Ich hätte Ihnen im schillernden Sommer gerne leichtere Kost serviert, aber vielleicht braucht es auch ab und zu ein Fenster in ein Thema, welches wir gerne verdrängen. Seit Anfang dieses Jahres bin ich Mitglied im Stiftungsrat des Frauenhauses Aargau/Solothurn. Ich hatte mich beworben ...
Ich hätte Ihnen im schillernden Sommer gerne leichtere Kost serviert, aber vielleicht braucht es auch ab und zu ein Fenster in ein Thema, welches wir gerne verdrängen. Seit Anfang dieses Jahres bin ich Mitglied im Stiftungsrat des Frauenhauses Aargau/Solothurn. Ich hatte mich beworben auf eine Ausschreibung, die für den Stiftungsrat eine verantwortliche Person für die Finanzen suchte. Das kann ich, und diese Aufgabe wollte ich übernehmen.
Ja, es gibt sie: Gewalt in Beziehungen, psychische und/oder handgreifliche und in der Mehrheit Gewalt gegen Frauen. Jene Frauen, die sich mit ihren Kindern im Frauenhaus in Sicherheit bringen, müssen untertauchen vor einem gewalttätigen Partner. Ich bin alles andere als eine Spezialistin für toxische Beziehungen, aber auch ich habe in Partnerschaften schon Ungutes erlebt. Ich finde es sehr gut, dass Frauen in Notsituationen im Frauenhaus Unterschlupf finden können. Hier werden sie gestärkt und unterstützt bei ihren nächsten Schritten im Leben, wohin sie das Leben auch führt. Manchmal auch zurück zu ihrem Partner.
Was mich wirklich ärgert, ist die chronische Unterfinanzierung unseres Frauenhauses. Der Kanton hält sich eisern an die Regel, nur für effektive Fälle der Unterbringung und Betreuung zu zahlen. Das bedeutet, dass die Vorhalteleistungen, nämlich ein freies Bett für den Notfall zu haben, nicht finanziert werden. Dabei schreibt der Kanton hohe Überschüsse! Das Frauenhaus kann nur dank Spenden, Kollekten und Stiftungen überhaupt überleben. Eigentlich sollte unsere Schutzunterkunft ja «Frauen- und Kinderhaus» heissen, denn es hat etwa so viele Kinder hier wie Frauen. Vielleicht wäre dann die Finanzierung leichter. Selbstverständlich kämpfen wir weiter für eine kostendeckende und würdige Finanzierung.
Ich bin sehr froh, dass heute in den Medien viel mehr als früher über toxische Beziehungen und über Straftaten in Beziehungen gesprochen und geschrieben wird. Häusliche Gewalt ist schon lange kein Kavaliersdelikt mehr. Jede Person, die in Beziehungen leiden muss und Schaden nimmt, ist eine Person zu viel. Jeder Femizid ist eine Tragödie! Jedes Kind, das zu Hause Angst leidet und Erniedrigung erlebt, ist eine Katastrophe! Lassen Sie uns als Gesellschaft hinschauen und unsere Hilfe anbieten, sodass das Frauenhaus nur im äussersten Notfall gebraucht wird.