Ammann und SBB erklären, warum das stille Örtchen beim Bahnhof kein öffentliches ist
Die Toilette im Mägenwiler Bahnhof ist verschlossen. Warum? Das wollte ein Mägenwiler wissen. Zu wenig genutzt, sagen die einen. Zu aufwendig und zu teuer der Unterhalt, die ...
Ammann und SBB erklären, warum das stille Örtchen beim Bahnhof kein öffentliches ist
Die Toilette im Mägenwiler Bahnhof ist verschlossen. Warum? Das wollte ein Mägenwiler wissen. Zu wenig genutzt, sagen die einen. Zu aufwendig und zu teuer der Unterhalt, die anderen.
Nur wenige Personen haben einen Schlüssel zur Bahnhof-Toilette in Mägenwil. Zu ihnen zählen unter anderem die Chauffeure der Regionalbusse Lenzburg. Alle anderen stehen vor verschlossener Türe. Da nützt auch der Aufkleber «Stossen» wenig. Ohne Schlüssel wird sich diese Türe zum stillen Örtchen keinen Spalt weit öffnen lassen.
Josef Vock, schon seit langem Bewohner des Quartiers Wolfboden beim Mägenwiler Bahnhof, ist auch im hohen Alter von 88 Jahren viel mit Bus und Zug unterwegs. Er spielt Schach in Fislisbach, trifft Gleichnamige im Niederwiler Josefsverein und fährt auch mal nach Baden. Als beim Gespräch mit Kollegen die Frage aufkam, warum die Bahnhoftoilette nicht benutzt werden könne, wollte er es genauer wissen. Umso mehr als sich Vock an Zeiten erinnert, als das Bahnhof-WC allen zugänglich war. Vock leitete die Frage an die Mägenwiler Ortspartei Mitte weiter – Vock war in den 1960er- und in den 1970er-Jahren nicht nur Gemeindeschreiber in Mägenwil, er politisierte in dieser Zeit auch selbst für die CVP (heute Mitte) im Grossen Rat des Kantons Aargau.
Gesucht: Einnahmen statt Ausgaben
Zwar kann der Mägenwiler Gemeindeammann Peter Wiederkehr das Toiletten-Problem nicht aus der Welt schaffen. Auf Vocks Frage aber weiss er eine Antwort. Und die ist einfach genug. Es geht ums Geld. «Wenn wir diese Bahnhof-Toilette offen lassen, muss die Gemeinde für den Unterhalt aufkommen.» Konkret: Mägenwil müsste das WC selbst bewirtschaften. Dazu gehört regelmässiges Reinigen, nachts die Türen verschliessen, um allfälligen Drogenkonsum zu verhindern, und den Toilettenraum überwachen lassen. Denn das Risiko vor Vandalismus und damit verbundene Mehrkosten bleibt gross – nicht nur in Mägenwil. Viele Gemeinden, so Wiederkehr, würden öffentliche WCs schliessen.
Und in Mägenwil fehlt das Geld. Weil man einen grossen Schuldenberg vor sich herschiebe, müsse die Gemeinde auf der Ausgabenseite umsichtig planen. «Wir suchen stattdessen», betont Gemeindeammann Wiederkehr, «Einnahmequellen».
Wenig Frequenz im Pendler-Bahnhof
Auch die SBB nimmt Stellung. Sie sagt, sie möchte ihren Kundinnen und Kunden «sichere, saubere und komfortable Toiletten bieten». Verfügbare Mittel würden so eingesetzt, dass möglichst viele profitieren. «Wird eine Toilette so gut wie nicht genutzt, rechtfertigen sich Investitionen und Betrieb nicht», schreibt die SBB. Wie häufig eine Toilette genutzt werde, hänge auch von der Aufenthaltsdauer am Bahnhof ab. Im typischen Pendler-Bahnhof Mägenwil sei sie sehr kurz. «Die folglich nur sehr sporadische Nutzung führt zu einem ungünstigen Verhältnis zwischen Aufwand und Kundennutzen, weshalb die Toilette bereits vor Jahren geschlossen wurde.» Josef Vock kann Antwort und Erklärungen nachvollziehen. Der Mann, der in jungen Jahren ein eigentlicher Bahn-Visionär war, wird auch künftig durchs Quartier und zum Bahnhof spazieren und auch immer wieder in einen Bus oder in einen Zug steigen.
Vock hatte bereits 1968 im Grossen Rat eine Bahn-Motion eingereicht: Er forderte damals im Zusammenhang mit der Durchbohrung des Heitersbergs den Bau einer unterirdischen Haltestelle im Rohrdorferberg und einen öV-Anschluss für die Region. Sein Vorstoss war chancenlos. Erst 2004 wurde die S-Bahn-Haltestelle Mellingen Heitersberg in Betrieb genommen.
Heidi Hess