Vom Lausbuben zum E-Commerce-Unternehmer
14.11.2025 MägenwilEin Gespräch mit dem Menschen und Unternehmer Roland Brack. Der Hauptsitz seines erfolgreichen Unternehmens befindet sich in Mägenwil
Die Aussenwahrnehmung zu Roland Brack: erfolgreich, geerdet, pragmatisch, visionär. Das Eigenbild von Roland Brack: Bünzli, Patriot, ...
Ein Gespräch mit dem Menschen und Unternehmer Roland Brack. Der Hauptsitz seines erfolgreichen Unternehmens befindet sich in Mägenwil
Die Aussenwahrnehmung zu Roland Brack: erfolgreich, geerdet, pragmatisch, visionär. Das Eigenbild von Roland Brack: Bünzli, Patriot, Early Adapter, Macher. Wer und wie ist Roland Brack wirklich?
Dem bekannten E-Commerce-Unternehmer und Gründer von brack.ch steckt das Handeln mit Produkten in der DNA. Roland Brack erinnert sich zurück an die Zeit, als «Modellflügerle» ein Hobby von ihm war. Die Flugzeug-Motörchen brauchten ein spezielles Benzin, das im ländlich geprägten Fricktal, seiner Heimat, nicht erhältlich war. Weite Fahrten mit dem Töffli waren nötig, etwa nach Rupperswil, um an den begehrten Treibstoff zu kommen. Dabei sei ihm die Idee gekommen, mehr Benzin zu kaufen, als für den Eigengebrauch nötig wäre. «Die zusätzlichen Mengen habe ich an meine Modellflugzeugkollegen weiterverkauft – mit einem kleinen Aufschlag.» Der Geschäftssinn in ihm hat erstmals durchgeschlagen.
Roland Brack sagt, er sei in einer intakten Familie aufgewachsen und habe eine schöne Kindheit verbracht. Es fällt der Ausdruck Lausbub. Eigensinnig sei er gewesen und nicht immer pflegeleicht für die Eltern. «Ich habe Grenzen ausgelotet und dabei auch die Folgen zu spüren bekommen.» Ins Detail will Roland Brack nicht gehen, verraten sei nur so viel: «Ich war ab und zu mit frisierten Töffli unterwegs » (verbotenerweise getunt; Anmerkung der Redaktion). Für ihn als Bub vom Land sei das Mofa wichtigstes Fortbewegungsmittel gewesen und gleichzeitig auch Transportmittel für die Modellflugzeuge. Ladefläche: der am Töffli montierte Veloanhänger.
Modellflugzeuge bauen und fliegen lassen, das faszinierte ihn und ja, Pilot als Beruf sei mal eine Option gewesen. Nach erfolgreich absolvierter fliegerischer Vorschulung (heute Sphair genannt) habe die Aussicht auf einen Arbeitsplatz in einem Kampfjet allerdings an Reiz verloren. In der Welt des Militärs habe er sich nicht wohl gefühlt und die Vorstellung, im Cockpit eines Zivilflugzeuges zu arbeiten, sei letztlich zu wenig herausfordernd gewesen – auf Neudeutsch: Pilot hat nicht mit seiner DNA gematcht, obwohl Roland Brack die Lizenz zum Steuern von kleinen einmotorigen Flugzeugen hatte.
Zurück zu den Eltern: Sie haben aus der Sturheit ihres Sohnes eine Tugend gemacht und ihm Eigenverantwortung als Programm mit auf den Weg gegeben: «Mach was du willst, es ist dein Leben, aber trage stets die Verantwortung für dein Tun», so lautete die elterliche erzieherische Einstellung, deren Fundament Vertrauen war. Ein Prinzip, das Roland Brack als Unternehmer gerne an seine Angestellten weitergibt – «macht, was ihr für richtig haltet, bedenkt dabei aber die Konsequenzen, die es zu tragen gilt», lautet sein Credo. Es sei dieses Urvertrauen, das es ihm erlaube, als vielbeschäftigter und stark engagierter Unternehmer, Investor, Manager, VR-Mandatsträger etc. Zeit für sich zu finden, Zeit für seine Liebsten, seine Hobbys oder auch für seine TV-Teilnahme bei «Die Höhle der Löwen Schweiz». Loslassen statt Mikromanagement lautet seine Devise. Ein Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden betreiben, dazu etliche Engagements in Startup-Projekten – «alles andere als delegieren und vertrauen ist in meiner Position undenkbar», sagt Roland Brack.
Menschen im Betrieb haben, die seine Kompetenzen parziell übertreffen, gehöre zum Erfolgskonzept: «Wenn mir damals, als ich das Unternehmen noch selber führte, ein Bereichsleiter oder eine Bereichsleiterin erklärte, wie ein Arbeitsprozess funktioniert und nicht umgekehrt ich ihnen, fühlte ich mich als Chef super.» In seinem Alter sei die Gefahr, durch kompetentes, ehrgeiziges Personal unter Druck zu geraten, nicht mehr gross, «ich muss nichts mehr beweisen und kann gut aus der zweiten Reihe führen». Roland Brack greift zur Metapher und sagt, er spiele heute lieber die Pässe, das Toreschiessen überlasse er den anderen.
Roland Brack sagt auch, er suche das Rampenlicht nicht, trotzdem habe er zugesagt, bei der TV-Realityshow «Höhle der Löwen Schweiz» mitzumachen. Das Format habe ihm gefallen und es sei ja nicht «Der Bachelor».
Grossvater als erster Investor
Startups unterstützen, engagierten jungen Menschen zeigen, wie erstrebenswert Unternehmertum sein kann, ihnen dabei helfen, eine Idee in ein Geschäftsmodell zu transferieren, findet Roland Brack sinnstiftend. Blickt er auf seine Anfänge zurück, erwähnt er seinen Grossvater. Der habe als Landwirt auch ein unternehmerisches Denken gehabt und ihm unter die Arme gegriffen: «Als ich eine erste grössere Bestellung im Ausland mit Vorauszahlung machen musste, hat er mir mit einem Darlehen ausgeholfen.» Seine Eltern hätten eine andere Einstellung dazu gehabt, fanden nicht so toll, was ihr Sohn da macht, «sie rieten mir, Geld besser auf der Bank anzulegen als es zu investieren.» Nach dem Verkauf der Ware habe er das Darlehen zurückbezahlt.
So reibungslos ist die Karriere des Roland Brack nicht immer verlaufen. Er habe Rückschläge hinnehmen müssen, keine grösseren, aber viele kleine. Dass mal etwas nicht funktioniert oder schiefgeht, gehöre zum Unternehmertum: «Wer viel probiert, scheitert auch viel.» Wichtig sei die Früherkennung, ein Geschäftsmodell verwerfen, solange es noch nicht zu spät ist, sprich systemrelevant.
All in – das gilt für Roland Brack in Bezug auf sein Engagement als Unternehmer. Alles geben, kompromisslos, aber nicht planlos. Risiken minimieren, sprich durch präventive Massnahmen zu reduzieren, gehöre zum Risikomanagement. Alles geben und Grenzen verschieben, auch das ist ein Wesenszug des gelernten Elektromechanikers.
Der Traum von der Pfadi
In diesem Zusammenhang sei das Rad der Zeit nochmals zurückgedreht: Als Bub wäre Roland Brack gerne in die Pfadi gegangen, die organisatorische Struktur des Elternhauses hätte das zeitlich aber nicht zugelassen. Das soziale Umfeld eines Vereins habe ihm dadurch gefehlt und damit auch eines, in dem Teamfähigkeit ein wichtiger Faktor ist. Erst während der Lehre in der ABB habe er diese Eigenschaft in sich entdeckt und zur Entfaltung bringen können.
Die Story dazu: Im Rahmen des ABB- 100-Jahre-Jubiläums 1991 hat der damalige Stift Roland Brack an einem Lehrlingsprojekt mitgemacht, bei dem ein Solarmotorrad gebaut wurde. Ein technisches Feld, für das er ein Jahr zuvor als Teilnehmer bei der Tour de Sol Feuer gefangen hatte. Ein Nachbar habe ihn damals zum Mitfahren an diesem Anlass für mit Solarenergie angetriebene Elektrofahrzeuge eingeladen.
Beim ABB-Lehrlingsprojekt lernte Roland Brack Leute kennen, die wie er sehr technikaffin waren – man kann von Networking sprechen. Ein Jahr später baute er ein weiteres Solarmobilfahrzeug, dieses Mal zusammen mit Kollegen von der ETH. Das gemeinsam konstruierte Dreirad sei weltweit das erste Fahrzeug gewesen, das seine Antriebsenergie aus Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren zog. Man kann somit von einem Pionierprojekt sprechen mit Roland Brack mittendrin. In der Konstruktions- und Bauphase dieses Solardreirades sei der Teamgedanke wichtig gewesen. Roland Brack erinnert sich an diese Zeit zurück, die geprägt war von extremen Belastungssituationen, immer kurz vor dem Scheitern, immer wieder motivieren, unter Zeitdruck weitermachen, nächtelang dranbleiben – das Team hart an der Grenze der Machbarkeit bei Laune zu halten, sei für ihn eine spannende Führungserfahrung gewesen und eine Art von Ersatz eines Vereinslebens. In der Jugend sei er eher der Einzelgänger gewesen, dank seiner (geteilten) Leidenschaft für die Technik habe er sich über den Weg von gemeinsamen Projekten zum Teamplayer sozialisiert.
Ich bin ein grosser Fan der Schweiz
Zur Frage, ob er in seiner aussergewöhnlichen Position als äusserst erfolgreicher Unternehmer und Mann der Öffentlichkeit, Stichwort TV-Prominenz, eine soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft verspüre, zögert Roland Brack mit seiner Antwort keine Sekunde: «Ja, klar.» Verantwortung würden wir als Mitglieder der Gesellschaft per se alle haben, er vielleicht noch ein bisschen mehr, «weil ich für viele Menschen auch eine Art von Vorbild bin.»
Bei der Frage nach seiner Einstellung als Unternehmer zum Standort Schweiz sagt Roland Brack, er sei Bünzli und Patriot. Dann spricht er von einem Lebenslauf, der im Vergleich mit anderen Menschen ausgesprochen langweilig sei, «ich bin in der Schweiz geboren, hier aufgewachsen und lebe immer noch hier – ja, ich bin ein grosser Fan der Schweiz und fühle mich mit diesem Land stark verbunden.»
Verbunden fühlt er sich auch mit Mägenwil, dem Hauptsitz des Unternehmens Brack.ch. Roland Brack betont die ideale Verkehrsanbindung an das Strassen- und Bahnnetz. Ein Faktor, der im Zusammenhang mit dem Wachstum der Firma immer wichtiger wurde, das Stichwort dazu lautet Personalakquisition. Der Bedarf an Spezialistinnen/Spezialisten, der mit dem Firmenwachstum zugenommen habe, habe sich auch auf das Einzugsgebiet ausgewirkt, es sei immer grösser geworden und erstrecke sich von Basel bis in die Innerschweiz, von Winterthur bis ins Bernische.
Roland Brack streicht weitere Vorteile heraus, die die pulsierende Region an der A1 im Vergleich mit Bözen, seinem eher ländlich geprägten Wohnsitz, zu bieten hat – längere Öffnungszeiten von Tankstellenshops zum Beispiel gehören dazu oder ganz allgemein ein dichteres Angebot an Einkaufs- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Ein paar Jahre hat der Firmenchef in Mägenwil gewohnt, der Mix aus Natur und urbanem Touch habe ihm gefallen. Er sei viel mit dem Bike unterwegs gewesen, habe dabei die umliegenden Naherholungsgebiete buchstäblich erfahren.
Vorteil Bözen: das Klima. «Man fährt an vielen Tagen der Herbst- und Wintermonate auf dem Weg zur Arbeit von der Sonne in den Nebel und bei der Rückkehr wieder aus dem Nebel hinaus.» Apropos fahren: Seit 2002 ist Roland Brack ein leidenschaftlicher Offroad-Rallyepilot. Nebst Biken eine zweite grosse Leidenschaft von ihm. Zusammen mit seiner langjährigen Beifahrerin Carmen Hrup hat der Technik- und Motorsport-Freak viele beachtliche Erfolge erzielt, hauptsächlich im Balkan. Dass im Offroad-Cockpit eine Frau mitfuhr, hatte einen praktischen Grund: Roland Brack lobt die Fähigkeit seiner Beifahrerin, während Stunden bei strapaziösen Etappen hoch fokussiert bleiben zu können. Er hätte das so nicht gekonnt – sagt der Mann, der von sich behauptet, kein Visionär, sondern ein Early Adapter und Macher zu sein. – In der Summe ergibt das Brack.ch.
Jil Lüscher








