Die Umfahrung ist bei Töff- und Auto-Posern beliebt – zum grossen Leidwesen der Anwohnenden
«Viel zu laut», sagt eine Büblikerin und: «Wir leiden sehr darunter». Sie erzählt von Töff- und Auto-Posern auf der Umfahrung, die an ...
Die Umfahrung ist bei Töff- und Auto-Posern beliebt – zum grossen Leidwesen der Anwohnenden
«Viel zu laut», sagt eine Büblikerin und: «Wir leiden sehr darunter». Sie erzählt von Töff- und Auto-Posern auf der Umfahrung, die an schönen Tagen mit ihren heulenden Motoren die Ruhe stören.
Kaum haben sie den Kreisel passiert, drehen sie die Motoren auf, beschleunigen und knattern lautstark über die Umfahrungsstrasse – Töff- und Auto-Poser sind unterwegs. «Viel zu laut», sagt Carmen Müller, die mit ihrem Mann seit 2007 am Hang in Büblikon in der Gemeinde Wohlenschwil wohnt. An schöner Lage, mit Blick zur Altstadt Mellingen und zum Rohrdorferberg. Seit 2022 liegt dazwischen die Umfahrung. Mit dem Verkehrsrauschen hätten sie sich arrangiert, wenn auch ungern. Die Müllers schliessen nachts Rollläden und Fenster, weil sonst Scheinwerferlicht und Lärm ab 4 Uhr morgens in ihr Schlafzimmer dringen. Die Umfahrung, meint sie, bringe ihnen auch Vorteile. «Wir sind von Büblikon aus schneller beim Bahnhof Heitersberg.»
«Völlig sinnlos, dieser Lärm!»
Aber die Poser, die ihre leistungsstarken Autos und Motorräder mit manipulierten Auspuffanlagen unnötig aufheulen lassen, machen ihr Sorgen. «Wir leiden darunter. Völlig sinnlos, dieser Lärm!» Carmen Müller sitzt am Esstisch. Sie erzählt von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Wegen der herbstlich kühlen Temperaturen sind die Fenster geschlossen. Ohnehin ist zu dieser Tageszeit wenig Verkehr, getunte Fahrzeuge sind keine unterwegs. Lärm-Poser tauchen erst auf, wenn der Werkverkehr nach Feierabend eingeschlafen ist. Auch an Samstagnachmittagen oder an Sonntagen nutzen sie die freie Strasse als Rennstrecke. Vor allem im Sommer. Dann, wenn sich viele auf Balkonen, in Gärten und auf Terrassen aufhalten und die Ruhe geniessen. «Autos oder Motorradfahrer in Gruppen geben Gas, lassen ihre getunten Fahrzeuge laut aufheulen und fahren hin und her», sagt Müller. «Von einem Kreisel zum anderen.»
Seit rund zwei Jahren beobachte sie dieses Phänomen. Sobald die Tage länger werden, geht es los. Mehrmals in der Stunde würden sie vom Krach der laut röhrenden Motoren aufgeschreckt. Es mache sie wahnsinnig, meint sie. «Innerlich aggressiv, weil ich mich diesem unsinnigen Verhalten ausgeliefert fühle», sagt Müller. Die Apothekerin sagt es ruhig. Aber ihre Miene ist ein Fragezeichen: «Was tun?» Kann die Gemeinde nicht «Lärmemissionsradare» aufstellen?
Polizei patrouilliert und zeigt an
Bei der Regionalpolizei Rohrdorferberg weiss man von den Posern. Daniel Bodenmann, stellvertretender Polizeichef der Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal (Repol), erklärt: «Wir kontrollieren regelmässig, auch in Zivilfahrzeugen.» Wenn die Patrouille Lenker beim Posen erwische, werden sie verzeigt. Zum Beispiel wegen technischer Abänderungen am Fahrzeug, unerlaubtem Montieren fremder Fahrzeugteile oder unnötigem Verursachen von Lärm. «Dazu zählen auch offene Auspuffklappen, welche Autos und Töffs laut knallen lassen oder durchdrehende Reifen.» Fehlbare Lenker werden bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, mit Kopie ans Strassenverkehrsamt. Eine solche Anzeige kann dazu führen, dass Fahrzeuge mit unerlaubten Abänderungen vom Strassenverkehrsamt zur Prüfung aufgeboten werden. Bodenmann weist aber auch darauf hin, dass Lärmkontrollen nur eine von vielen Aufgaben der Repol seien.
Auf dem politischen Parkett engagieren sich die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter und Mitstreitende in mehreren Vorstössen für die Einführung von Lärmblitzern und Fahrverboten für besonders laute Fahrzeuge. Einige Kantone testen den Einsatz von Lärmblitzern bereits im Pilotprojekt.
Heidi Hess