Eskalation zwischen einem verhaltensauffälligen Kind und Lehrpersonen
Ein 10-jähriger Schüler will seine Geburtstagsflyer auf dem Pausenplatz der Primarschule verteilen. Lehrpersonen schreiten ein, und die Sache endet in Handgreiflichkeiten.
An der Primarschule ...
Eskalation zwischen einem verhaltensauffälligen Kind und Lehrpersonen
Ein 10-jähriger Schüler will seine Geburtstagsflyer auf dem Pausenplatz der Primarschule verteilen. Lehrpersonen schreiten ein, und die Sache endet in Handgreiflichkeiten.
An der Primarschule Kleine Kreuzzelg in Mellingen geht es manchmal zu wie im Wilden Westen, zumindest, wenn man dem in der «Aargauer Zeitung» erschienenen Bericht glaubt. Danach wollte ein 10-jähriger Schüler am 11. Dezember Einladungen zu seinem elften Geburtstag auf dem Pausenplatz verteilen. Doch schon auf der Treppe begann die Eskalation. Denn die Schule hatte dies untersagt. Zwei Lehrpersonen sollen den Jungen darauf abgefangen und nach unten befördert haben. Der Schüler nahm einen weiteren Anlauf. Daraufhin hätten ihn zwei Lehrpersonen an beiden Armen festgehalten und daran gehindert, das Schulareal zu betreten. Die Einladungen seien ihm abgenommen worden. Daraufhin eskalierte die Situation weiter. In einem psychotherapeutischen Bericht, der nach dem Vorfall erstellt und den Eltern des Kindes zugestellt wurde und aus dem die «Aargauer Zeitung» zitiert, heisst es, das Kind sei «in starke emotionale Erregung geraten, schlug um sich und wurde schliesslich von mehreren Lehrpersonen überwältigt und zu Boden gedrückt.» Augenzeugen hätten berichtet, dass eine Lehrperson seinen Arm auf den Rücken gedreht und ihn auf dem Boden fixiert habe. Andere Kinder hätten die Szene beobachtet. Laut einer ärztlichen Untersuchung wies der 10-Jährige danach Hämatome, Rötungen, Schürfungen und Kratzspuren an Armen und Beinen auf. Der Hintergrund des Ganzen: Das Kind wurde im Herbst 2025 wegen Verhaltensauffälligkeiten zur «Deeskalation» aus der Regelklasse genommen und werde seither an der benachbarten Oberstufe unterrichtet. Der Schüler habe «Rayonverbot» und dürfe das Gelände der Primarschule zu gewissen Zeiten nicht betreten, so die «AZ». Abgemacht worden sei, dass er nach Schulschluss ausserhalb des Schulgeländes auf seine Freunde warten und die Geburtstags-Flyer dort übergeben sollte. In der grossen Pause hat es laut Simon Koller, Mitglied des Schulvorstands, mit dem Jungen immer wieder Zwischenfälle gegeben.
Viele Kinder waren aufgewühlt nach dem Vorfall vom 11. Dezember, erzählten die Sache zu Hause. Eltern schrieben der Familie des Schülers und der Schulleitung. Diese reagierte und rechtfertigte das vehemente Eingreifen. Man habe beteiligte Personen und Unbeteiligte vor Schaden bewahren wollen. «Die Lehrpersonen haben auf die konkrete Situation nach bestem Wissen und Gewissen und unter Berücksichtigung der Vorgeschichte der Beteiligten reagiert», sagt Simon Koller zum «Reussbote». Die Eltern des Buben haben bei der Kantonspolizei einen Strafantrag und auch Privatklage eingereicht und diverse Behörden involviert. Sie forderten unter anderem die sofortige Suspendierung mehrerer Lehrpersonen, mindestens bis zur Klärung des Vorfalls.
Marc Benedetti