Stellen Sie sich vor, ein Vater begleitet sein Neugeborenes durch die ersten Lebensmonate – nicht nur für zwei Wochen, sondern gleichwertig zur Mutter. Oder Eltern gestalten ihre Arbeitszeit flexibel um das Familienleben, nicht umgekehrt. Was utopisch klingt, ist der Kern einer ...
Stellen Sie sich vor, ein Vater begleitet sein Neugeborenes durch die ersten Lebensmonate – nicht nur für zwei Wochen, sondern gleichwertig zur Mutter. Oder Eltern gestalten ihre Arbeitszeit flexibel um das Familienleben, nicht umgekehrt. Was utopisch klingt, ist der Kern einer aktuellen Volksinitiative in der Schweiz: die Initiative für eine echte Elternzeit.
Gefordert werden 24 Wochen Elternzeit – flexibel aufteilbar zwischen beiden Elternteilen. Das ist mehr als Symbolpolitik. Es geht um Gleichstellung, um kindgerechtes Aufwachsen und um eine moderne Arbeitswelt.
Derzeit stehen in der Schweiz der Mutter 14 Wochen Mutterschaftsurlaub zu. Väter erhalten zwei Wochen – ein Fortschritt gegenüber früher, aber im internationalen Vergleich bleibt die Schweiz im hinteren Mittelfeld. Länder wie Schweden oder Island zeigen, wie es besser geht: mit Elternzeitmodellen, die partnerschaftlich gedacht sind und echte Wahlfreiheit bieten.
Kritiker befürchten Mehrkosten für Unternehmen und den Staat. Doch Studien zeigen: Familienfreundliche Arbeitsmodelle zahlen sich aus – durch höhere Zufriedenheit, weniger Burnout, geringere Fluktuation. Und vor allem: durch Kinder, die in stabileren, präsenteren Beziehungen aufwachsen.
Flexible Elternzeit ist kein Luxus, sondern eine Investition in die Zukunft. Sie entlastet Mütter, die bislang oft alleinverantwortlich in der Care-Arbeit stecken, und stärkt Väter in ihrer Rolle. Nicht zuletzt ermöglicht sie es auch gleichgeschlechtlichen Paaren oder Patchworkfamilien, Verantwortung fair zu teilen.
Auch in ländlichen Regionen wie unserer spielt das Thema eine Rolle: Wer will, dass junge Familien hier bleiben, braucht passende Rahmenbedingungen. Flexible Elternzeit schafft Perspektiven – beruflich wie familiär.
Es geht nicht darum, Eltern vorzuschreiben, wie sie ihr Familienleben zu gestalten haben. Sondern ihnen Zeit zu schenken, um es selbstbestimmt zu tun. Und ist Zeit nicht das Wertvollste, was wir unseren Kindern mitgeben können?