Eine Kirchgemeinde beschloss, die Rasenfläche um das Gotteshaus herum in eine Naturwiese zu verwandeln. Eine erfreuliche Geschichte, die aber eine Frage auslöst: Wie wirken sich Glaube und Religion auf die Natur aus? Oder: Wie gehen Menschen, die an eine Schöpfung glauben, mit der ...
Eine Kirchgemeinde beschloss, die Rasenfläche um das Gotteshaus herum in eine Naturwiese zu verwandeln. Eine erfreuliche Geschichte, die aber eine Frage auslöst: Wie wirken sich Glaube und Religion auf die Natur aus? Oder: Wie gehen Menschen, die an eine Schöpfung glauben, mit der Schöpfung um?
Kirchen und religiöse Bewegungen prägten Epochen der Zivilisationsgeschichte. Menschen flüchten aus dem Elend ins Spirituelle, andere sind überzeugt, Gott gefunden zu haben oder ihn vertreten zu müssen. Und die Pflanzen, die Tierwelt die Ökosysteme?
Bis ins 20. Jahrhundert beeinflusste Artenschutz den kirchlichen Alltag und die Theologie nicht. Erst mit der Aufklärung, der Wissenschaft und Umweltkrisen, begannen Religionsgemeinschaften und Kirchen sich damit zu befassen.
Das jüdisch-christliche anthropozentrische Weltbild, also, dass der Mensch die «Krönung» der Schöpfung sei und sich die Erde «untertan» macht, generierte Raubbau, Landbesitz und die Erfindung von «Nutztieren». Daraus folgend entwickelte sich die Hauptaufgabe der religiösen Institutionen in die «seelische», psychologische und soziale Betreuung ihrer Mitglieder, jedoch keine Sensibilisierung für eine ökologische Verantwortung.
Abgesehen von den religiös-nationalistisch motivierten Kriegen forderte monumentale sakrale Architektur von der Antike bis in die Neuzeit ein immens grosses Menschenopfer, die Zerstörung von Ökosystemen und natürlichen Ressourcen.
Die von Kirchen und Religionsgemeinschaften beanspruchte moralische Autorität verhinderte weder die Anwendung von Gewalt und Folter noch die Achtung gegenüber all dem Leben rund um den Menschen. Weder engagiert sich der Papst aktiv für den Schutz der Natur, noch appellieren die religiösen Gemeinden die Mitglieder für mehr Verantwortung und Achtsamkeit durch weniger Verbrauch fossiler Rohstoffe oder zu einem umweltverträglichen Lebensstil.
Natürlich wollte ich am Schluss noch was Positives finden, wie die Poesie, die Bildende Kunst, die Musik, die dank gottverklärender Hingabe entstanden sind. Dann kam diese Meldung in die Quere: Die Bevölkerung der Stadt Zürich stimmte für das Verbot von benzinbetriebenen Laubbläsern ab, die Lärm, schlechte Luft und Vernichtung von Insekten und Kleingetier verursachen. Wissen Sie, welche Parteien dagegen stimmten? Eine aus der katholischen und eine aus der evangelischen Ursuppe.
Ich wünsche besinnliche Tage.