Wir reden seit Jahrzehnten über Gleichstellung. Über Löhne, Chancen, Sichtbarkeit. Doch ein Punkt bleibt unangetastet: die Pflicht, sich für das Land einzusetzen. Solange nur Männer Dienst leisten müssen, bleibt Gleichstellung unvollständig. Die  ...
Wir reden seit Jahrzehnten über Gleichstellung. Über Löhne, Chancen, Sichtbarkeit. Doch ein Punkt bleibt unangetastet: die Pflicht, sich für das Land einzusetzen. Solange nur Männer Dienst leisten müssen, bleibt Gleichstellung unvollständig. Die Service-Citoyen-Initiative wagt endlich, dieses Tabu zu brechen – und denkt Gleichstellung konsequent zu Ende. Wir stimmen am 30. November darüber ab. Konkret fordert sie, dass jede Person mit Schweizer Bürgerrecht einen Dienst zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt leistet – unabhängig vom Geschlecht. Dieser Dienst kann im Militär oder in einem gleichwertigen Milizdienst erbracht werden, etwa im Zivilschutz, in der Pflege, im Umweltschutz oder in der Katastrophenhilfe. Gleichzeitig garantiert der Initiativtext, dass der Sollbestand der Armee und der Kriseninterventionsdienste gesichert bleibt. Wer keinen Dienst leistet, soll eine Abgabe entrichten. Es geht nicht um Symbolpolitik, sondern um die Grundlage unseres Gesellschaftsvertrags. Wer gleiche Rechte fordert, muss auch gleiche Pflichten übernehmen. Gleichstellung entsteht nicht durch Worte, sondern durch Strukturen. Der Service Citoyen schafft ein System, in dem nicht das Geschlecht entscheidet, sondern der Beitrag, den jede und jeder leistet. Diese Idee ist kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt. Sie bricht mit alten Rollenbildern und macht Verantwortung geschlechtsunabhängig. Denn was sagt es über eine moderne Gesellschaft aus, wenn sie Pflichten immer noch an das Geschlecht koppelt? Bemerkenswert ist, dass gerade die junge Generation diese Logik längst verstanden hat. Laut jüngster Umfragen befürwortet eine Mehrheit der unter 30-Jährigen den Service Citoyen. Sie spürt, dass Freiheit ohne Verantwortung brüchig ist. Dass Mitgestalten keine Bürde ist, sondern Teil einer reifen Demokratie. Mehr Menschen im Bürgerdienst bedeuten auch mehr Sicherheit – gesellschaftlich und national. In einer Welt, die unsicherer wird, ist geteilte Verantwortung die beste Vorsorge. Diese Initiative ist mehr als ein Reformprojekt. Sie ist ein Aufruf, Gleichstellung endlich konsequent zu denken. Wer das System ändert, verändert die Kultur – und nur so kann echte Gleichberechtigung wachsen. Gleiche Rechte ohne gleiche Pflichten sind bequem – aber sie führen uns nicht weiter. Der Service Citoyen hingegen zeigt, wie Fortschritt aussieht: gerecht, solidarisch und endlich wirklich gleichberechtigt.