Der Direktor der Aargauischen Industrie- und Handelskammer hielt ein interessantes Referat
Beat Bechtold vertritt viele Aargauer Unternehmen in seinem Beruf. Die Region, insbesondere Mägenwil und Mellingen sind ihm nicht fremd.
Mellingen: Zentrumsstädtli ...
Der Direktor der Aargauischen Industrie- und Handelskammer hielt ein interessantes Referat
Beat Bechtold vertritt viele Aargauer Unternehmen in seinem Beruf. Die Region, insbesondere Mägenwil und Mellingen sind ihm nicht fremd.
Mellingen: Zentrumsstädtli mit Potenzial?», lautete der neugierig machende Titel eines Referats, zu dem die FDP Mellingen einen prominenten Redner in die Stadtscheune eingeladen hatte. Der Wirtschaftsmann Beat Bechtold (48), Direktor der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK), «ist an vielen Fronten aktiv», stellte Franziska Rubi den Redner vor. Bechtold kennt die Region bestens, wie er schnell klar machte. «Ich bin mit Mellingen stark verbunden und habe vier Jahre hier die Bezirksschule besucht», erzählte der Mägenwiler, «wir fuhren jeweils mit dem Töffli hin, obwohl wir das nicht durften.» Bechtold war auch Präsident der FDP-Ortspartei Mägenwil und sein Vater sass im Gemeinderat. Seit vier Jahren lebt er nun in Birr mit seiner Familie, wo er sich auch in der Finanzkommission engagiert.
Faktoren für eine starke Wirtschaft
Bechtold charakterisierte in einem Überblick die Wirtschaft des Kantons und nannte Faktoren für eine starke Wirtschaft. Der Aargau sei ein starker Industrie- und Exportkanton – der fünftgrösste der Schweiz, erklärte er. Eine gute Infrastruktur, gesunde Finanzen und genügend Arbeitskräfte seien sehr wichtig. Zur Infrastruktur sagte er: «Rasche und effiziente Bauverfahren sind das A und 0.» Wenn Firmen bauen wollten, werde es kompliziert. Man müsse aber auch Verständnis für die ständig kritisierten Baubehörden aufbringen – Baueingaben in guter Qualität würden nützen. Dafür wünsche sich die Wirtschaft, dass die Behörden «auch mal ein Auge zudrückten». Zur Arbeitskräftesituation meinte Bechtold, die Bevölkerung altere, Arbeitskräfte fehlten. «Jedes Potenzial muss ausgeschöpft werden». Die AIHK unterstütze Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familien und Beruf. Unternehmen sollten aber nicht zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Der Kanton stehe in der Pflicht. Zur Zuwanderung meinte der Redner, diese sei wichtig und nötig. «Politisch müssen jedoch Lösungen gefunden werden, um die negativen Aspekte zu reduzieren.» Als Beat Bechtold auf Mellingen zu sprechen kam, horchten die Anwesenden auf.
Den Steuerfuss von 110 Prozent bezeichnete er als «nicht so schlecht». Der Normsteuerertrag liege mit 2555 Franken zwar unter dem Durchschnitt von rund 3000 Franken im Kanton und Mellingen sei beim Finanzausgleich eine Empfängergemeinde. Positiv wertete der AIHK-Direktor aber den sogenannten Altersquotienten. «Mellingen hat eine starke Erwerbsbevölkerung, die hier wohnt und Steuern zahlt.» Auch wachse Melllingen dank des Geburtenüberschusses. Was lässt sich daraus ablesen? «Mellingen ist ein Zentrumsstädchen mit grossem Potenzial und einer guten Erwerbsbevölkerung.», so Bechtold. Es sei verkehrsmässig gut erschlossen, habe gute Schulen und Naherholungsgebiete. Beat Bechtold lobte die aktuelle Zentrumsplanung, welche Unternehmen anziehen könnte, als «visionär».– Wenn es Mellingen gelinge, dass die junge Bevölkerung in der Gemeinde wohnhaft bleibe, getätigte Investitionen später durch Steuersenkungen abgeschöpft werden könnten und Mellingen mit anderen Gemeinden zusammenarbeite, verspreche das Erfolg. Der öffentliche Anlass am Mittwochabend hätte mehr Publikum verdient. Es kamen, wohl wegen des schönen Wetters, nur wenige. Der Stadtrat war dafür mit zwei Mitgliedern und der Stadtpräsidentin sehr gut vertreten.
Marc Benedetti