Ende September wurden in den allermeisten Gemeinden im Aargau die Gemeinderäte für die neue Amtsperiode gewählt. In der «Reussbote»- Region waren die Ergebnisse relativ unspektakulär. Bisherige Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wurden durchwegs ...
Ende September wurden in den allermeisten Gemeinden im Aargau die Gemeinderäte für die neue Amtsperiode gewählt. In der «Reussbote»- Region waren die Ergebnisse relativ unspektakulär. Bisherige Gemeinderätinnen und Gemeinderäte wurden durchwegs wiedergewählt und offene Sitze durch fähige Personen besetzt. In anderen Aargauer Gemeinden war das anders: Gemeindeammänner und Gemeinderäte wurden abgewählt oder erlitten andere Dramen, wie etwa in Mülligen, wo ein Sitz wegen Stimmengleichheit per Losentscheid bestimmt wurde. Was glauben Sie, warum werden Gemeinderäte abgewählt? Meiner Ansicht nach gibt es dafür zwei Ursachen. Eine Abwahl erfolgt erstens dann, wenn man keine Einsicht hat in die eigene Unfähigkeit resp. kein Eingeständnis eigener Fehler oder Fehleinschätzungen vorhanden ist. Und zweitens, wenn Gemeinderäte nicht fähig sind, Personen mit anderen Ansichten zu akzeptieren und andere Meinungen zu respektieren. Zum Glück gibt es dann die Möglichkeit, diese Menschen einfach nicht mehr zu wählen.
Ich selbst bin seit 12 Jahren Gemeinderätin und seit zwei Amtsperioden Frau Gemeindeammann von Birmenstorf. Bezüglich meiner eigenen Wahl habe ich nicht mit Überraschungen gerechnet, dennoch war ich im Vorfeld des Abstimmungssonntags angespannt. Es wird mein Job sein, den neu zusammengesetzten Gemeinderat als Team zu formen und mit diesem Team die Gemeinde weiter voranzubringen. Das mit einer Crew, die ich nicht selbst ausgesucht habe. Ein Gemeinderat ist eine Zwangsgemeinschaft. Entsprechend bin ich sehr froh, dass jene Person neu in den Gemeinderat gewählt wurde, mit der ich mir eine Eingliederung ins Team besser vorstellen kann. Es ist anspruchsvoll, ein Gemeinderatsteam zu formen. Als Gemeindeammann verfüge ich nicht über Führungsinstrumente, um Personen, die sich nicht an gemeinsame Regeln halten, zu disziplinieren. Ich kann keinen Verweis, keine Kündigungsandrohung und schon gar nicht eine Kündigung aussprechen. Mir bleiben Vier-Augen-Gespräche und die Hoffnung auf Einsicht. Zum Glück für mich und meine Kolleginnen und Keollegen merkt die Öffentlichkeit meistens, wenn es in Gremien im Argen liegt, und hat dann das Mittel einer Abwahl zur Hand. Bei schwierigen Menschen und Konstellationen können vier Jahre aber sehr lange sein. Ich bin daher sehr dankbar, dass ich in Birmenstorf auf einen fähigen und kooperativen Gemeinderat zählen kann.