Monika Locher verabschiedet sich nach 15 Jahren im Gemeinderat. Es sei Zeit für frischen Wind
Was mit dem Dorf passiert, war Monika Locher, nie egal. Sie wurde Gemeinderätin, weil sie kein «Schlafdorf» wollte. Locher blickt zurück und erzählt, was sie in den ...
Monika Locher verabschiedet sich nach 15 Jahren im Gemeinderat. Es sei Zeit für frischen Wind
Was mit dem Dorf passiert, war Monika Locher, nie egal. Sie wurde Gemeinderätin, weil sie kein «Schlafdorf» wollte. Locher blickt zurück und erzählt, was sie in den 15 Jahren bewegte.
Im Sitzungszimmer des Gemeindehauses legt Monika Locher ihren Velohelm auf das Sideboard neben eine Windjacke in gut sichtbaren Farben. Dann schaut sie zur Reporterin, lacht und ist bereit für das Gespräch – ein Rückblick auf 15 Jahre Gemeindepolitik ist geplant. Sie war Gemeinderätin, die letzten vier Jahre auch Frau Vizeammann, nun hat sie sich aus dem Gemeinderat verabschiedet. Die Reporterin allerdings will zunächst wissen, ob sie mit dem E-Bike gekommen sei. In Oberrohrdorf kann man Strassen hoch pedalen oder hinunterflitzen, geradeaus fährt man selten. Schönste Hanglage, weite Sicht, tiefer Steuerfuss, überwiegend Einfamilienhäuser – so lautet der Kurzbeschrieb dieser Gemeinde am Rohrdorferberg.
Monika Locher aber schmunzelt. «Nein, nein», meint sie. Sie fahre selber, ohne elektrische Unterstützung. Sie sei daran gewohnt, tue das schon seit Jahrzehnten. Zudem ist sie vierfache Mutter und vierfache Grossmutter und ziemlich sportlich. Die 67-Jährige engagierte sich viele Jahre in Vereinen, im Turn- und Sportverein Rohrdorf, auch im Turnverband. In politischen Belangen half sie im Wahlbüro mit und war im Parteivorstand der damaligen CVP, heute «Die Mitte».
«Es soll kein Schlafdorf werden»
Dass sie schliesslich im Herbst 2010 als Gemeinderätin kandidierte hat einen weiteren Grund: Ihr war die Arbeit in der Gemeindeverwaltung vertraut. Monika Locher hatte die Lehre in einem Treuhandbüro absolviert, sich danach zur Gemeindeschreiberin ausbilden lassen und arbeitete in den 1980er-Jahren zehn Jahre lang als Gemeindeschreiber-Stellvertreterin in Oberrohrdorf. «Es ist mir nicht egal, was mit dem Dorf passiert», sagt die Frau, die in Oberrohrdorf aufgewachsen ist und immer hier lebte. «Das Dorf», betont sie, «soll kein Schlafdorf werden, es soll sich gut entwickeln».
Als es 2010 in Oberrohrdorf zu einem ausserordentlichen Rücktritt kam, wurde Monika Locher angefragt, ob sie für den Gemeinderat kandidieren möchte. Weil ihre Kinder bereits gross genug waren, habe sie genug Zeit für ein solches Amt gehabt: «Ich wusste, was mich erwarten wird und ich konnte den Aufwand einigermassen abschätzen.» In einer Kampfwahl machte sie 2010 das Rennen und führte schliesslich 15 Jahre lang das Ressort Hochbau. «Ich genoss es, Spielräume auszunutzen und mitzuerleben, wie sich Projekte entwickeln.»
Nach elfjähriger Planung konnte Monika Locher 2019 die neue Bau- und Nutzungsordnung von Oberrohrdorf abschliessen. Das Schulhaus wurde während ihrer Amtszeit innen und aussen renoviert, an der Ringstrasse wurde das Betreibungsamt gebaut, das Bauprojekt Bänkliwiese ist bewilligt, der Baustart wäre möglich.
Enkel hüten, wandern und Garten
Gefragt nach ihrem liebsten Projekt, nennt die langjährige Gemeinderätin allerdings andere Arbeiten, etwa den Neubau der Waldhütte Staretschwil, ein Projekt der Ortsbürger, die Kunststoffsammelstelle oder auch das Seniorennetzwerk. Sie sagt: «Man sieht in Gebiete hinein und erfährt von Schicksalen.» Was manche Menschen erleben, ergänzt sie, könne man sich kaum vorstellen. Locher schätzte es, wenn sie als Gemeinderätin etwas bewirken, im besten Fall auch helfen konnte. In all diesen Jahren lernte sie viele Menschen kennen, auch über die Gemeindegrenzen hinweg: «Ein spannender Austausch mit immer wieder neuen Erkenntnissen.» Rückblickend sagt sie: «Soweit möglich habe ich mich immer bemüht, alle gleich zu behandeln. Im Fokus standen die Gemeinde und die Gemeinschaft.»
Pensioniert wäre Monika Locher ohnehin schon eine Weile. Sie selbst spricht lachend vom «Unruhestand». Denn die Enkelkinder warten, möchten gehütet werden. Es warten auch die Arbeit im Garten, Wanderungen, Schneeschuhlaufen und ihr Bike. «Und dann», meint sie, «ist es gut, wenn ein frischer Wind und neue Ansichten in den Gemeinderat kommen.»
Heidi Hess