Sie bauen ein Leuchtturmprojekt auf 3020 Meter Höhe
31.01.2025 StettenEngelberg: Die H. Wetter AG ist am Turm auf dem Titlis für die Demontage sowie für den Bau der neuen Stahlplattformen verantwortlich
Es ist zurzeit die höchst gelegene Baustelle der Schweiz. Auf dem Titlis entsteht ein neuer Aussichtsturm mit Bar, Restaurant und ...
Engelberg: Die H. Wetter AG ist am Turm auf dem Titlis für die Demontage sowie für den Bau der neuen Stahlplattformen verantwortlich
Es ist zurzeit die höchst gelegene Baustelle der Schweiz. Auf dem Titlis entsteht ein neuer Aussichtsturm mit Bar, Restaurant und Aussichtsplattform. Unter anderem ist die H. Wetter AG aus Stetten für den Bau verantwortlich.
Der Richtstrahlturm auf dem Titlis sieht sowohl von Engelberg wie auch vom Flugzeug aus betrachtet imposant aus. Die bisherige Stahlkonstruktion wurde in den 1980er-Jahren von der Post erstellt. Ein vergleichbares Bauwerk auf 3000 Metern Höhe existiert nirgendwo auf der Welt. Nach langer Planung werden auf dem Titlis ein neuer Turm – er wird umgebaut – eine neue Bergstation und eine neue Bahnlinie entstehen. Die Kosten: rund 120 Millionen Franken. Für den Umbau des Turms ist eine Bietergemeinschaft verantwortlich. So die Stetter Firma H. Wetter AG für den Stahlbau, die Ruch Metallbau AG, die Aepli Metallbau AG und die Josef Meyer Stahl und Metall AG.
Neue Konstruktionen für den Turm
Der Baustart war im August 2023. Bis 2026 wird eine der Hauptattraktionen des Projekts Titlis, der Titlis-Tower, realisiert. Das Architekturbüro Herzog & de Meuron transformierte den gewaltigen Infrastrukturbau in eine neue touristische Attraktion. Durch den Umbau erhält der Turm ein noch prägnanteres Erscheinungsbild. Für die Demontage der alten Stahlkonstruktionen sowie für die neuen Konstruktionen ist die H. Wetter AG zuständig. Unter anderem werden zwei neue Stahlkonstruktionen in die bestehende Struktur eingefügt. Sie werden verglast und beherbergen künftig eine Bar und ein Restaurant. Die übereinander gelegten Balken erinnern aus der Luft an ein Schweizerkreuz.
Nach der Fertigstellung werden Besucherinnen und Besucher per Lift zur Aussichtsterrasse gelangen. Von dort werden sie eine atemberaubende Sicht auf den Gletscher und das Bergpanorama geniessen können.
Erfahrung mit Bauten in den Bergen
Für die Stetter Firma ist es nicht der erste Bau in Engelberg. Die H. Wetter AG baute bereits die Bergstation der Sesselbahn auf dem Jochpass, die Talstation Engelberg und die Bergstation Trübsee. Beim Interview mit dem «Reussbote» betonen CEO Valentina Wetter und Projektleiterin Stahlbau Sandra Odermatt, dass die äusseren Bedingungen am Berg auch für ihre spezialisierte Firma eine Herausforderung sind. «Es ist vor allem der Wind, aber auch Eis und Schneefall in der Bausaison, welche eine grosse Herausforderung sind», sagt Wetter. Das verlange Flexibilität und vor allem eine gute Planung. Um die Umwelt zu schonen werden die meisten Stahlteile mit der Bahn transportiert und danach direkt verbaut. «Wegen des beschränkten Platzes auf dem Gipfel müssen wir wissen, wenn was montiert wird», führt Odermatt aus. Dabei seien immer die klimatischen Bedingungen eine wichtige Komponente. An oberster Stelle stehe die Sicherheit der Arbeiter. «Alle Monteure sind entsprechend geschult. Sie verfügen über eine spezielle Sicherheitsausrüstung, da sie zuweilen für die Montage frei am Seil hängen», sagt sie. Daher werde jede gute Wetterlage ausgenutzt. Projektleiterin Odermatt ist mindestens zweimal in der Woche vor Ort. Marc Kreissig, Leiter Stahlbau der H. Wetter AG, ist der Hauptprojektleiter beim Bau des Titlis-Turms.
Schöner Herbst – längere Bauzeit
Mit dem Rückbau der Stahlkonstruktionen am Turm wurde letztes Jahr begonnen. Der Sommer 2024 war bekanntlich regnerisch. In 3000 Metern Höhe wurde dieser zuweilen zu Schnee und Eis. Die dadurch entstandenen Verzögerungen konnten aber im Spätherbst dank guter Witterung und viel Einsatz wieder wettgemacht werden. Statt wie vorgesehen bis Mitte Oktober am Berg zu arbeiten, konnte ein Monat länger montiert werden. Die mögliche Bauzeit am Berg ist von Mitte April bis Oktober. Während im Winter die Baustelle stillsteht, geht in Stetten die Planung weiter.
«Wir haben seit dem Baustart die bestehende Stahlkonstruktion demontiert. Diese wird dem Alteisen zugeführt und recycelt», so Odermatt. Bereits ab Mitte Februar wird wieder am Turm gearbeitet. «Wir können im Kernbereich – im geschützten Bereich des Turms – Vorbereitungsarbeiten ausführen.»
Montage in 60 Metern Höhe
Der bestehende Turm ist 60 Meter hoch. Für diese Höhe gibt es keinen Kran, der vom Boden aus installiert werden kann. «Wir haben wegen der Höhe des Turms mehrere Kräne auf die Spitze gesetzt, um die Stahlträger hochzuhieven», so Odermatt. Dabei müssten stets die Lasten so verteilt werden, dass die Statik gewährleistet sei. «Es ist das erste Mal, wo wir auf so einer hohen Höhe einen Kran benutzen», sagt sie. Die Kranteile wurden mit dem Heli auf den Turm geflogen. Für den Transport der Bauteile werde er aber wegen der Nachhaltigkeit möglichst wenig gebucht. «Der Heli kommt zum Einsatz, wenn die Seilbahn in Revision ist und für die Montage der Kräne», führt Wetter aus. «Am Titlis-Projekt ist spannend, dass aus Altem Neues entsteht.»
Debora Gattlen
Die Wetter Gruppe:
Zur Wetter Gruppe gehören neben der H. Wetter AG auch die in der Generalplanung, Sanierung und Industrie-Architektur tätige Wetter Industrie- und Gewerbebau AG (beide im aargauischen Stetten) sowie die in Baden domizilierte Wetter Immobilien AG, die auf Immobilienentwicklung spezialisiert ist.
Gegründet wurde die Firma 1946 und wird bereits durch die dritte Generation geführt. Beschäftigt werden 160 Mitarbeitende. Davon arbeiten je ein Drittel im Büro in der Planung und Administration, ein Drittel in der Produktion und ein Drittel in der Montage.
Bisher wurden 270 Lernende ausgebildet. Rund 17 000 Projekte wurden bis anhin, vor allem in der Deutschschweiz, umgesetzt. So, unter anderem, das Letzigrund-Stadion und die Bergstation Pilatus.