2,4-Tonnen-Batterie für Holsteinfarm
24.06.2025 FislisbachDie Holsteinfarm von Toni und Daniel Peterhans ist der erste energieautarke Agrarbetrieb im Aargau
Sie ist seit zwei Wochen in Betrieb: Die 2,4 Tonnen schwere Batterie speichert die gewonnene Energie der Photovoltaikanlagen auf den Stallgebäuden. Damit ist die Hohlsteinfarm von Toni ...
Die Holsteinfarm von Toni und Daniel Peterhans ist der erste energieautarke Agrarbetrieb im Aargau
Sie ist seit zwei Wochen in Betrieb: Die 2,4 Tonnen schwere Batterie speichert die gewonnene Energie der Photovoltaikanlagen auf den Stallgebäuden. Damit ist die Hohlsteinfarm von Toni Peterhans energieautark.
Es ist die erste Powerbox 215, die bei einem Aargauer Landwirtschaftsbetrieb eingebaut wurde. Techniker der Elektro Flückiger +Frei AG installierten kürzlich den Batteriespeicher im Trafohaus neben der Holsteinfarm des Fislisbacher Landwirts Toni Peterhans. Damit ist Peterhans im Kanton der erste autarke Landwirtschaftsbetrieb und somit auch ein Vorzeigeobjekt. Nicht weiter erstaunlich, dass vom Werk aus China eigens ein Systemoperator einflog, um den neuen Batteriespeicher mit der bereits vorhanden Photovoltaikanlage zu konfigurieren. «Bruce» benötigte allerdings einen halben Tag länger als geplant und übernachtete deshalb in der Linde in Fislisbach. Danach ging es direkt weiter in die Innerschweiz, wo er weitere Batteriespeicher in Betrieb nahm.
Batteriespeicher entlasten das Netz
Toni Peterhans setzt seit längerer Zeit auf Photovoltaik-Anlagen auf der Scheune und dem Stallgebäude. Die letzte Anlage stellte er im Juni 2024 fertig. Wegen der Grösse der Anlage musste, um den Strom ins Netz einspeisen zu können, eine neue Trafostation gebaut werden.
Peterhans setzte aber bei seiner Vision noch eins drauf. Er wollte den selbst produzierten Strom für seinen Betrieb nutzen und autark werden. Das heisst, ohne Strom aus dem Netz auskommen. Dank dem kürzlich installierten Batteriespeicher ist seine Vision Realität geworden. Der Futtermischer, die Melkanlage, die Silofräse und andere Verbraucher werden vom eigenen Strom gespiesen. Peterhans sagte bei der Installation der Batterie: «Bisher war ich Milchbauer und Ackerbauer. Von heute an bin ich auch autarker Energiewirt.» Stefan Pfister, Technischer Planer bei der Frima Alpvolt sagt: «Es macht für Landwirtschaftsbetriebe durchaus Sinn, den aus grossen Photovoltaik-Anlagen produzierten Strom mit einer Batterie zwischenzuspeichern.» Oliver Pel, Mitglied des Verwaltungsrats der Firma Alpvolt AG, fügt an: «Das ist nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die Allgemeinheit ein Benefiz, da so das Stromnetz entlastet wird», sagt. «Wir sind froh, dass alles nun geklappt hat.» Damit sprach er an, dass die Batterie schon Ende März geliefert werden sollte.
Trafohaus musste angepasst werden
Es brauchte viel Geduld, bis die von der Firma Alpvolt bestellte Batterie in Fislisbach auf der Holsteinfarm eintraf. Zuerst konnte der Frachter den Suezkanal nicht passieren und musste die weitere Route um das Kap Hoorn nehmen. Dann blieb der Transport beim Zoll hängen. Eingetroffen bei Peterhans in Fislisbach, stellte sich heraus, dass die 1,4 Meter lange, 1,2 Meter breite und 2,20 Meter hohe und 2400 Kilogramm schwere Batterie nicht durch die Türe des Trafohauses passte. Kurzerhand wurde eine neue Türe an der Stirnseite des Hauses eingebaut und an ihren vorgesehenen Platz gestellt. Die Batterie kann 200 Kilowatt Strom pro Stunde speichern. Das entspricht drei kompletten Autoladungen oder dem Strombedarf von zehn Einfamilienhäusern. «Der Preis für eine Speicherbatterie hat sich inzwischen halbiert», so der Landwirt. Deshalb lohne es sich für ihn mehr, den Strom selber zu verbrauchen als ihn ins Netz einzuspeisen. Bekanntlich sind die Strompreise wieder am sinken und somit fällt auch die Vergütung von eingespeistem Solarstrom.
Neue Projekte und Visionen
Bereits ist Peterhans daran, weitere Projekte umzusetzen. Zurzeit baut er einen neuen Stall für seine Holsteinkühe. Bewilligt ist nicht nur der Stall, sondern auch eine grosse Photovoltaik-Anlage mit circa 500 Kilowattpeak Leistung. Ob Peterhans diese Anlage verwirklicht, ist aber nicht in Stein gemeisselt. Für den eigenen Betrieb produzieren die bisherigen Anlagen bereits genügend Strom, eine zusätzliche Anlage braucht der Betrieb deshalb nicht. «Es könnte nach dem 1. Januar 2026 interessant für Private oder auch für die Gemeinde werden», so Oliver Pel von Alpvolt AG. Dann werde es möglich, dass sich verschiedene Endverbraucher virtuell zusammenschlössen. Eine Gemeinde könnte den Strom von Photovoltaik-Anlagen speichern und zum Beispiel für eine E-Tankstelle verwenden nach dem Motto, «produziert in der Region für die Region».
Batterie- statt Viehschau
Statt einer Viehschau gibt es auf der Holsteinfarm eine Batterieschau. Die neue Powerbox kann auf der Holsteinfarm in Fislisbach am 11. Juli bei einem Fürobig-Bier, ab 16 Uhr oder am 12. Juli ab 9 Uhr bei Kaffee und Gipfeli angeschaut werden. Anmeldung unter: events.alpvolt.com/batterieschau.
Debora Gattlen