Die Altstadt ist wieder um ein Restaurant reicher. Kürzlich öffnete das «Vivio» in der Kleinen Kirchgasse
Ein iranischstämmiges Ehepaar hat den Lieferservice Subito übernommen. Das «Vivio» ist nun aber auch wieder ein Restaurant mit italienischer  ...
Die Altstadt ist wieder um ein Restaurant reicher. Kürzlich öffnete das «Vivio» in der Kleinen Kirchgasse
Ein iranischstämmiges Ehepaar hat den Lieferservice Subito übernommen. Das «Vivio» ist nun aber auch wieder ein Restaurant mit italienischer und Schweizer Küche. Der Chef, der schon im Bürgenstock-Hotel kochte, plant ausserdem Events mit Internationalen Speisen und Live-Programm.
Saeid Habibollahrezaei empfängt im frisch restaurierten und teilweise bereits umgestalteten Gastraum in der Kleinen Kirchgasse. Ende September hat die S&P Hospitality GmbH den ehemaligen Pizzalieferdienst übernommen. Die Initialen stehen für die Vornamen des Chefs und seiner Ehefrau Parishad. «Wir kommen aus dem Iran und wohnen in Luzern», erzählt der 39-Jährige, der seit knapp vier Jahren in der Schweiz lebt. Seine Frau studiert in Luzern Internationales Tourismusmanagement, er ist eigentlich IT-Ingenieur, aber auch gelernter Koch. In seiner Heimat habe er drei Jahre lang eine Kochschule besucht und sowohl traditionelle persische Küche, als auch «International Food» kochen gelernt, erzählt er während wir zwischen Deutsch und Englisch hin und her wechseln. Auch in der Schweiz habe er schon gekocht, zum Beispiel im Bürgenstock-Hotel oder im «Amaya» in Rothenburg. Zwei Jahre lang suchte er nach einer geeigneten Location für ein eigenes Restaurant, bis er den Tipp bekam, sich den Standort an zentraler Lage in Mellingen anzuschauen.
Bald auch Schweizer Klassiker
Aktuell bietet das «Vivio» im Restaurant sowie im Lieferservice ausschliesslich Pizza und Pasta sowie mediterrane Spezialitäten an. Jedoch in besonders hoher Qualität, wie er betont. So müsse der Pizzateig vor der Verarbeitung zwei Tage fermentieren. Auch bei den Saucen verwende er nur die besten und teuersten Zutaten: «Kochen ist wie eine Kunst, wo man all seine Gefühle hineinlegt», schwärmt er. Ab nächster Woche, wenn die Küche im Untergeschoss renoviert ist, kann er sich dann kulinarisch noch weiter austoben. Dann ergänzen auch Schweizer Gerichte wie Schnitzel, Rösti, Fondue, Raclette, Fisch oder Risotto die Speisekarte. Und wieso keine iranischen Spezialitäten? «Traditionelles iranisches Essen ist aufwendig zu machen und die Zutaten sind teuer», erklärt Habibollahrezaei. Er könne in Mellingen keine 50 Franken für ein Gericht verlangen.
Sie wollen junge Leute ansprechen
In den Genuss persischer, amerikanischer, osteuropäischer oder asiatischer Speisen sollen Gäste zu besonderen Anlässen kommen. Ab Januar plane er wöchentlich wechselnde Events mit internationalen Gerichten, so der Küchenchef, der von einem weiteren Koch, einem Lieferfahrer sowie zwei Servicekräften unterstützt wird. Neben den besonderen Speisen soll es auch Angebote, wie Live-Musik oder Tanz geben. «Die Stadt ist etwas ruhig, wir brauchen mehr Energie», findet er. Es gebe keinen Platz für junge Leute. Auch für Frühjahr und Sommer hat er bereits Pläne. So will er der aktuell etwas vernachlässigten Terrasse neues Leben einhauchen und diese neu gestalten. Es soll dort «Vivio Partys» geben mit Musik und speziellem Programm. Vielleicht könne man auch mit den übrigen Restaurants der Altstadt zusammenspannen für ein gemeinsames «Food Festival» im Städtli, so ein Gedankenspiel. An Ideen mangelt es Saeid Habibollahrezaei jedenfalls nicht. Sich in der Gastronomie zu etablieren, ist aber nie ein leichtes Unterfangen. Gegenwind – etwa in Form von Vorurteilen aufgrund seiner Herkunft – ist der Iraner jedoch gewohnt, wie er berichtet. «Ich mag Herausforderungen. Wenn es schwierig ist, muss man Wege finden», sagt er auf Englisch. Er wolle auf jeden Fall langfristig in Mellingen bleiben, sagt er auf Nachfrage. Sein Mietvertrag laufe für zehn Jahre.
Michael Lux