Zurzeit findet in der Schweiz die Europameisterschaft im Fussball statt. Ja, bewusst steht hier nicht «Frauenfussball». Fussball gehört nicht den Männern, schon gar nicht denen, die bereits mit der Einordnung einer Testspielniederlage Mühe bekunden. In der EM-Vorbereitung ...
Zurzeit findet in der Schweiz die Europameisterschaft im Fussball statt. Ja, bewusst steht hier nicht «Frauenfussball». Fussball gehört nicht den Männern, schon gar nicht denen, die bereits mit der Einordnung einer Testspielniederlage Mühe bekunden. In der EM-Vorbereitung hatte die Nati ein solches gegen die männliche U-15 des FC Luzern deutlich verloren. Aus sportlicher Perspektive muss darüber nicht diskutiert werden. Es ist überhaupt nicht aussergewöhnlich, dass gegen Juniorenmannschaften getestet wird, dass solche Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und dass diese Spiele auch verloren gehen können. Wer behauptet, sich in irgendeiner Ballsportart auszukennen, muss das wissen. Dass körperliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, ist geschenkt. Glaubt man mit dieser Testspielniederlage nun den ultimativen Beweis für eine Ungleichbehandlung gefunden zu haben, legt man lediglich ein ultimatives Zeugnis fehlender Sachverständigkeit ab. Und zwar fehlender Sachverständigkeit in jeglichen Belangen. Es ist mir absolut schleierhaft, wie man behaupten kann, dass man beim Resultat doch sehe, weshalb Männer mehr verdienen. Würde sich der Lohn nach einer universalen Leistungsskala richten, die übrigens natürlich gar nicht mal so universal, sondern eher auf den Mann ausgelegt ist, müssten ja die Jungs der Luzerner U15 deutlich mehr als die Natispielerinnen verdienen. Man darf aber berechtigterweise durchaus bezweifeln, dass sie überhaupt etwas verdienen. Passend dazu sollte man sich einmal das SRF-Experiment zu den Leistungsunterschieden ansehen. Ja, tatsächlich wird der Lohn im Fussball nicht an so einer Skala gemessen. In jedem Sport ist der Lohn den Gesetzen des Kapitalismus unterworfen. Da geht es sogar eher selten um tatsächliche Leistung und fair ist er ohnehin nicht. Auch Christian Stucki verdient weniger als Granit Xhaka. Es geht immer um die richtige Skala, um den richtigen Kontext. Ich würde mir wünschen, dass man die Zusammenhänge der Welt so weit versteht, dass man wenigstens ein Testspiel kontextualisieren kann – wenn man sich schon dazu äussert. Ich würde dafür plädieren, dass «Fussball» keiner Männerskala unterworfen ist. Und genau deshalb findet zurzeit in der Schweiz nicht die Frauenfussball-EM, sondern die Fussball-EM statt. Und dieser Fussball ist übrigens sehr sehenswert!