Für viele junge Erwachsene hat Anfang August die Berufslehre begonnen. Vor einiger Zeit habe ich bereits in einer Kolumne geschrieben, wie wichtig handwerkliche Berufe für unseren Alltag sind. Heute möchte ich über die Integration der Jugendlichen in die Berufswelt sprechen. ...
Für viele junge Erwachsene hat Anfang August die Berufslehre begonnen. Vor einiger Zeit habe ich bereits in einer Kolumne geschrieben, wie wichtig handwerkliche Berufe für unseren Alltag sind. Heute möchte ich über die Integration der Jugendlichen in die Berufswelt sprechen. Der Weg von der Schule in den Lehrbetrieb ist gewaltig. Bereits zu Beginn stellen die jungen Erwachsenen fest, dass die Sommerferien in der Schulzeit beinahe so lange dauerten wie künftig das gesamte Ferienguthaben pro Jahr. Das hinterlässt Eindruck. Zudem müssen die Jugendlichen lernen, dass in der Berufslehre ein hohes Mass an Mitdenken verlangt wird. Plötzlich wandelt sich die Lern- und Arbeitsweise von «zuhören und ausführen» zu «zuhören, mitdenken und ausführen».
Ein Beispiel aus der vergangenen Woche zeigt das deutlich: Auf der Baustelle fragte ich einen Polier, ob er mit den neuen Lernenden zurechtkomme. Seine Antwort: «Ich habe ihnen einen Auftrag gegeben, aber die kommen nicht vorwärts. Die haben den ganzen Tag für diese Arbeit gebraucht.» Im Gespräch mit den Lernenden stellte sich heraus, dass sie nicht wussten, dass an diesem Tag noch weitere Arbeiten zu erledigen waren. Sie waren es aus der Schule gewohnt, genau das zu tun, was gesagt wurde. Und der Polier hatte eben nicht erwähnt, dass es nach dieser Arbeit noch Weiteres zu erledigen gab. Dieses Beispiel ist keine grosse Sache, doch es zeigt die Umstellung für alle Beteiligten beim Start einer Lehre. Für mich brachte dieses Erlebnis eine wichtige Erkenntnis. Der Lehrbeginn ist ein grosser Meilenstein für die zukünftigen Berufsleute. Wir können einen prägenden Beitrag leisten, indem wir den Lernenden mit Respekt und Toleranz den Einstieg erleichtern. Kommunikation ist dabei der Schlüsselfaktor. Als Vorgesetzte sollten wir viel erklären und auch nachfragen, ob alles verstanden wurde. Was für uns selbstverständlich erscheint, ist für Berufseinsteiger oft noch nicht klar.
Ich erinnere mich gut an meinen ersten Tag in der Lehre, mittlerweile 29 Jahre her. Ich stand da und wartete auf meine «Begrüssung». Die Mitarbeitenden nahmen mich kaum wahr und liefen einfach an mir vorbei. Das war sehr unangenehm, ich fühlte mich allein gelassen. Heute nutze ich diese Erfahrung, um neuen Lernenden einen möglichst angenehmen Einstieg in die Berufswelt zu ermöglichen. Vielleicht erinnern sich unsere Lernenden auch in 30 Jahren zurück, aber mit einem positiven Gefühl.