«Hört auf mit den alten Kamellen!»
20.06.2025 MellingenIm Städtli wird derzeit wieder viel über Parkplätze gesprochen. Im Zentrum steht dabei der Lindenplatz
Hat die Stadt einst den Gewerblern in der Altstadt 25 000 Franken abgeknöpft für ein Parkhaus, das dann nie gebaut wurde? Und wenn ja, wo ist das Geld? ...
Im Städtli wird derzeit wieder viel über Parkplätze gesprochen. Im Zentrum steht dabei der Lindenplatz
Hat die Stadt einst den Gewerblern in der Altstadt 25 000 Franken abgeknöpft für ein Parkhaus, das dann nie gebaut wurde? Und wenn ja, wo ist das Geld? Vieles was geredet werde, gehöre ins Reich der Märchen, sagt Stadtrat Beat Gomes.
Die Altstadt und der Parkplatzmangel – das ist eine unendliche Geschichte. Bei der Infoveranstaltung zur Birrfeld- und Lenzburgerstrasse wurde das Thema wieder ausführlich diskutiert («Reussbote» vom 13. Juni). Auch ein Vorschlag aus dem Publikum, das Problem mit einem unterirdischen Parkhaus zu lösen, ist nicht neu: «Ich mag mich erinnern, dass die Gewerbler in der Altstadt eines Tages 25 000 Franken pro Parkplatz zahlen mussten, die auf die Seite gelegt werden sollten, um ein Parkhaus in Mellingen zu bauen», sagte Andy Jenni. «Uns ist es nicht bekannt, aber wir werden das intern abklären», versprach Frau Stadtpräsidentin Györgyi Schaeffer. Stadtschreiber Gregor Glaus bestätigte, man habe das Votum aufgenommen. Doch die Recherche dürfte nicht ganz einfach werden. Zumal zunächst nicht klar war, wann die Zahlungen geleistet worden seien. Landschaftsgärtner Andy Jenni, der sein Unternehmen schon in dritter Generation führt, erinnerte sich jedoch, dass die Abgabe schon bei seinem Vater und Onkel Thema gewesen seien und damals ein «namhafter Betrag» gezahlt worden sei. Urs Imboden, ehemaliger Präsident des Gewerbevereins, konnte dazu auf Anfrage nichts weiter sagen, als dass das Thema Parkabgaben an einer früheren Gemeindeversammlung schon umstritten gewesen sei. Claudia Haus von der gleichnamigen Drogerie, erinnerte sich, von ihrem Vorgänger etwas über Zahlungen im Zusammenhang mit Parkplätzen gehört zu haben. Ähnlich äusserte sich Werner Läuchli, der selbst jedoch nicht betroffen war.
Grundwasser verhinderte Parkhaus
Etwas Licht ins Dunkel brachte ein Anruf bei Hans Dietemann, ehemals Vizeammann von Mellingen: «Als die alte Post abgerissen werden sollte, hat man überlegt, ob man dort stattdessen ein unterirdisches Parkhaus bauen sollte», so Dietemann. Wegen des Grundwasserspiegels wäre der Bau jedoch aufwendig und mit rund 40 000 Franken pro Parkplatz sehr teuer geworden. Mehr als 25 000 Franken habe das Gewerbe damals nicht ausgeben wollen. Daher sei das Projekt verworfen worden. Und was war mit dem Geld?«Ich wüsste nicht, dass das jemand gezahlt hat», so Dietemann. Man habe aber eine Ersatzabgabe für die Befreiung von der Parkplatzerstellungspflicht in Höhe von 8000 Franken erhoben. Das Geld sei unter anderem in die Erweiterung des Parkplatzes an der Birrfeldstrasse geflossen. Diese Ersatzabgabe hätten alle Liegenschaftsbesitzer in der Altstadt leisten müssen, erklärte der ehemalige Stadtschreiber Ernst Pelloli. Mit dem unterirdischen Parkhaus, das Ende der 1990er an der Birrfeldstrasse angedacht gewesen sei, habe dies nichts zu tun. Er bestätigte, dass die Pläne aus Kostengründen und wegen des Grundwassers verworfen wurden. «Man hätte nur ein Stockwerk runtergehen können», so Pelloli. Mit dem Reglement zur Ersatzzahlung musste sich vor zwei Jahren auch Stadtrat Beat Gomes auseinandersetzen. Im Rahmen eines Baugesuchs habe man festgestellt, dass das bisherige Reglement nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprach. Das neue Reglement wurde wegen der Unklarheiten aus der Vergangenheit an der Sommer-Gmeind 2023 prompt bachab geschickt. Schon damals lautete die Frage: Wo ist das Geld? Auf Nachfrage des «Reussbote» reagiert Gomes etwas ungehalten: «Wir müssen uns in die Zukunft entwickeln und nicht alte Kamellen aufwärmen.» Wochenlang habe die Finanzabteilung damals recherchiert und sei 25 Jahre zurückgegangen. Das Ergebnis: Die über die Jahre eingenommene Summe von rund 450 000 Franken sei zweckgebunden in den Bau und Unterhalt von Parkplätzen geflossen, betonte Gomes.
Michael Lux