Wenn ich könnte, würde ich mich mit einer Tüte Popcorn und einem erfrischenden Getränk auf ihre Bank setzen und den unzähligen Geschichten lauschen, die sie zu erzählen hat. Denn, wenn Bushaltestellen sprechen könnten, hätten diese ein unglaubliches Lager an Geschichten. Was die wohl alles schon erlebt haben?
Vielleicht … Teenager die sie als Treffpunkt schlechthin auserkoren haben. So wie wir es früher auch taten. Man verabredet sich dort nach der Schule. Es wird gelästert über die Lehrer und die Eltern, die in dieser Zeit des Lebens alle sowieso nur nerven. Es wird gelacht über den Klassenclown und geweint, weil die erste grosse Liebe gerade Schluss gemacht hat. Obwohl man so sehr glaubte, es würde für immer halten. Doch nur kurze Zeit später wird schon über die neue Liebe geschwärmt. Wieder in der Hoffnung, dass es diesmal für immer sein wird.
Oder… Ein junger Herr, er schläft auf der Bank, geschützt vom Regen dank dem Dach der Bushaltestelle. Er war an der Fasnacht. Hat wohl zu tief ins Glas geschaut. Unschön liegt neben ihm auf dem Boden noch das Abendessen, es bekam ihm wohl nicht. Er wird einen bösen Kater verspüren, sobald er wach ist. Die Leute, die am frühen Morgen an ihm vorbei gehen, urteilen alle. Nur die Haltestelle nicht, sie bietet ihm Schutz und einen Platz sich auszuschlafen, weil ihn die Beine nicht mehr nach Hause tragen konnten.
Und … Fluchwörter. Unglaubliche viele und kreative noch dazu. Weil man den Bus verpasste. Man ärgert sich darüber, weil man nun zu spät zur Schule oder zur Arbeit kommt. Zu spät am Vorstellungsgespräch erscheint, was gar keinen guten Eindruck machen wird. Oder weil man zu spät zum ersten Date kommt. Logisch gibt man dem Busfahrer die Schuld. Doch ehrlich gesagt, war man zu Hause zu lange am Handy, hat den Wecker nicht gehört oder einfach nur zu sehr rumgetrödelt.
Oh … Es gibt da dieses ältere Ehepaar. Sie halten immer Händchen, während sie auf den Bus warten. Er hilft ihr jedes Mal beim Einsteigen. Sie sehen aus, als wären sie noch genau so verliebt wie am ersten Tag. Vielleicht waren sie als Teenager auch immer an der Bushaltestelle. Nur das bei ihnen die Liebe gehalten hat. Eine Menge Arbeit. Sie hatten bestimmt viele Höhen und Tiefen. Aber die Liebe war stärker. Wie schön.
Es gäbe hunderte solcher Geschichten. Ich werde mir noch mehr ausdenken, das nächste Mal, wenn ich an einer Haltestelle auf den Bus warte.