Wo das Zmorgekafi auch Kennenlernbörse ist
07.03.2025 StettenSeit 1961 gibt es den Frauenverein, zu dem auch der Familienträff gehört – ein Gespräch über «frischen Wind» und Integration im Dorf
Bei diesem Gespräch wird viel gelacht. Es geht um Kartoffeln an einer GV, um den Vorstand, der im mitgliederstarken ...
Seit 1961 gibt es den Frauenverein, zu dem auch der Familienträff gehört – ein Gespräch über «frischen Wind» und Integration im Dorf
Bei diesem Gespräch wird viel gelacht. Es geht um Kartoffeln an einer GV, um den Vorstand, der im mitgliederstarken Verein sowohl auf Kontinuität als auch auf Erneuerung setzt und das Dorfleben vielfältig bereichert.
Ende Januar fand im 2500-Seelen-Dorf Stetten die Generalversammlung des Frauenvereins und Familieträffs Stetten statt. Sie war auffallend gut besucht: An die 80 Mitglieder von insgesamt 145 kamen, um den Traktanden zu folgen. Zu den wichtigsten zählte der Wechsel im Vorstand: Drei langjährige Vorstandsfrauen traten zurück, vier neue Frauen wurden gewonnen.
Lockte der Wechsel im Vorstand? Kamen die Mitglieder deshalb in grosser Zahl an die GV, möchte die Reporterin von den Vorstandsfrauen wissen. Die vier Frauen schauen sich an. Schelmisch lachend meint Isabel Kreyenbühl: «Vielleicht eher wegen der Kartoffeln?» Mit Gschwellti und Käse beginne jede GV des Frauenvereins, erst danach gehe es zügig durch die Traktanden, um mit einem Dessertbuffet, das die Mitglieder selber zusammenstellen, zu enden. Käthi Schenk erklärt in der Folge etwas ernsthafter, ihre Generalversammlungen seien seit jeher gut besucht gewesen.
«Zmorgekafi» – ein Türöffner
Die Seniorin, die sich ein bisschen als «Grosi» der fröhlichen Truppe fühlt, muss es wissen. Schenk besuchte das Zmorgekafi – eines von vielen Vereinsangeboten – mit ihren kleinen Kindern erstmals vor vierzig Jahren. Damals war sie neu in Stetten. «Für mich war dieses Angebot ein Türöffner zu den Menschen im Dorf», sagt sie. Seit 2011 arbeitet sie im neunköpfigen Vorstand mit. Und weil der Verein ohne Präsidium agiert, leitet Käthi Schenk auch die sechs bis acht Sitzungen im Jahr. «Das alles», betont Schenk, «ist für mich sehr wertvoll.» Durch die Generalversammlungen führt jeweils Aktuarin Madeleine Riedi, die seit 2017 im Vorstand ist und ein weiteres Jahr anhängen wird, um Kontinuität zu gewährleisten. Riedi sagt: «Wir freuen uns über neue Mitglieder.» Denn im Verein, der 1961 als katholischer Frauenverein gegründet wurde, sind auch viele ältere (Ehren-)Mitglieder. Dem Aargauer Katholischen Frauenbund ist der Verein auch heute noch angeschlossen und profitiert von dessen Kursangebot. Käthi Schenk erklärt: «Das war einst ein sehr, sehr katholischer Verein, heute sind wir sehr, sehr ökumenisch.» Zu den Neuen im Verein gehört Tanja Ruschke. Auch sie besuchte mit ihren Kindern das Zmorgekafi, wo sich alt und jung trifft und der Nachwuchs in der Kinderecke spielen kann. «Die Kinder sind hier sehr willkommen, auch bei älteren Besucherinnen und Besuchern», so Ruschke, die mit neuen Ideen in den Verein kommt – etwa einem Kurs zu KI-Tools, was als Bereicherung wahrgenommen wird.
Die «stille Freundin»
Jüngere und Ältere, in herzlicher Verbundenheit. Schon seit Jahren pflegt der Verein auch einen – freiwilligen! – Brauch «Stille Freundin». Aus einem Topf ziehen Vereinsmitglieder einen Zettel mit Name, Adresse und Geburtsdatum. Diese Angaben behalten sie für sich, überraschen das zugeloste Vereinsmitglied dann aber im Verlaufe des Jahres als «Stille Freundin» mit kleinen Aufmerksamkeiten. «Eine sehr schöne Geste», meint Tanja Ruschke. Vor allem aber eine Geste die Zusammenhalt und Integration ebenfalls fördert. Auf seiner Webseite stellt sich der Verein vor: «Wir bieten Interessierten ein spannendes Freizeitangebot. Ob Familienfrau, Berufstätige oder Rentnerin – unsere Mitglieder wollen ihre Freizeit gerne gemeinsam aktiv gestalten. Vorträge, Reisen, Besichtigungen, kirchliche Veranstaltungen oder Kurse: In fast jedem Monat steht bei uns etwas in der Agenda – ideal auch für Neuzuzügerinnen.»
Natürlich würden sie ihren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt im Dorf leisten. Sie seien aber keinesfalls die einzigen, betonen die vier Frauen. «Das tun auch die Turn- und Sportvereine, der Natur- und Vogelschutzverein Stetten, der Modellflugsportverein, die Theatergruppe Sketsch und viele weitere Vereine im Dorf.» Und die Zusammenarbeit untereinander funktioniere sehr gut, sagen sie.
Heidi Hess
Flohmarkt
Am 15. März organisieren Frauenverein und Familieträff Stetten von 10 bis 13 Uhr an der Eichhofstrasse 1 einen Flohmarkt. Spielsachen, Pflanzen, Kleider und Schmuck suchen ein neues Zuhause. – Mehr Infos: frauenverein-stetten.ch (hhs)