Neuer Hausarzt für Mellingen und die Region
11.03.2025 MellingenDr. med. Niklaus Wahli übergibt seine Hausarztpraxis am 1. April an Dr. med. univ. Alexander Klammer. Es gibt keinen Patientenstopp
Nach 30 Jahren geht Hausarzt Niklaus Wahli in Pension. Die Patientinnen und Patienten können aufatmen. Alexander Klammer wird die Hausarztpraxis an ...
Dr. med. Niklaus Wahli übergibt seine Hausarztpraxis am 1. April an Dr. med. univ. Alexander Klammer. Es gibt keinen Patientenstopp
Nach 30 Jahren geht Hausarzt Niklaus Wahli in Pension. Die Patientinnen und Patienten können aufatmen. Alexander Klammer wird die Hausarztpraxis an der Bahnhofstrasse 5 übernehmen.
Eigentlich ist es unmöglich in der ‹Hausarztwüste›, im Kanton Aargau, einen Nachfolger zu finden», sagt Niklaus Wahli. Wahli war daher seit einiger Zeit daran, nach einer Nachfolgelösung zu suchen. Hätte er keine Nachfolgelösung gefunden, hätte er wie viele seiner Berufskolleginnen oder -kollegen vorerst weitergearbeitet.
Umso mehr freut es ihn, dass er seine Patientinnen und Patienten an seinen Nachfolger Dr. med. univ. (Doktor der gesamten Heilkunde) Alexander Klammer (43) übergeben kann. Der Österreicher wird die Praxis ab dem 1. April übernehmen. «Es ist ein absoluter Glücksfall, dass ich einen Nachfolger für mich fand», sagt Wahli. «Klammer war auf der Suche nach einer Hausarztpraxis und hat bereits diverse angeschaut. Unsere Praxis hat ihm sofort gefallen.» Nebst der guten Infrastruktur, einem eingespielten Praxis-Team, überzeugte Klammer auch die atemberaubende Aussicht vom Sprechzimmer auf die Reuss und die Altstadt. «Ich erfuhr im Notfalldienst beim KSB, dass Dr. Wahli einen Nachfolger sucht», sagt Klammer.
Patienten über Jahre gekannt
«Ich kenne die meisten meiner Patientinnen und Patienten über Jahrzehnte», so Wahli. «Für eine ganzheitliche Behandlung ist es wichtig, den beruflichen Alltag, die private Situation und die Krankengeschichte zu kennen», führt er aus. Was sich in den letzten 30 Jahren verändert habe, sei die ganze Administration, welche stark zugenommen habe. Dadurch bleibe unter dem Strich weniger Zeit für die Patienten. Und das würde viele junge Ärztinnen und Ärzte abschrecken Hausarzt zu werden.
Taschentücher zum Abschied
Wahli hat vor 30 Jahren die Praxis von Dr. Schmidt übernommen. Das Grundstück mit der Praxis befand sich damals noch an der Lenzburgerstrasse 16. «Ich wusste, dass wir schon bald raus müssen, da das Haus abgerissen wurde», sagt er. Ersatz fand Wahli an der Bahnhofstrasse 5. Am 14. August 1995 bezog der gebürtige Berner und sein Praxis-Team die neuen Praxisräume. «Die Besitzer der Liegenschaft, die Zollingers, haben mir freie Hand gelassen, die Praxisräume nach unseren Vorstellungen einzurichten. Die Praxis war immer das Baby von meiner Frau Susanne Wahli und mir. Meine Frau hat im Praxisteam gearbeitet.» Nun ist nach 30 Jahren Schluss. «Seit die Patientinnen und Patienten wissen, dass ich auf Ende März aufhöre, sind viele Konsultationen sehr emotional. Ich habe inzwischen für sie und mich Taschentücher bereitgestellt.» Ab dem 1. April wird er vorerst mit seiner Frau die wohlverdiente Pension geniessen. «Wir werden reisen, wandern und uns auch Zeit für Kultur nehmen», sagt er. Das sei in den letzten 30 Jahren mit den langen Präsenzzeiten als Hausarzt immer etwas zu kurz gekommen. Wahli kann aber nicht ausschliessen, dass er in naher Zukunft in einer anderen Praxis einen Tag als Arzt aushilft. «Arzt war und ist immer mein Traumberuf gewesen», sagt er. «In einer Praxis mit Reussblick zu arbeiten, war immer ein Privileg für mich.»
Spezialist und Hausarzt
Seit anfangs Jahr läuft die Übergangsphase, um die administrativen Abläufe der Praxis und Patienten kennenzulernen. «Die Patienten sind sehr angenehm und das Praxis-Team ist sehr gut eingespielt», sagt Alexander Klammer. Er wohnt mit seiner Familie in Brugg.
Bisher pendelte er zum Arbeiten in die Ostschweiz, wo er die letzten zwei Jahre als Hausarzt und Orthopäde tätig war. Er freut sich, dass er nach der Praxisübernahme einen kürzeren Arbeitsweg hat. In seiner Freizeit betreibt Klammer gerne Sport, wie Triathlon.
Arzt auf zweiten Bildungsweg
Klammer absolvierte das Medizinstudium in Graz und begann anschliessend die Ausbildung in der Inneren Medizin, bis er für die Facharztausbildung in der Orthopädie vor elf Jahren in die Schweiz zog. Während der Facharztausbildung arbeitete er am Regionalspital Emmental, am Balgrist in Zürich und im Inselspital Bern. Im Kantonsspital Aarau war er nach dem Erwerb des Facharzttitels in der Handchirurgie tätig. «Als Spezialist im Spitalssetting sehe ich immer nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem Patientenleben», sagt er. Daher habe er sich entschieden Hausarzt zu werden, um mehr Zeit für die Patienten zu haben. «Ich kann Patienten umfassender betreuen», sagt er. «Ich finde es für therapeutische Entscheidungen hilfreich, dass ich als Hausarzt auch die persönlichen Umstände, wie Lebenssituation, Beruf und Soziales eines Patienten kenne.» Klammer freut sich, ab dem 1. April bestehende und neue Patienten mit Hausarztmodell, zu behandeln. «Ich möchte langfristig als Arzt in Mellingen bleiben», sagt er zu seinen Zielen.
Debora Gattlen