«Sehr hohe Preise für Wohnungen»
05.12.2025 Oberrohrdorf-StaretschwilDer Anteil an Seniorinnen und Senioren ist besonders hoch und der Generationenwechsel ist schwierig
Im Dorf werden die Menschen älter. Das hat Folgen für die Senioren-Ausflüge. Aber nicht nur. Über Hintergründe und Herausforderungen spricht Frau Vizeammann Monika ...
Der Anteil an Seniorinnen und Senioren ist besonders hoch und der Generationenwechsel ist schwierig
Im Dorf werden die Menschen älter. Das hat Folgen für die Senioren-Ausflüge. Aber nicht nur. Über Hintergründe und Herausforderungen spricht Frau Vizeammann Monika Locher. Auch darüber, wem der tiefe Steuerfuss zu verdanken ist.
Fast ein Viertel aller Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfer ist über 65 Jahre alt – 24 Prozent laut Statistischem Jahrbuch 2024 des Kantons Aargau. Im Bezirk Baden hat Oberrohrdorf den höchsten Anteil an pensionierten Frauen und Männern – in Fislisbach sind es rund 22 Prozent, in Niederrohrdorf knapp 21. Im «Reussbote»-Gebiet ist in Mägenwil der Anteil an Pensionierten mit knapp 15 Prozent am tiefsten.
Monika Locher, Vizeammann in Oberrohrdorf, ist seit vielen Jahren zuständig für den Bereich Senioren. Sie erklärt, warum der Anteil an älteren Menschen in Oberrohrdorf besonders hoch ist und welche Herausforderungen damit verbunden sind.
◆ Warum gibt es in Oberrohrdorf mehr ältere Menschen als in anderen Gemeinden? Können Sie das erklären, Frau Locher?
Monika Locher: In den 1970er- und in den 1980er-Jahren kam es in Oberrohrdorf zu einem richtiggehenden Bauboom. Unter anderem zogen gut ausgebildete Fachleute, die bei der BBC (seit 1988 ABB) arbeiteten mit ihren Familien an den Rohrdorferberg. Damals wurden in der Gemeinde auf grosszügigen Parzellen viele Einfamilienhäuser gebaut – einige glichen durchaus «Herrschaftshäusern».
◆ Wie sieht das heute aus?
Heute besuchen wir in diesen Häusern Jubilarinnen und Jubilare an ihren hohen Geburtstagen. Oft leben dort 90-jährige und ältere Menschen zu zweit oder alleine – ihre Kinder sind längst ausgezogen.
◆ Es gab keine Generationenwechsel?
Die Durchmischung passiert. Aber sie geht nur langsam voran.
◆ Woran liegt das?
Die Landpreise sind in Oberrohrdorf im Laufe der Jahrzehnte stark gestiegen. Heute sind sie sehr hoch, für jüngere Menschen und Familien oft kaum erschwinglich. Eine gute Durchmischung ist aus diesem Grund zusätzlich schwer umsetzbar.
◆ Die älteren Menschen wollen nicht ausziehen?
Auch für sie ist es schwierig, eine Wohnung zu finden. In Oberrohrdorf hat es kaum Mehrfamilienhäuser und noch weniger Mietwohnungen. Die Preise für Wohnungen, ob in Eigentum oder zur Miete, sind hoch. Davor schrecken ältere Umzugswillige zurück. Erinnern wir uns aber auch daran: «Einen alten Baum verpflanzt man nicht»...
◆ Wie wirkt sich diese Bevölkerungsstruktur auf die Gemeinde aus – abgesehen von den Folgen auf die Anlässe für Seniorinnen und Senioren?
Die Statistik zeigt, dass die Pflegekosten Jahr für Jahr zunehmen. Im Vergleich zu anderen Gemeinden im Bezirk Baden weist Oberrohrdorf die meisten über 80-jährigen Menschen aus: 7,9 Prozent sind es in unserem Dorf. Die meisten wohnen daheim, benötigen aber Unterstützung durch die Spitex. Erst recht, wenn der Partner oder die Partnerin stirbt und aus einem Zweier- ein Einzelhaushalt wird.
◆ Prognosen?
Diese Zahlen werden weiter steigen. 2026 werden in Oberrohrdorf 12 über 95-jährige Menschen leben. Berechnungen zeigen, dass es im Jahr 2029 bereits 40 Männer und Frauen sein werden, die 95 Jahre und älter sind.
◆ Eine Herausforderung...
Ja. Aber es gilt zu bedenken, dass diese Seniorinnen und Senioren während Jahrzehnten zum hohen Steuereinkommen in Oberrohrdorf beitrugen. Sie trugen die Kosten für die Infrastruktur mit und ermöglichten letztlich auch einen sehr tiefen Steuerfuss in Oberrohrdorf.
◆ Oberrohrdorf belegt in der Region mit einem Steuerfuss von 85 Prozent einen Spitzenplatz, gefolgt von Remetschwil mit 92 Prozent und Niederrohrdorf mit 97 Prozent.
Genau. Das ist die Kehrseite dieser Entwicklung.
◆ Kann Oberrohrdorf die demografische Entwicklung steuern?
Schwierig. Das Dorf liegt am Hang, es braucht eigentlich überall ein Auto. In der Bänkliwiese werden neue Mehrfamilienhäuser entstehen. Vor 20 Jahren gründete die Gemeinde den Verein Alterswohnungen, der insgesamt 20 Wohnungen an Menschen vermietet, die älter als 60 Jahre sind.
◆ Diese Wohnungen sind begehrt?
Es sind zu wenig. Seit einigen Jahren besteht grosses Interesse für diese Wohnungen. Der Verein führt eine Warteliste. Das war nicht immer so – noch bis vor wenigen Jahren konnten ältere Menschen aus Nachbargemeinden in diese Wohnungen ziehen.
◆ Was ist zu tun?
Es fehlt der Gemeinde an Bauland. Vor allem Bauland, auf welchem auch Betreutes Wohnen entstehen könnte.
◆ Sehen Sie Lösungsansätze?
Als Gemeinde haben wir wenig Möglichkeiten, nachhaltig einzugreifen. In Oberrohrdorf liegt der Ball bei Landbesitzern und Investoren. ..
Heidi Hess


