Nein zur Teilöffnung Mülibach als «grüne Oase»
02.12.2025 NiederrohrdorfDas letzte, von Vizeammann Reto Grunder an einer Gmeind vertretene Geschäft für eine Bach-Revitalisierung fand keine Gnade
Es war Reto Grunders letzte Winter-Gmeind als Vizeammann. Ein vom Gemeinderat beantragter Verpflichtungskredit von 1,3 Mio. Franken für ein ...
Das letzte, von Vizeammann Reto Grunder an einer Gmeind vertretene Geschäft für eine Bach-Revitalisierung fand keine Gnade
Es war Reto Grunders letzte Winter-Gmeind als Vizeammann. Ein vom Gemeinderat beantragter Verpflichtungskredit von 1,3 Mio. Franken für ein Bach-Revitalisierungsprojekt wurde mit 84 zu 69 Stimmen abgelehnt.
Die Gmeind, welcher schmissige Klängen der Harmoniemusik Rohrdorf vorausgingen, dauerte diesmal vier Stunden und der offizielle Teil endete um 23.30 Uhr. 168 Stimmberechtigte waren anwesend, Frau Gemeindeammann Gisela Greder sprach von einem «Rekordaufmarsch». Gegen Schluss verblieben noch 162 Personen in der Aula.
Es war die letzte Gemeindeversammlung für Reto Grunder (FDP), der den Gemeinderat nach 16 Jahren, davon 15 als Vizeammann, Ende Jahr verlässt. Engagiert trat Grunder für ein Renaturierungsprojekt ein, das vorsah, den Mülibach im Abschnitt Quellenweg bis Mülimattstrasse auf 110 Metern zu öffnen und damit die Biodiversität mit einer «grünen Oase» im Dorfzentrum zu fördern. Kostenpunkt: 1,3 Millionen Franken. «Da stellt man sich zu Recht die Frage, warum soviel Geld dafür?», sagte der Vizeammann. In Workshops habe die Bevölkerung jedoch verlangt, dass sich die Gemeinde vermehrt mit dem Klima und Umweltthemen beschäftige. Für das Projekt hätten Fördergelder abgeholt werden können. Doch es gab viele skeptische Stimmen. Andreas Eichler empfahl Ablehnung. Zum einen aus Sicherheitsgründen. Der Kindergarten Mülirain sei nahe, ein Kind könne verunglücken. Zum anderen hinterfragte er das Kosten-Nutzen-Verhältnis. 1000 Franken pro Quadratmeter koste das Bauprojekt. Für weniger könne man mehr machen. Karl Weber meinte, das Projekt sei eine gute Sache, aber der Zeitpunkt falsch. Er wies auf die Verschuldung hin. «Es ist meine Aufgabe, Möglichkeiten, Projekte, Ideen und Visionen zu bringen und mit euch zu diskutieren», erwiderte Reto Grunder kämpferisch. Applaus im Saal. Daniel Zehnder plädierte ebenfalls für das Projekt. «Das Dorf versteinert», sagte er, «weil wir viele Tiefgaragen bauen, wachsen keine Bäume mehr.» Die Skeptiker obsiegten: Mit 69 Ja- zu 84 Nein-Stimmen wurde das Bachprojekt begraben.
Rückweisungsantrag angenommen
Die Vorlage zum Projektierungskredit für Dorfschüür/Kollerhaus, wo die Tagesstrukturen zentralisiert werden sollen, stellte Gemeinderat Justin Vogler (SP) vor. Der Gemeinderat beantragte eine Erhöhung des genehmigten Budgetkredits um 230 000 Franken auf 430 000 Franken. Doch das Geschäft war vielen Stimmberechtigten zu vage. Es fehlten Informationen, monierten sie. Vogler meinte, Pläne könnten noch nicht gezeigt werden. Der Schützenbund Niederrohrdorf äusserte Kritik, weil laut Reto Attiger die Luftgewehranlage und die Schützenstube im neuen Projekt nicht vorgesehen seien. Bernhard Guhl (Die Mitte) meinte, er wollte den Kredit unterstützen, sei aber erstaunt, dass nicht früher mit den Schützen geredet worden sei. Ein Rückweisungsantrag von Daniel Zehnder, die Vorlage aufgrund der Voten zu überprüfen, wurde mit 131 Stimmen angenommen. Der Budgetkredit von 200 000 Franken wird in einen Investitionskredit umgewandelt.
Beim erneut vorgelegten Geschäft des Verpflichtungskredits für den Umbau des Gemeindezentrums gab es einen Änderungsantrag von Michael Notter (Die Mitte). Er wollte nur 450 000 Franken statt den vom Gemeinderat beantragten 565 000 Franken sprechen. An der Sommer-Gmeind, an der das Geschäft zurückgewiesen wurde, sei der Gemeinderat bei den Kosten danebengelegen. Notters Antrag erhielt 35 Stimmen, der Antrag des Gemeinderats in der Schlussabstimmung 122 Stimmen. Über die Vorlage des Verpflichtungskredits für den Bau des Bolzplatzes und die Sanierung des Spielplatzes beim Kollerhaus wurde lange diskutiert. Drei Varianten wurden präsentiert. Schliesslich stimmte die Gmeind nicht der vom Gemeinderat empfohlenen kostengünstigsten Variante 1 (447 000 Franken) zu, sondern der von der Mitte-Partei bevorzugten teuersten Variante 3 (665 000 Franken). Für diese müssen Pflanzgärten aufgehoben werden.
Die Gmeind sagte ausserdem Ja zur Einführung des Gebührenreglements für die Regionalpolizei Rohrdorfberg-Reusstal. Die Teilrevision des kommunalen Personalreglements passierte mit 156 Ja- zu einer Nein-Stimme. Der neue Konzessionsvertrag mit der AEW Energie AG wurde mit einer Gegenstimme genehmigt.
Kulturkreis erhält höheren Beitrag
Zum Budget gab es einen Änderungsantrag von Marianne Jossi vom Kulturkreis. Sie bat um eine Erhöhung des jährlichen Beitrags der Gemeinde von bisher 3000 Franken auf 10 000 Franken. Der Antrag wurde mit 125 Ja-Stimmen angenommen.
Das Budget 2026 mit einem Ertragsüberschuss von 293 710 Franken und einem gleichbleibenden Steuerfuss von 97 Prozent nahm die Gmeind grossmehrheitlich an. Gemeinderat Patrik Hitz hatte vorgängig das Budget erklärt. Der neue Präsident der Finanzkommission (Fiko), Christian Giger, der den Anwesenden ausführliche Erläuterungen zur Finanzsituation gab, wies darauf hin, dass auf die Gemeinde wegen den Bauprojekten Kreisschule und Primarschulhaus grosse Investitionen zukommen. Niederrohrdorf wird sich mit 50 Millionen Franken verschulden und 2030 möglicherweise den Steuerfuss auf 102 Prozent erhöhen müssen. Einsparungen bei Projekten seien deshalb aus Sicht der Fiko prüfenswert, so Giger. Am Schluss verabschiedete Gisela Greder Reto Grunder mit warmen Worten. Er sei immer «gerade» gewesen und nie ein «Fähnlein im Wind», sagte Greder. Sie schenkte ihrem Vize Reisegutscheine und Blumen.
Marc Benedetti

