Hitzewelle: Nachgefragt im Alterszentrum, bei den Gemeindewerken und auf dem Bauernhof
Viele kleine Strategien machen die Arbeit an heissen Tagen erträglicher: Schon um 6 Uhr mit der Arbeit beginnen, Mittagshitze meiden, Fussbäder oder nasse, kühlende Tücher. Das zeigt ...
Hitzewelle: Nachgefragt im Alterszentrum, bei den Gemeindewerken und auf dem Bauernhof
Viele kleine Strategien machen die Arbeit an heissen Tagen erträglicher: Schon um 6 Uhr mit der Arbeit beginnen, Mittagshitze meiden, Fussbäder oder nasse, kühlende Tücher. Das zeigt diese kleine Umfrage.
Diese Glace haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alterszentrums Im Grüt verdient. Sie haben um 13.30 Uhr bereits einige Arbeitsstunden hinter sich, in welchen sie sich um das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner kümmerten. Vieles nimmt seinen gewohnten Lauf, bei dieser Hitze läuft aber auch einiges ein bisschen anders. Madeleine Schütz, Leiterin Pflege und Betreuung im Mellinger Alterszentrum, erzählt, dass in den Wohnbereichen morgens gut gelüftet wird, danach werden die Fenster geschlossen. So, wie das viele auch zu Hause tun. «Das Aktivierungsangebot besteht normalerweise aus Turnen und Bewegung», sagt Schütz. «Aber darauf verzichten wir an sehr heissen Tagen, stattdessen bieten wir unseren Bewohnerinnen und Bewohnern auch mal ein Fussbad an.» Normalerweise gilt der Grundsatz «bewegen, bewegen» – dieses Credo werde zwar nicht gerade auf Eis gelegt, aber doch ziemlich heruntergefahren. Im Wohnbereich stehen kühlende Tücher zur Verfügung, sogenannte «Super Cooling Towels», die mit Wasser nass gemacht und auf den Körper gelegt werden. «Das empfinden alle als sehr angenehm», sagt die Pflegedienstleiterin und lacht: «auch die Angestellten». Neben Getränken werden den Bewohnerinnen und Bewohnern an ausserordentlichen Hitzetagen mehr Früchte und auch mal eine Glace angeboten.
Zwar eilen die Mitarbeitenden im Alterszentrum auch an heissen Tagen von Zimmer zu Zimmer durch die Gänge. Dort aber stehen Ventilatoren, die Kühlung bringen. Und ihren Kasack, die Uniform-Bluse, dürfen sie gegen ein leichteres T-Shirt eintauschen.
Schon um 6 Uhr jäten und mähen
Die Mitarbeiter der Gemeindewerke Mägenwil-Wohlenschwil kommen höchst selten in den Genuss von Ventilatoren: Die meisten ihrer Arbeiten fallen im Freien an. Aber auch bei ihnen liegen im Tiefkühlfach Glaces bereit. «Da darf man sich bedienen», erklärt Andreas Bräuer, Leiter der Gemeindewerke. An Hitzetagen beginnen einige Mitarbeiter ihre Arbeit bereits frühmorgens, um 6 Uhr. «Bis 11 Uhr, maximal 12 Uhr sind anstrengende Arbeiten wie Jäten oder Mähen möglich», sagt Bräuer. Nachmittags wird im Schatten gearbeitet oder in Fahrzeugen, die über Klimaanlagen verfügen. «Trinken, trinken» gilt ohnehin für alle. Und abends früher heimgehen liegt zwischendurch auch mal drin, weil alle genügend Überzeit zu kompensieren haben.
Die Islandpferde grasen nachts
Arbeiten in der Mittagshitze, das vermeidet man auch in der Landwirtschaft. Auf Anfrage sagt Hilbert Heimgartner, Landwirt auf dem Mattenhof in Fislisbach, er habe diesen Morgen mit seiner Tochter bereits Holz gefräst und gespalten – aber nur bis 11 Uhr. «Brennholz ist auch jetzt gefragt, die Leute wollen grillieren», lacht er.
Heimgartner betreibt neben Rindermast und Ackerbau eine Pension für Islandpferde. «Die haben sehr heiss», meint Heimgartner. «Wir lassen sie zurzeit nur nachts zum Grasen auf die Weide.» Tagsüber bleiben die Pferde im Stall. Ausritte mit den Islandpferden werden in die Morgen- oder in die Abendstunden gelegt.
Etwas anders sieht die Situation bei seinen Rindern aus. Im Auslaufstall entscheiden sie selbst, ob sie sich in die Bruthitze im Freien wagen oder im Stall bleiben. «Wenn es so heiss ist, bleiben sie aber oft einfach irgendwo liegen», beobachtet Hilbert Heimgartner. – Und das würden viele Menschen wohl am liebsten auch tun.
Heidi Hess