Sie war und ist eine Frau der klaren Worte
24.12.2025 StettenBarbara Fischer tritt auf Ende Jahr von der politischen Bühne ab. Während 13 Jahren war sie Gemeinderätin und Frau Vizeammann
Barbara Fischer verstand es als Frau Vizeammann, Geschäfte in der Gemeinde anzupacken und umzusetzen. Das immer zum Wohle der Gemeinde. Nun ...
Barbara Fischer tritt auf Ende Jahr von der politischen Bühne ab. Während 13 Jahren war sie Gemeinderätin und Frau Vizeammann
Barbara Fischer verstand es als Frau Vizeammann, Geschäfte in der Gemeinde anzupacken und umzusetzen. Das immer zum Wohle der Gemeinde. Nun tritt sie auf Ende Jahr von ihrem Amt zurück.
Bei der Abschiedsrede von Gemeindeammann Stephan Schibli an der Winter-Gmeind konnte Frau Vizeammann Barbara Fischer (64) nicht persönlich anwesend sein. Sie war krank aus ihren Ferien aus Vietnam zurückgekehrt. Schibli lobte in seiner Laudatio ihr aussergewöhnliches Engagement für die Gemeinde. Er sagte: «Während 13 Jahren hat Barbara Fischer ihre ganze Kraft und ihr Wissen als Frau Vizeammann in den Dienst der Gemeinschaft gestellt.» Wer Barbara Fischer kenne, wisse, sie ist eine Frau der klaren Worte. «Ihre glasklare Meinung war stets der Kompass bei Entscheidungen im Gemeinderat», so Schibli weiter. Das nach dem Motto: direkt, ehrlich und immer dem Wohl der Gemeinde verpflichtet.
In den Gemeinderat nachgerutscht
Die Vorgängerin von Barbara Fischer zog während der Amtszeit aus Stetten weg. «Ich wurde angefragt, ob ich für den freien Sitz kandidiere und Gemeinderätin werden wolle. Dies war für mich speziell, weil ich vorher nichts mit Politik am Hut hatte», sagt Fischer. Für sie sei es aber bis heute die richtige Entscheidung gewesen, das kommunale Politparkett zu betreten. «Ich wurde innerhalb von nur drei Jahren zweimal als Gemeinderätin und einmal als Frau Vizeammann vom Kanton in die Pflicht genommen», sagt sie. Die feierlichen Zeremonien mit der Vereidigung seien für sie speziell gewesen. Die nachfolgende Zusammenarbeit mit dem damaligen Gemeindeammann Kurt Diem, dem restlichen Gemeinderat, der Verwaltung und dem Gemeindeschreiber Emil Wehle habe immer bestens geklappt. «Wir hatten nie Unstimmigkeiten untereinander. Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich so lange im Gemeinderat blieb», sagt sie. «Der Zeitpunkt auf meine offizielle Pension zurückzutreten, ist für mich der richtige.» Stolz ist sie, dass ab nächstem Jahr wiederum drei Frauen im Gemeinderat vertreten sind. «Vor 13 Jahren war ich in der Region eine der wenigen Frauen, die im Gemeinderat war», sagt sie.
Umstrukturierung der Schule
Von ihrer Vorgängerin übernahm Barbara Fischer das Ressort Gesundheit und Soziales. Das Ressort Schule kam dazu, als der dafür zuständige Gemeinderat wegen der Umstrukturierung der Schule das Handtuch warf. «Die Umstrukturierung im Schulverband war der schwierigste Teil. Der Kanton hatte dies angeordnet», führt Fischer aus. Eine Lösung wurde schlussendlich gefunden – Stetten hat bis heute den Oberstufenstandort inne, die Primarschule teilen sich Stetten und Künten. Bei Verhandlungen von Gemeinderatsgeschäften kamen Barbara Fischer ihre Erfahrungen aus ihren angestammten Berufen zugute. So war sie Dolmetscherin, langjährige Reisebegleiterin bei Kuoni und Zivilangestellte bei der Regionalpolizei Bremgarten. «Meine früheren Berufe haben meine Fähigkeiten geprägt, dass ich Menschen zusammenführen und für ein gemeinsames Ziel begeistern kann», sagt sie. Zusätzlich habe sie bei der Repol auch Ausbildungen in Psychologie und Deeskalation absolviert.
Zentrumsüberbauung und Dorfplatz
Das Ressort Schule gab Fischer später wieder ab. Stattdessen übernahm sie zusätzlich das Ressort Tiefbau und den Technischen Dienst. Im Ressort Gesundheit und Soziales seien stets die steigenden Kosten herausfordernd gewesen. «Altersgerechtes Wohnen im Dorf sorgt dafür, dass weniger ältere Leute frühzeitig in Alterszentren gehen müssen», sagt sie. Und das habe man mit der Überbauung im Zentrum erreicht. Diese sei sehr gelungen und habe zudem den jahrelangen Schandfleck mit der Industriebrache in ein Vorzeigeobjekt für verdichtetes Bauen verwandelt. Der Kanton würde dies oft in Vorträgen erwähnen. «Wir haben es geschafft, das Dorf weiterzuentwickeln und erst noch einen Dorfplatz zu errichten», sagt sie. Bei der kürzlich stattgefundenen Erstbeleuchtung des Weihnachtsbaums seien 400 Stetterinnen und Stetter auf den Platz gekommen. Das zeige, dass der Platz geschätzt werde.
Bei der Umstrukturierung des regionalen Alterszentrums Am Buechberg in Fislisbach, wo Stetten als Vertragsgemeinde angeschlossen ist, war Fischer als Vorstandsmitglied des Verwaltungsrats massgeblich beteiligt. «Früher mussten die Gemeinden das Defizit garantieren, heute sind die Trägergemeinden nur noch Aktionäre», so Fischer. Das funktioniere einwandfrei und werde ebenfalls als gutes Beispiel beim Kanton bei Umstrukturierungen von Alterszentren genannt.
Ebenfalls massgeblich beteiligt war Barbara Fischer als Präsidentin bei der Umstrukturierung der Jugend- und Familienberatung Region Baden (JFB). «Wir haben auch hier in ein Modell gewechselt, bei welchem die Gemeinden nicht mehr für das Defizit garantieren, sondern die Basiskosten übernehmen», sagt sie. Auch bei der Umstrukturierung der Spitex Heitersberg in einen kostenbewussten Betrieb war Barbara Fischer im Vorstand dabei. Dieses Amt wird sie auch weiterhin ausführen.
Man muss den Leuten zuhören
Nach dem Rücktritt von Gemeinderat Stephan Schibli vor zwei Jahren wechselte Fischer nochmals ihr Ressort. Neu hatte sie den Hochbau, den Forstbetrieb und den Wärmeverbund inne. Damit grosse Projekte in der Bevölkerung Rückhalt erhielten, hätte der Gemeindrat stets die Bevölkerung mit ins Boot geholt. So zum Beispiel beim Mitwirkungsverfahren der Sanierung der Kantonsstrasse. «Das wichtigste ist, transparent zu informieren und den Bürgerinnen und Bürgern zuzuhören», sagt sie. Und das habe sie in ihrer 13-jährigen Amtszeit stets befolgt. «Man muss Menschen mögen», sagt sie. So wie man in den Wald hineinrufe, komme es zurück.
Wenige Tiefpunkte in der Amtszeit
Verhandlungsgeschick war bei Barbara Fischer auch gefragt, als sie das Ressort Hochbau innehatte. «Es gibt mehr Einsprachen als früher», sagt sie. «Das hat vielleicht mit dem verdichteten Bauen zu tun, die maximale Ausnützungsziffern werden meist ausgenutzt. Doch auch hier konnte sie meist die Parteien dazu bewegen, sich gütlich zu einigen. Der Tiefpunkt in ihrer Amtszeit sei der Unfall an der Zieleggstrasse gewesen. Ein Kleinkind wurde im April von einer Autolenkerin angefahren und verstarb. «Es war eine tragische Verkettung unglücklicher Umstände. Der Gemeinderat hat dort bereits das möglichste getan, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.» So seien an dieser Strasse als erstes Tempo 30 und verkehrsberuhigende Massnahmen in der Gemeinde eingeführt worden.
Tragisch sei auch 2019 der Grossbrand bei einem Mehrfamilienhaus an der Busslingerstrasse gewesen. Eine Familie verlor damals ihr ganzes Hab und Gut. «Ich bin gleich losgerannt und sorgte dafür, dass die Familie eine Unterkunft fand und unbürokratische Nothilfe bekam», sagt sie. Nicht schön sei in diesem Jahr die Bedrohung der Verwaltung gewesen. Seit dem Attentat in Zug vor über 20 Jahren müsse in so einem Fall immer umgehend gehandelt werden. Zum Glück sei es zu einem guten Ende gekommen. Wichtig sei, immer Ruhe zu bewahren und nach Lösungen zu suchen. Und darin war Fischer durchaus erfinderisch. So auch als sie das Ressort Soziales unter sich hatte. Ein Vater, welcher in Schottland lebte, zahlte seinem Kind keine Alimente. Kurzerhand verlegte Fischer ihre Ferien nach Schottland und stellte den Zahlungsbefehl persönlich zu. «Der Vater zahlte von da an pünktlich die Alimente», sagt sie.
Sie habe während ihrer Amtszeit mehr gute als schlechte Erlebnisse gehabt. Ihr persönliches Highlight sei jeweils der Seniorenausflug gewesen. «Ich organisierte diesen, seit ich im Gemeinderat bin. 98 Personen nehmen teil. Als Reiseleiter fungieren jeweils der Ammann und der Vizeammann. «Gemeinden, die den Seniorenausflug streichen, sparen für mich am falschen Ort», so Fischer. Immerhin hätten Seniorinnen und Senioren früher viele Steuern bezahlt und sich oft auch für das Dorf engagiert. Mit der Reise könne man ihnen etwas zurückgeben.
Kein Fernweh, dafür Zeit für sich
Barbara Fischer freut sich, ab 2026 mehr Zeit für sich zu haben. Auf Reisen gehe sie vorerst nicht. Sie habe fast alle Länder der Erde als Reiseleiterin bereist, habe im Dschungel im Amazonas übernachtet und die Wüste im Jeep durchquert. Das, was aber in den letzten Ferien in Kambodscha geschah, habe sie noch nie erlebt. Drei Wochen Dauerregen mit Überschwemmungen und starker Erkältung waren inklusive. Deshalb geniesse sie vorerst ihr Zuhause in Stetten. Sie werde sich vermehrt ihrer Familie widmen, an der Reuss walken, spontane Ausflüge in die Berge unternehmen und stricken. «Vielleicht werde ich mich später im sozialen Bereich engagieren», sagt Barbara Fischer zum Abschied.
Debora Gattlen

