Tiziana Schraner verkauft über das Internet personalisierte Namensschilder für Kinderzimmer und Hochzeitspaare
Tiziana Schraner designt ihre Produkte selbst am Computer und druckt diese anschliessend am heimischen 3D-Drucker aus. Angefangen hat die zweifache Mutter mit ...
Tiziana Schraner verkauft über das Internet personalisierte Namensschilder für Kinderzimmer und Hochzeitspaare
Tiziana Schraner designt ihre Produkte selbst am Computer und druckt diese anschliessend am heimischen 3D-Drucker aus. Angefangen hat die zweifache Mutter mit selbstgedruckten «Schoko-Prints» für Events – doch dann kam Corona.
Eigentlich ist Tiziana Schraner gelernte Reisebüro-Kauffrau. Doch schon in diesem Beruf musste sie von Anfang an viel Kreativität beweisen. Denn sie heuerte nicht etwa bei einem etablierten Unternehmen, sondern bei einem kleinen fünfköpfigen Start-up für Gruppenreisen an: «Dort habe ich sehr viel gelernt», erzählt die 35-Jährige, die ursprünglich aus Widen stammt und seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Remetschwil wohnt. Nach und nach spezialisierte sie sich im Betrieb auf Marketing und Social Media. Fähigkeiten, die ihr heute beim eigenen Business zugute kommen.
Nach der Geburt ihres mittlerweile siebenjährigen Sohnes legte sie zunächst eine Babypause ein und suchte danach ein neues Betätigungsfeld: «Mein Ziel war es, etwas zu finden, das ich von zu Hause aus machen konnte. Ich wollte bei meinen Kindern sein», so Schraner. Über eine Fernsehsendung stiess sie auf die Idee 3D-Drucke mit Lebensmitteln herzustellen. Sie schaffte sich einen Spezialdrucker an und begann sofort zu experimentieren – zunächst mit selbstgemachtem Pastateig, später mit teils exotischeren Zutaten. Testweise liess sie sogar Frischkäse durch den Drucker laufen. Schliesslich entdeckte sie Schokolade als perfektes Produkt für die Vermarktung: «Ich habe drei Monate experimentiert bis ich die richtige Konsistenz gefunden habe», erinnert sich die Selbstständige. Schon damals spezialisierte sie sich auf personalisierte Namen und Schriftzüge und zeigte ihre Produkte auf Instagram und der eigenen Homepage. «Ich habe mich bewusst für innovative Projekte beworben», erzählt Schraner, die damals hauptsächlich auf Events mit ihrem Schoggi-3D-Drucker für Furore sorgte und bei Anlässen der SBB, der ETH Zürich oder der Migros auftrat. Doch dann kam Corona und plötzlich lagen alle Events auf Eis.
Geglückter Neuanfang
Fast zeitgleich kam die gemeinsame Tochter auf die Welt. Wieder hiess es: alles auf Anfang. Doch Schraner fackelte nicht lange und legte sich einen 3D-Drucker für Kunststoff zu. «3D-Druck mit Kunststoff ist viel einfacher als mit Lebensmitteln», erklärt sie. Denn die Plastikfäden aus sogenanntem Filament klebten viel besser als Schokolade. Der spezielle Kunststoff, der zum Druck auf 220 Grad erhitzt wird, besteht zudem aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke und ist daher nachhaltig und kompostierbar. «Ich habe mich auf Namensschilder für Kinderzimmer spezialisiert», beschreibt Schraner ihre neue Geschäftsidee. Angefangen hat auch hier alles auf Social Media, wo sie zunächst ihre Eigenkreationen präsentierte. Was als Hobby begann, entwickelte sich durch die grosse Nachfrage im Freundes- und Bekanntenkreis abermals zum Business. Heute verkauft Schraner als «Tizzys3dprints» ihre Namensschilder, die sie am Computer designt, über die Internetplattform Etsy sowie die Homepage einer Freundin. Grosse Freude macht ihr auch die Wissensvermittlung.
Erst kürzlich gab sie zum zweiten Mal bei der «Mojuro – offene Jugendarbeit Rohrdorferberg» einen 3D-Druck-Workshop, um die Jugendlichen mit der Technik vertraut zu machen («Reussbote», 14. Februar). Eine Zusammenarbeit mit Schulen kann sie sich ebenfalls vorstellen: «Ich finde, ein 3D-Drucker gehört in jedes Klassenzimmer», ist sie überzeugt. Schliesslich könne man die Technik später in vielen Berufen anwenden – sei es für Prototypen im Ingenieurwesen oder in der Architektur: «In Südamerika gibt es schon ganze Siedlungen, die im 3D-Druck-Verfahren entstanden sind», erklärt sie. Nur mit dem Unterschied, dass dort flüssiger Beton zum Einsatz kommt. Auch in der Medizin gebe es vielfältige Einsatzmöglichkeiten, etwa bei der Herstellung von Prothesen. Einiges ist allerdings noch Zukunftsmusik. So experimentieren Forscher bereits mit sogenannten Bioprint-Verfahren. Aus lebenden Zellen könnten so eines Tages menschliche Organe entstehen. Da sage noch einer, 3D-Druck sei blosse Spielerei.
Michael Lux
kinderstrahlen.ch/tizzys3dprints