Vom Beinbruch zur Bühnenkarriere als Trompeter
06.12.2024 MellingenDenis Zekirov ist Musiker aus Leidenschaft – er spielte schon an der Vereidigung von Bill Clinton
Sein Weg ist erstaunlich: Aufgewachsen in Mazedonien, spielte Denis Zekirov als Teenager vor Bill Clinton. Heute wohnt und wirkt der Trompeter in Mellingen.
Noch immer leuchten ...
Denis Zekirov ist Musiker aus Leidenschaft – er spielte schon an der Vereidigung von Bill Clinton
Sein Weg ist erstaunlich: Aufgewachsen in Mazedonien, spielte Denis Zekirov als Teenager vor Bill Clinton. Heute wohnt und wirkt der Trompeter in Mellingen.
Noch immer leuchten seine Augen, wenn er davon spricht. Der heute 45-jährige Trompeter und Perkussionist Denis Zekirov hatte im Alter von 13 Jahren seinen ganz grossen Moment. Er durfte die Vereidigung vom damaligen neu gewählten US-Präsidenten, Bill Clinton, musikalisch begleiten. Das erstaunt nicht, wenn man Zekirovs Lebensgeschichte liest.
Denis wächst in einer äusserst musikaffinen Grossfamilie in einem Romanes-sprachigen Viertel von Delchevo in Mazedonien auf. Bereits sein Ururgrossvater war ein talentierter Musiker und spielte leidenschaftlich Zurna, ein Doppelrohrblattinstrument mit trichterförmigem Schallbecher, welches zur Familie der Trichteroboen gehört. Sein Grossvater verschrieb sich ganz dem Tapan, einer zweifelligen Zylindertrommel und so kommt es, wie es kommen muss: Auch der kleine Denis springt irgendwann auf den musikalischen Zug auf.
Zuerst kam der Fussball
«Eigentlich schlug mein Herz zuerst nicht wirklich für die Musik», gibt er heute zu. «Fussballspielen fand ich viel interessanter.» Als sich Zekirov aber ausgerechnet beim Fussball das Bein bricht und lange im Gips herumhumpeln muss, weckt auf einmal eine Trompete seines Onkels, die verwaist in einer Ecke steht, sein Interesse. Denis beginnt zaghaft, sich mit dem Instrument auseinander zu setzen und bringt sich autodidaktisch das Spielen bei – natürlich mit aktiver Motivation und Mithilfe des Onkels. Durch Zufall wird er als Jugendlicher schliesslich von Esma Redzepova, der grossen mazedonischen Gypsy-Legende, als Nachwuchstalent entdeckt und erhält im Anschluss daran täglichen Unterricht an ihrer Musik-Akademie in Skopje.
Mit Redzepovas Entourage und nach abgeschlossener Musik-Ausbildung ist Zekirov fünf Jahre lang auf Welttournee, die ihn von Japan bis nach Mexiko und von Südafrika bis nach Russland führt. Gleich zu Beginn dieser langen Tournee kommt es auch zum Auftritt beim US-Präsidenten. Seit 2007 lebt der talentierte Musiker in der Schweiz.
«Der Löwe in mir erwacht»
Seine Musikstilrichtung lässt sich nur schwer zuordnen. «Ich spiele so ziemlich alle Musikstile», verrät Zekirov. Auf alle Fälle sprudeln seine Trompetensoli nur so vor Kreativität und ziehen das Publikum in einen Bann von grosser Intensität. «Wenn ich auf der Bühne stehe, erwacht der Löwe in mir» verrät Zekirov. Auch als temperamentvoller Sänger erobert er die Herzen seiner Zuhörerinnen und Zuhörer.
Seit 2013 tritt er regelmässig als festes Mitglied der Gruppe Ssassa auf. Diese ist eine der vielfältigsten Formationen der Schweizer Musikszene. Ihre Auftritte sind wahre Feuerwerke – Musik der Roma, albanische, griechische und mazedonische Musik, Flamenco-Stilelemente sowie türkische, kurdische, arabische und algerische Einflüsse zelebrieren ein musikalisch-tänzerisches Fest, das nicht selten bis tief in die Nacht hinein dauert.
Die Auftritte von Ssassa an Konzerten, Partys, Festivals und in Kleintheatern, aber auch in Schulen und an interkulturellen Veranstaltungen wie am Flüchtlingstag haben der Gruppe zu nationalem und internationalem Ansehen verholfen. Zekirov leitete zudem schon ein Kinderorchester im Rahmen von «Beyond Cultures» respektive «Musaik». Kinder zwischen 8 und 16 Jahren können sich bei ihm anmelden und in Mellingen oder Windisch kostenlos Instrumental- und Gesangsunterricht nehmen.
Komponieren und geistige Nahrung
Und was viele nicht wissen, Zekirov komponiert. Für die Ssassa-CD «Romano Kazani» hat er mehrere Lieder und Melodien geschrieben. Es passt. Zekirov trommelt gerne ständig mit seinen Fingern auf der Tischplatte und summt dabei. Ihm selber fällt es gar nicht mehr auf. «Ich habe ständig Melodien im Kopf», begründet er sein Verhalten. Zudem liest er viel. Er habe Bücher «en masse» in seinem Zuhause in Mellingen. Hier finde er geistige Nahrung, verbinde sich mit dem Universum und hole sich Inspirationen für künftige Musikkompositionen.
Täglich verbringt er viele Stunden mit Musizieren. Er feilt an seiner Perfektion und sinniert an einer nächsten Realisierung einer CD, und auch die Produktion eines Videos steht auf dem Radar. Aber schlussendlich habe er nur ein Ziel: «Menschen glücklich machen und sie mit meiner Musik beschenken».
Isabel Steiner Peterhans