Wie viel Heilung könnte in einem einzigen Gespräch liegen, wenn man sie nur noch einmal sehen dürfte. Mit ihnen noch einmal reden könnte. Sie noch einmal spüren würde. Die, die fehlen. Die gingen, bevor wir bereit waren, sie für immer zu verlieren. Ein letzter ...
Wie viel Heilung könnte in einem einzigen Gespräch liegen, wenn man sie nur noch einmal sehen dürfte. Mit ihnen noch einmal reden könnte. Sie noch einmal spüren würde. Die, die fehlen. Die gingen, bevor wir bereit waren, sie für immer zu verlieren. Ein letzter Blick, eine letzte liebevolle Umarmung, ein letzter Satz, vielleicht ein stilles Verzeihen. Oder einfach ein gemeinsames Schweigen, das sagt: Es ist ok. Manchmal stellt man sich vor, wie es wäre, wenn genau dieser eine Moment eintreffen würde. Diese Hoffnung und den Wunsch, den man in sich trägt, in Erfüllung ginge. Wenn die Tür sich öffnen würde und da jemand stünde, der längst gegangen ist. Nicht geisterhaft, sondern echt, so als wäre nie etwas passiert, als wäre diese Person nie weg gewesen. Ein warmes Lächeln. Vielleicht ein: «Schön dich zu sehen, darf ich reinkommen?»
Wenn ein geliebter Mensch geht, verschiebt sich alles. Die Welt dreht sich zwar noch, aber nicht mehr richtig. Es hinterlässt eine Lücke. Es fehlt jemand. Bei jedem Geburtstag, auf jeder Feier, an jedem einzelnen Tag. Es fühlt sich an, als würde der Boden unter den Füssen wegbrechen. Ohne Vorwarnung, ohne Rücksicht. So viel Schmerz, so viel Trauer. «Die Zeit heilt alle Wunden.» Haben sie gesagt. Aber was, wenn nicht? Wenn nur dieses eine Wiedersehen die Wunden heilen könnte? Die eigene kleine Welt wieder zum Drehen bringen könnte?
Und dann, in der Vorstellung steht diese Person plötzlich wieder da. Diese Augen, die so viel Liebe ausstrahlen. Dieser vertraute Duft. Diese Arme die einem so herzlich umschlingen. Als wäre die Zeit zurückgespult worden, als hätte es den Schmerz und den Abschied nie gegeben.
Es gäbe viel zu sagen, zu erzählen. Es ist bestimmt viel geschehen, in der Zeit der Trennung. Oder vielleicht auch nur zu hören. Hören, was dieser geliebte Mensch noch sagen wollte, aber nicht mehr konnte, weil es die Zeit nicht mehr zuliess. Einen Rat mitzunehmen, der nicht mehr kommen konnte zu Lebzeiten. Doch selbst ein letztes Gespräch wäre wohl nicht genug. Viel zu wenig für all das, was blieb, als sie gingen. Und doch, es würde helfen. Zwar nicht alles heilen, aber den Schmerz etwas lindern. Das Unverstandene etwas greifbarer machen. Und vielleicht – nur vielleicht – wäre am Ende von diesem Gespräch ein leiser, sanfter Frieden. Ein Frieden der sagen würde: «Ich trage dich weiter, und das ist in Ordnung so.»