Politisieren – auch ohne Dorfbeiz
06.06.2025 TägerigDie Formate «dr Gmeindrat bi de Lüt» und «Halbtag der offenen Tür» kommen bei der Bevölkerung an
Im vergangenen Jahr wurde der informelle Austausch zwischen Bevölkerung und Gemeinderat ins Leben gerufen. Das Angebot werde rege genutzt, ebenso wie ...
Die Formate «dr Gmeindrat bi de Lüt» und «Halbtag der offenen Tür» kommen bei der Bevölkerung an
Im vergangenen Jahr wurde der informelle Austausch zwischen Bevölkerung und Gemeinderat ins Leben gerufen. Das Angebot werde rege genutzt, ebenso wie die Sprechstunde, sagt Gemeindeammann Thomas Widmer auf dessen Initiative die Formate zurückgehen.
Dem Gemeinderat von Tägerig liegt der Austausch mit der Bevölkerung am Herzen», heisst es im Mitteilungsblatt der Gemeinde. Deshalb werde der Infoanlass «dr Gemeinderat bi de Lüt» fortgesetzt. Dieser wurde im vergangen Jahr zum ersten Mal durchgeführt, jeweils einmal im Mai und im November. Die Idee sei gewesen, auch ausserhalb der offiziellen Gemeindeversammlung nahe bei den Leuten zu sein, erzählt Thomas Widmer, der im Oktober 2023 als Nachfolger von Beat Nietlispach ins Amt des Gemeindeammann gewählt wurde. «Normalerweise politisiert man zwischendurch in einer Dorfbeiz», weiss Widmer. Weil Tägerig aber keine Beiz mehr habe, sei der Anlass eine gute Möglichkeit, sich bei Wurst und Bier auszutauschen.
Gute Vorbereitung auf Gmeind
Die Termine jeweils im Mai und November im Clubhaus «La Paloma» sind durchaus bewusst gewählt: «Wir haben es so getimed, dass es vor der Gemeindeversammlung ist, aber nach Erhalt der Unterlagen», erklärt Widmer. So hätten die Einwohnerinnen und Einwohner die Möglichkeit, gezielt Fragen zu stellen und Unklarheiten anzusprechen. Thematisiert werden dürfen aber nicht ausschliesslich die Traktanden der bevorstehenden Gemeindeversammlung. Die Bandbreite ist gross: «Letztes Mal hatten wir einen ganzen Haufen Themen – vom Baumschneiden, über den Dorfbach bis hin zur Entwicklung im Dorf, zum Beispiel wie es bei Floss- und Stockacher aussieht», berichtet der Gemeindeammann vom letzen Anlass Ende Mai – und verrät auch der Zeitung ein wenig über das Siedlungsprojekt: «Der Stand ist so, dass es beim Kanton und bei der Gemeinde durch ist». Derzeit liefen die Gespräche mit den Landeigentümern. Das Projekt sei auf einem guten Weg, so Widmer. Aber auch ganz alltägliche Anliegen werden in geselliger Runde mit dem gesamten Gemeinderat angesprochen: Das Parkieren sei immer wieder Thema, wenn zum Beispiel irgendwo im Dorf ein unbekanntes Fahrzeug länger abgestellt würde. Auch die Bushaltestelle beim Volg, die behindertengerecht gemacht werde, sei angesprochen worden. Und wer kommt alles zum Austausch mit dem Gemeinderat? Die Teilnehmenden seien altersmässig gut durchmischt – von 30 bis 70 Jahren sei alles dabei, so Widmer. Dank Mund-zu-Mund-Propaganda steigt auch die Zahl der Teilnehmenden: Kamen zum ersten Treffen vor einem Jahr nur sechs Personen, waren es beim letzten Anlass laut Widmer bereits 20 bis 30 Personen. «Das Interesse wächst stetig, daher haben wir gesagt, wir machen es weiter», so Widmer. Das Feedback, das er bekomme, sei ebenfalls positiv. Die Leute schätzten das Angebot.
Gemeindeammann als Vermittler
Auch das ebenfalls von Widmer eingeführte Format «Halbtag der offenen Tür» beim Gemeindeammann kommt offensichtlich gut an im Dorf. Jeweils am Mittwochnachmittag von 13.30 bis 17.00 Uhr und am Freitagvormittag von 8 bis 11 Uhr steht Widmer im Gemeindehaus für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. «Ich wollte die Möglichkeiten bieten, dass die Leute direkt mit dem Gemeindeammann in Kontakt kommen», sagt Widmer, für den die Sprechstunde ebenfalls Vorteile bietet. Zwar könne ihn jeder grundsätzlich anrufen. Die festen Zeiten machten die Gespräche für ihn aber planbarer. Das Angebot werde rege genutzt: «Ich habe jeden Monat zwei bis drei Leute, die mit Anliegen zu mir kommen», so Widmer. Die meisten Besucherinnen und Besucher kämen am Freitagmorgen. «Häufig sind es persönliche Anliegen», erklärt Widmer. Die Themen reichten vom Nachbarschaftsstreit über Kinderversorgung bis hin zur Unterstützung von Projekten. Auch Vereine würden bei ihm vorsprechen. Dabei gehe es den Leuten oftmals darum, erst einmal bei einem Thema vorzufühlen oder eine erste Einschätzung des Gemeindeammanns einzuholen. Etwa wenn jemand einen Mittagstisch oder eine Kinderspielgruppe eröffnen wolle. «Es ist vielfach eine vermittelnde Rolle», erklärt der Gemeindeammann. Konkrete Zusagen mache er aber grundsätzlich nicht ohne seine Gemeinderatskolleginnen und -kollegen.
Michael Lux