweiz ausgelöst hat, all diese Emotionen. Wir haben vielen, die dem Frauenfussball kritisch gegenüberstanden, positive Argumente für ein Umdenken liefern können und vor allem haben wir viele neue Fans dazugewonnen. Ich selbst hatte ein grossartiges Team, habe viele neue Einblicke gewonnen und auch neue Freundschaften geschlossen.
◆ Wie war der letzte Einsatz am Match Deutschland-Spanien?
Das Spiel ging in die Verlängerung – und ich kenne dieses Gefühl von meiner Zeit als Schiedsrichterin: Wenn etwas so viel Spass macht, möchte man einfach nicht, dass es zu Ende geht, und man wünscht sich heimlich die Verlängerung. Eines der Highlights war, als wir vom Kontrollraum aus das Lied «Macarena» einspielten und das ganze Stadion dazu tanzte.
Das war für mich das perfekte Bild dafür, wie Fussball Nationen vereinen kann, und dass wir diesen Sport leben können – ohne Diskriminierungen und ohne Gewalt.
◆ Wie geht es jetzt weiter für den Frauenfussball?
Ich hoffe, dass das Nationalteam diese Euphorie weitertragen kann, dass wir in Zukunft mehr Zuschauerinnen und Zuschauer in den Stadien haben werden als bislang. Ich wünsche mir auch, dass es keinen Rückfall in die Zeiten der Diskriminierung geben wird, als viele der Ansicht waren, Frauenfussball sei minderwertig. Auf Clubfussball-Level gibt es noch viel zu tun: Auch dort müssen wir an mehr Sichtbarkeit arbeiten. Aber im Moment sieht es doch so aus, wie ich es mir erhofft hatte: Die Clubs in den Regionen bekommen mehr Anfragen von Mädchen, die Fussball spielen wollen. Darauf hatten wir uns im Aargau vorbereitet. Eine weitere Hoffnung ist natürlich, dass es jetzt auch mehr Schiedsrichterinnen gibt – wir haben uns beim Aargauer Fussballverband das Ziel gesetzt, bis 2027 40 Schiedsrichterinnen zu haben, und wir müssen uns um Infrastruktur kümmern. Es war vor der Euro viel Arbeit, und es ist auch nach der Euro viel Arbeit.
◆ Die Sache mit der Infrastruktur ist eine Knacknuss.
Ja, das ist so, aber da sind ganz viele Projekte am Laufen. Es sollen neue Spielfelder und Kunstrasenplätze entstehen. Die Ressourcen sind sehr knapp und bei vielen Vereinen ist es nach wie vor so, dass die Frauen und Mädchen immer noch hinten anstehen müssen.
◆ Was wären, abgesehen vom Schiedsrichterwesen und der Infrastruktur, Ziele oder Hoffnungen?
Toll wäre, wenn wir auch auf Club-Niveau einmal eine internationale Hürde nehmen würden, wie es leider in den letzten Jahren nicht oft der Fall war. Natürlich wird der Zauber dieser Euro mit der Zeit etwas verblassen, aber es liegt an allen, dass der Schwung so gut wie möglich genutzt werden kann, um den Frauenfussball weiter voranzubringen.
Susanne Loacker